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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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zu uns aufnehmen wollen - Sie finden uns in Blue Kills Beach.
    Ich gebe Ihnen gern die Nummer, unter der wir zu
    erreichen sind.«
    »Hören Sie, mein Lieber. Wenn Sie meinen, daß Sie uns bluffen können, liegen Sie schief.«
    Also beschrieb ich ihm ausführlich das Abflußrohr und das, was wir taten, um es dichtzumachen.
    Das Fenster des Omni war inzwischen eine Art
    Fernsehschirm geworden, auf den sämtliche Medien wie gebannt starrten. Ich kurbelte es runter und legte das Gespräch auf Lautsprecher um, damit alle mithören
    konnten. Insgesamt war es ruhig und sachlich, absolut kein Theater. Ich bemühe mich bis zur Selbstverleugnung um Höflichkeit, und Typen, die mit der Leitung großer Chemiebetriebe betraut sind, nehmen sich meistens
    zusammen - im Gegensatz zu ihren Bossen. Wer
    hochgeht wie eine Rakete, das sind die PR-Leute und die Vorstände, weil sie keine Ahnung von Chemie haben. Sie können sich nicht vorstellen, daß sie unrecht haben.
    Eine halbe Stunde später meldeten mir unsere Taucher, jetzt käme nichts mehr aus dem Abflußrohr.
    Mittlerweile war ich Manegendirektor in einem
    ausgewachsenen Medienzirkus. Alle Kamerateams
    mußten mit dem Zodiac vor Ort gebracht werden, eine
    spannende Fahrt durch die Brandung erleben,
    Gelegenheit bekommen, unsere Taucher zu filmen, auf
    der Blowfisb rumzutapern und die Schiffskatze zu streicheln. Debbie blieb unterdessen am Strand,
    beschwichtigte die Wartenden, gab Interviews, erzählte Witze und Anekdoten aus dem Umweltkrieg und stellte
    sich später der kleinen Armee entgegen, die die Firma in Marsch gesetzt hatte. Glücklicherweise war sie wie
    geschaffen dafür: zum Anbeißen niedlich, aber knallhart, schlagfertig und sehr, sehr clever. Nicht die wirre
    Extremistin, Feministin und Lesbe, auf die die Typen gehofft hatten.
    Für einen großen Laden reagierten die Schweizer
    Schweine ziemlich schnell. Sie hatten ihre
    Pressemitteilungen bereits fotokopiert, und gebündelten Bockmist über Tropfen in Kesselwagen und die
    Segnungen der chemischen Industrie hatten sie sowieso auf Lager. Man kennt das ja: »Diese Verbindungen
    verteilen sich rasch und gefahrlos in einer Lösung, die aus Wasserstoff, Sauerstoff, Natriumchlorid und anderen anorganischen Salzen besteht. Klingt das bedrohlich?
    Durchaus nicht. Wahrscheinlich haben Sie sogar schon einmal darin gebadet - so nämlich würde ein Chemiker Meerwasser beschreiben.« Das ist die Art
    Klugscheißerei, die Fernsehreporter gern plagiieren und für ihre eigene ausgeben - sie versehen ihre Storys mit einem rosigen Schluß, und damit geben sie zu den
    strahlenden Moderatoren zurück. Ist schließlich positiver, als von Lebertumoren zu reden, und eben deshalb müssen wir immer wieder die Sache mit den
    Kinderplanschbecken durchziehen.
    Als ich von der Spritztour mit einem lokalen
    Fernsehreporter zurückkam, hatten die Anzugträger voll mobil gemacht. Sie hatten vor der Kulisse ihres
    zauberhaft bewaldeten Geländes einen Klapptisch am
    Strand aufgestellt. Da hatte ich leider gepennt. Ich hätte ein schönes großes Transparent an den Zaun hängen
    sollen, damit sie die Bäume im Hintergrund nicht nutzen konnten. Wir hätten eine Riesenrolle Nylon im Omni
    gehabt. Scheiße.
    Die Typen hatten das eine Ende ihres Tisches mit
    mehreren Bündeln Gedrucktem abgestützt, weil der
    Strand zum Wasser hin abfiel, wie es Strande zu tun
    pflegen. Es war eine zu kühne Hoffnung, daß ihn die
    einsetzende Flut unterspülen und zum Kippen bringen
    würde. Ich war in Versuchung, mit unserer Pumpe
    nachzuhelfen, aber das wäre kindisch gewesen und zu
    dicht dran am tätlichen Angriff. Der Ober-PR-Arsch der Schweizer Schweine watschelte im Sand herum, der ihm in die handgefertigten Schuhe rann. Sie hatten sogar Maskenbildnerinnen zur Betupfung seines überaus
    vertrauenswürdigen Gesichts zur Hand.
    Wenn man beobachtet, wie eine große Firma ihre PR-
    Maschine anwirft, ist das schon irgendwie imponierend.
    Die ersten paar Male hatte ich Schiß, aber zum Glück war ich mit GEA-Veteranen zusammen, die alte Hasen
    im Sabotieren von Pressekonferenzen waren. Man muß
    auf zwei Ebenen angreifen: in Frage stellen, was die PR-Leute sagen, und gleichzeitig die Veranstaltung als
    solche in Frage stellen und die TV-Faszination
    verwässern.
    Ich winkte Artemis ans Ufer. Als der Oberarsch mit
    seinem auswendig gelernten Statement loslegte, nickte ich ihr zu, und sie ließ den Motor ihres Zodiac ziemlich laut laufen, wodurch er gezwungen war,

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