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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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würden ihnen nicht genügen. Sie würden einen irgendwohin schaffen, ein Ritual daraus machen wollen. Zum x-ten Mal in
    meiner sogenannten Karriere spielte ich mit dem
    Gedanken, mir eine Kanone zuzulegen. Aber Kanonen
    sind tückisch, und das Zielen ist nicht meine Stärke.
    Chemische Kriegsführung, das war es - etwas wirklich Abscheuliches, mit dem ich alle bremsen konnte, die
    hinter mir her waren.
    Ich hatte schon eine Idee: 1,4-Diaminobutan, auch
    Putreszin genannt, jene nicht zu überriechende Duftnote, die verwesenden Leichen eigen ist. Ich konnte einen
    ganzen Schwung davon herstellen und immer eine
    Kleinigkeit bei mir tragen. Im Falle eines Falles würden es sich meine Gegner zweimal überlegen, ob sie mich
    angreifen sollten.
    Bart fuhr vor, ließ ein Pöyzen-Böyzen-Band dröhnen,
    und ich praktizierte auf dem Heimweg Wechselatmung -
    ein halber Zug Luft, ein halber Zug Lachgas. Rief bei Debbie und Tanya an, um mich zu vergewissern, daß
    alles okay war. Tanyas Freund hatte sich bei ihnen
    einquartiert. Er übte sich in einer Kriegskunst, die irgendwas mit Samurai-Schwertern zu tun hatte, also war mir wohler. Ich duschte noch mal und fing dann an zu saufen. Bart und ich saßen im Wohnzimmer und schauten bis 2 Uhr früh die Stooges an. Dann kam, glaube ich, noch Amy rüber. Weiß es nicht genau, weil ich sie kein einziges Mal ächzen, stöhnen und kreischen hörte. Auch Roscommon kam irgendwann vorbei und streifte Barts
    Transporter.
    Am nächsten Morgen fuhr ich mit der U-Bahn zur Uni,
    rannte ins Labor, sperrte die Tür zu und analysierte meine Probe. Sie strotzte nur so von PCBs. Die
    Konzentration war hundertmal höher als die schlimmste, die je im Bostoner Hafen gemessen worden war. Die
    Hummer, Gallagher, Tanya und ich hatten eine toxische Katastrophe entdeckt.

16
    Ich dachte mir: Scheiße. Die Mafia. Ich hab's mit der Mafia zu tun. So eine Unverfrorenheit sähe ihr ähnlich: mit ein paar PCB-Fässern in den Hafen rausfahren und sie einfach über Bord kippen.
    Ich wollte der Mafia aus zwei Gründen nicht ins Gehege kommen. Der erste liegt auf der Hand. Der zweite ist der, daß ich nichts gege n sie ausrichten kann. Ich setze große Firmen unter Druck, indem ich ihr Image ankratze. Ich lasse sie kriminell aussehen. Bei der Mafia bringt dieser Ansatz nicht so furchtbar viel. Und ansonsten haben wir bereits Cops, die sie bekämpfen. Nicht nur EPA-Bürokraten. Nein, richtige Cops mit richtigen Kanonen.
    Sie hatten ihre Sache in letzter Zeit recht gut gemacht, und sie brauchten meine Hilfe nicht.
    Wenn es wirklich die Mafia war, ging sie ungewöhnlich zart vor. Die Typen mit der Cigarette hatten sich erst vor mir versteckt, dann waren sie abgehauen. Inzwischen
    hätte ich mindestens einen Pferdekopf in meinem Bett finden müssen. Warum so zimperlich?
    Ich mußte wohl oder übel glauben, daß sie mich warnen würden, bevor sie mich umlegten. Wenn sie's taten,
    würde ich das Ganze vergessen. Vielleicht ein paar
    düstere Statements über Hummer aus dem Hafen
    machen, aber keinen Ärger. Wenn ich nichts von ihnen hörte - ja, dann wurde es interessant.
    Am Anfang war GEA nicht gerade vorsichtig. Man
    nahm, was man kriegen konnte, und ging damit an die
    Öffentlichkeit. Aber ich habe leider diesen
    wissenschaftlichen Background und von daher ein paar Angewohnheiten, die ich nicht ablegen mag. Ich trete erst an die Medien heran, wenn ich haufenweise
    Informationen habe.
    Ein
    mit Dreck
    gefülltes
    Erdnußbutterglas genügt mir nicht.
    Ich brauchte sehr viel mehr Proben und einen Überblick über die Verteilung der PCBs auf dem Hafengrund. Auch eine Menge verseuchter Hummer zum Einfrieren und zur späteren Demonstration. Aber ich konnte schon mal
    diskret bei den Medien vorfühlen. Also rief ich Rebecca von der Weekly, den Umweltreporter des Globe und einen freien Journalisten an, der sich seit drei Wochen von Makkaroni mit Käse ernährte.
    »Ich bin ziemlich intensiv mit deinem Freund Pleshy
    beschäftigt«, sagte Rebecca.
    »Mit Alvin?«
    »Ja. Du weißt doch, er fängt gerade mit seinem
    Wahlkampf …«
    »Scheiße! Wenn ich diesen miesen kleinen Kacker bloß
    …«
    »Hör zu, S. T. Für dich mag er ein unbedeutender
    Lokalmatador sein, aber andere finden, daß er nationale Bedeutung hat. Um den wimmeln die Leute vom Secret
    Service in Dreierreihen herum. Du wirst ihm doch nicht auf den Pelz rücken wollen?«
    »Weiß ich noch nicht. Vielleicht kann uns Boone einen Raketenwerfer leihen - ach, fast

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