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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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hätte ich's vergessen.
    Dieser Anschluß wird abgehört. «
    Als mein Telefon frisch verwanzt war, unternahm ich alle möglichen Verrenkungen, um keine Reizworte wie
    »Munition« oder »Sprengkapsel« zu gebrauchen. Aber
    nach ein, zwei Jahren sagte ich mir: Ist drauf geschissen.
    Das arme Schwein, das sich anhören mußte, wie ich mit Esmerelda über ihre Enkelkinder plauderte, mit meinen Leuten zu Hause laut darüber nachdachte, welchen Film wir anschauen sollten, und Reportern den Unterschied zwischen Dioxin und Dioxan erklärte - das arme Schwein langweilte sich bestimmt halb tot. Also warf ich von Zeit zu Zeit eine Bemerkung über Uzis oder eine Lieferung sowjetischen Plastiksprengstoffs ein, um ein bißchen Würze in seinen Alltag zu bringen.
    Es heißt, daß die Leute, die sich ihre Kohle mit dem Abhören von Anschlüssen verdienen, alle fünfunddreißig Jahre alt sind und noch bei ihrer Mami wohnen. Dieses Bild hatte ich vor Augen. Ein früh kahl werdendes, von Rettungsringen umgebenes Bleichgesicht mit
    Nickelbrille, das am Schreibtisch saß, mein Leben
    überwachte und sich Sorgen wegen des Vergasers seines Chevette machte. Es war mir egal, was der Typ hörte, denn wenn er immer noch nicht kapiert hatte, daß ich kein Terrorist war, würde er's nie kapieren.
    »Ich habe einen Vorschlag, S. T.«, sagte Rebecca.
    »Pleshy ist für die Demokraten die große Hoffnung mit der blütenweißen Weste, stimmt's? Aber du scheinst der Meinung zu sein, daß seine Vergangenheit in puncto
    Umwelt nicht ganz so blütenweiß ist.«
    »Den Eindruck hast du, ja?«
    »Deshalb möchte ich dich als Experten zu Wort kommen lassen. Sangamon Taylor über Alvin Pleshy. Auf der
    Titelseite. Wäre im wesentlichen eine Art Dossier. Du würdest seine Karriere bei Basco unter die Lupe nehmen, dann seine politische Karriere, und kritisieren, was er mit der Umwelt veranstaltet hat.«
    »Sehr verlockend. Aber da bin ich skeptisch. Weißt du, was passieren wird?«
    »Was denn?«
    »Seine Karriere bei Basco wird, milde gesagt, etwas anrüchig sein. Die Vietnam-Phase, verstehst du, als er praktisch Staatssekretär für Napalm war. Aber das war alles in den fünfziger und sechziger Jahren. Wenn wir zum politischen Teil kommen, wird er als mustergültiger Vertreter der demokratischen Parteilinie dastehen. Da ist es dann egal, was er hinter den Kulissen bei Basco angestellt hat. Ich werde also sagen müssen: >Tja, er hat für den Clean Water Act gestimmt und damit für
    sauberes Wasser. Das ist löblich. Und für ein echtes Naturschutzgebiet in Alaska. Das ist ebenfalls löblich.< Stinklangweilig, mit anderen Worten.«
    »Wenn so ein Widerspruch da ist, können wir ihn doch hochspielen. Dann sagen wir: >Er hat dann und wann für die richtigen Dinge gestimmt, aber seht euch an, was er in Vietnam gemacht hat.< Wie findest du das?«
    »Ich versuch's mal. Aber ich hab' nicht soviel Zeit, daß ich alles recherchieren kann, was er vor dreißig Jahren gemacht hat.«
    »Mußt du auch nicht, S. T. Daran arbeitet jemand für uns in der Bibliothek.«
    »Aha. Dann sag ihm, er soll mal mit …«
    »Esmerelda reden. Schon passiert. Aber es ist kein Er, sondern eine Sie. Eine Volontärin.«
    »Dann verzeih mir meinen Sexismus. Ich muß jetzt
    aufhören, Rebecca.«
    »Tschüs, S. T. Und vielen Dank.«
    Ich ging ins Labor und synthetisierte ein paar Liter Diaminobutan. Das war mehr als genug - mit soviel
    Putreszin konnte man ganz Boston unbewohnbar
    machen. Aber ich malte mir mögliche
    Verwendungszwecke dafür aus. Ich synthetisierte es mit der gebotenen Umsicht in einem geschlossenen Reaktor, sonst hätte die Uni das Gebäude nach Fertigstellung der Substanz sprengen müssen. Füllte sie in Gefäße und
    packte sie vorerst in einen billigen Blechsafe in meinem Büro. Ich betete darum, das FBI möge hier wieder mal reinplatzen und meine Sachen durchwühlen. Dann
    steckte ich noch für alle Fälle ein Gläschen in meine Tasche. Wäre effektiver gewesen, wenn ich es in Barts riesengroße Wasserpistole getan hätte, die einer Uzi zum Verwechseln ähnlich sah - aber das konnte gefährlich werden.
    Einer von den Tauchern aus Boston machte Urlaub in der Karibik, also rief ich beim nationalen Büro an, und sie überredeten Tom Akers dazu, noch mal herzukommen.
    Ich holte ihn vom Logan Airport ab. In der Lounge
    entspannte ich mich zum ersten Mal seit Beginn dieser Pöyzen-Böyzen-Geschichte. Hier gab es keine Heavy-Metal-Sniffer.
    Dann dachte ich an die Fußspuren

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