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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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mich: Warum ist Chlor in Dioxin so
    unglaublich giftig und in Tafelsalz nicht?«
    »Ja.«
    »Aus zwei Gründen. Liegt erstens an dem, womit es sich verbindet. Die Biphenyl- und die Dibenzodioxin-Struktur
    - die Zwölferpacks - lösen sich leicht in Fett. Wenn sie einmal in deinem Fettgewebe sind, gehen sie nie mehr raus. Das ist die erste üble Sache. Die zweite ist, daß das Chlor da drin in kovalenter Form enthalten ist. Es hat die normale Zahl von Elektronen. Im Salz dagegen ist es in ionischer Form enthalten. Es hat noch ein zusätzliches Elektron. Der Unterschied ist der, daß kovalentes Chlor leichter Verbindungen eingeht. Es hat diese großen
    Elektronenwolken, die deine Chromosomen versauen
    können. Und es kommt ungehindert durch die
    Zellmembranen. Ionisches Chlor nicht. Die
    Zellmembranen sind so konstruiert, daß sie es nicht
    durchlassen.«
    »Also sind die Sechserpacks wie ein Kanonenboot, und das Chlor ist wie die Soldaten mit den MGS, die
    mitfahren.«
    »Genau. Und die Elektronen sind ihre Munition. Sie
    fahren den Fluß rauf und runter - deinen Blutkreislauf -, schleichen sich in deine Zellen ein und ballern die
    Chromosomen zusammen. Der Unterschied zwischen
    den Sechserpacks und Salz besteht darin, daß Salz
    anorganisches, ionisches Chlor ist - Soldaten ohne Boot und ohne Munition - und das andere organisches,
    kovalentes Chlor - Soldaten mit Boot und bis an die Zähne bewaffnet.«
    Tom lehnte sich zurück und zog die Augenbrauen hoch.
    »Also, wenn du denkst, daß ich da runtergehe - das mach'
    ich nicht.«
    »Okay. Ich kann's dir nicht übelnehmen. Aber laß mich nur eines sagen: Ich bin selber paranoid, und ich bin da runtergegangen. Ich bin ziemlich sicher, daß wir das machen können, ohne uns zu vergiften.«
    »Also gut, ich tauche, aber ich geh' nicht auf den Grund.
    Ich hab' schon genug von dem Scheiß im Körper.«
    »In Ordnung.«
    Ich rief Esmerelda an. Wenn das vorbei war, würden wir sie zum Ehrenmitglied von GEA ernennen müssen.
    Wir führten ein sehr, sehr nettes Gespräch über das
    brandneue rosa Kleidchen ihrer Enkelin, für dessen Kauf etwa hundert Arbeitsstunden erforderlich gewesen waren, und dann plauderten wir übers Wetter und über die Sox.
    Es war, als unterhielte man sich mit einem wichtigen chinesischen Mandarin. Man mußte höflichkeitshalber
    ein paar Stunden wie die Katze um den heißen Brei
    herumschleichen, bevor man zur Sache kam.
    »In der Bibliothek arbeitet doch im Moment eine
    Volontärin von der Weekly, nicht?«
    »Ja. Sie hatte am Anfang ein bißchen Schwierigkeiten, die Mikrofilme ins Lesegerät zu kriegen, aber jetzt macht sie das prima.«
    »Wenn mal jemand ein Lesegerät mit automatischem
    Einzug des Mikrofilms erfindet, wird die Hälfte der
    Bibliothekarinnen arbeitslos. Pardon, war nicht
    beleidigend gemeint.«
    »Was kann ich für Sie tun, S. T.?«
    »Wenn diese Frau auf etwas wirklich Interessantes stößt, könnten Sie dann für mich eine Kopie davon machen?«
    »Es geht um Mr. Pleshy, ja?«
    »Genau.«
    »Etwas Bestimmtes?«
    »Oh, das weiß ich nicht. Möglichst was mit Fotos. Das macht die Leute immer nervös. Könnten Sie das
    einrichten?«
    »Gewiß. Sonst noch etwas?«
    »Nein. Wollte nur fragen, wie's Ihnen geht.«
    »Viel Spaß, S. T.« So verabschiedete sie sich immer von mir. Sie mußte merkwürdige Vorstellungen von meinem
    Job haben.
    Am nächsten Tag organisierten wir, und am übernächsten zogen wir's durch. Ich gründelte mit einem Taucher vom Bostoner Büro und schaufelte Dreck in Probengefäße.
    Wir reichten sie an Tom weiter, und der brachte sie zum Zodiac, wo Debbie wartete. So mußten wir uns nicht
    jedesmal einer Dekompression unterziehen, wenn wir
    wieder einen Schwung Proben hatten. Debbie war unsere Navigatorin. Mit Hilfe von Landmarken schätzte sie
    unsere Position und zeichnete auf, woher die Proben
    kamen. Die Ergebnisse konnten wir später auswerten.
    Wenn die PCB-Konzentration in einer Richtung deutlich zunahm, hatten wir einen Hinweis auf den Ursprung der Sauerei.
    Das höchste wäre natürlich gewesen, wenn wir Fässer
    gefunden hätten, in denen noch PCBs waren, und Fotos von ihnen gemacht hätten. Wir konnten die Fässer nicht selbst raufholen, aber die EPA konnte es und würde es wahrscheinlich auch tun. Und vielleicht fanden wir sogar Beweise, die genügten, um die Kriminellen zu
    überführen.
    Ich wollte Debbie nicht allein im Zodiac sitzen lassen.
    Wir wußten, daß die Pöyzen-Böyzen-Leute ein

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