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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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um
    den Wagen aufzukriegen, die alten Proben verschwinden zu lassen und durch getürkte zu ersetzen.
    Aber das war erstens unwahrscheinlich, und zweitens
    erinnerte ich mich daran, daß ich in einer der Proben etwas Rotes hatte blinken sehen - ein Stück Blech von einer Cola-Dose -, das ich am nächsten Tag auch sah.
    Drittens hatten die Proben, als wir die Ergebnisse auf der Karte eintrugen, ein gleichmäßiges Pattern gezeigt:
    abnehmende PCB-Werte, je näher wir Spectacle Island
    kamen. Das konnte man mit Falsifikaten nicht imitieren.
    Meine nächste Idee: Vielleicht waren die PCBs extrem eng lokalisiert. Und vielleicht war ich bei meiner ersten Tauchtour aus reinem Zufall auf einen heißen Punkt
    gestoßen und hatte eine besonders üble Probe erwischt.
    Vielleicht hatte sich ein riesengroßer alter Hai
    jahrzehntelang im Hafen rumgetrieben, Grundfisch
    gefressen und ein unglaubliches PCB-Depot aufgebaut.
    Dann war er abgekratzt, auf Grund gesunken und unter Hinterlassung einer PCB-Pfütze vollständig verwest.
    Es waren schon merkwürdigere Dinge passiert. Wenn
    man rational und wissenschaftlich denkt, muß man
    berücksichtigen, daß bizarre Ereignisse die Resultate verfälschen können. Deshalb zieht ein guter
    Wissenschaftler auch eine Menge Proben und kontrolliert seine Daten, bevor er an die Öffentlichkeit geht.
    Wenigstens konnte ich in dieser Hinsicht ein gutes
    Gewissen haben.
    Ich besorgte mir etwas Koks auf der Blowfish und mietete dann bei U-Haul einen Lkw. Debbie zog los, um die Aktion am Niagarafall zu planen, während Frank, der Größte der Blowfish-Crew , und ich mit dem Laster zu einem Haus-und-Garten-Center außerhalb von Buffalo
    fuhren. Wir luden den Laster mit Zement- und
    Kiessäcken voll und kauften außerdem einen wirklich
    gemeinen Epoxydharzkleber. Jutesäcke hatten wir
    bereits.
    Wir parkten den Laster einstweilen beim Jachthafen, und ich fuhr zu einem Indianerreservat in der Nähe, um einen Mann namens Jim Grandfather zu besuchen, mit dem ich schon einige Male zusammengearbeitet ha tte. Er hatte eine ähnliche Figur wie ich, war in den Vierzigern,
    wohnte mit seiner Frau und seinen Hunden in einem
    Haus im Wald und fuhr einen großen Dodge-
    Lieferwagen mit einer Kühlerfigur in Gestalt eines
    Indianerkopfs, die er auf irgendeinem Schrottplatz hatte mitgehen lassen. Er war ein paar Jahre am College
    gewesen und fungierte als Historiker, Archivar und
    Bewahrer des geheimen Wissens seiner Leute. Er war
    auch ihr Sprecher in Umweltfragen. Ich weiß nicht, ob er eine offizielle Position in der Stammesregierung hatte und ob er durch Abstimmung oder von sich selbst zum
    Historiker, Archivar und so weiter ernannt worden war, aber diese Rolle spielte er jedenfalls. Als ich auftauchte, war er gerade auf dem Hof vor dem Haus beim
    Frisbeewerfen mit seinen beiden Hunden. Er kam mit
    breitem Grinsen zum Wagen.
    »Wie geht's dem Müsli-James-Bond?«
    »Ein bißchen mehr vergiftet als das letzte Mal, aber sonst ganz gut. Und dir?«
    »Schau dir das an.« Jim machte seine Brieftasche auf und zog ein Stück Papier heraus. Es war ein
    Computerausdruck von einem Bluttest.
    »Haben sie dich wegen Drogen oder so was angezapft?«
    »Nein, nein. Cholesterin.« Jim zeigte mit einem seiner Wurstfinger auf eine Linie. »Normal. Eher niedrig.« Er trat zurück und drückte beide Hände gegen seine Seiten.
    »Na? Sieht das so aus wie ein Körper mit niedrigem
    Cholesterinspiegel?«
    »Gratuliere, Jim.«
    »Besten Dank.« Ich hatte Jim vor ungefähr einem Jahr zum letzten Mal gesehen und damit genervt, daß ich
    gesagt hatte, er esse zuviel fettes Zeug. Er gehörte zu einer Art Schweinezüchter-und Schlachterkooperative, und so schlug er bei Schinken, Speck und Wurst ganz
    mächtig zu. Anna, seine Frau, lag ihm ebenfalls in den Ohren deswegen. Schließlich war er zu einer
    Vorsorgeuntersuchung gegangen, und dabei hatte sich
    herausgestellt, daß sein Cholesterinspiegel erhöht war.
    Also konnte man das als echten Umschwung bezeichnen.
    »Hast du viel Fisch gegessen?«
    »Siehst du hier irgendwo das Meer?«
    »Tofu?«
    Jim gab ein verächtliches Schnauben von sich. »Wild, mein Lieber. Jeden Tag.«
    »Und warum hast du das gemacht?«
    »Damit meine Frau die Klappe hält.« Was einen falschen Eindruck erwecken könnte, denn die beiden liebten sich.
    Ich parkte meinen Wagen halb auf der Straße, halb im Straßengraben und ließ mich von Jims Hunden
    beschnuppern. Zumindest glaubte ich, daß es

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