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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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war. Mein Subaru war kle iner, wendiger und wahrscheinlich ebenso schnell, wenn die Kupplung nicht auseinanderfiel. Wenn wir wieder in Buffalo waren, würde ich mich meinem
    Lieblingssport widmen können.
    Erst tankte ich voll, prüfte den Reifendruck, entleerte meine Blase und kaufte einen Sechserpack Bier. Dann steuerte ich auf die Auffahrt zu und gab ihnen die
    Möglichkeit, sich hinter mir einzufädeln. Sie würden mir nicht direkt folgen, weil dies eine verdeckte
    Observierung war. Also bog ich in die Auffahrt ein,
    nagelte so wüst rauf, wie es nur ging, machte dann die Scheinwerfer aus und hielt auf dem Bankett, wobei ich die Handbremse benutzte, damit mich die Bremslichter nicht verrieten.
    Ein paar Sekunden später schössen sie an mir vorbei, ihre Bremslichter erröteten verlegen, und ich startete durch und folgte ihnen.
    Und folgte ihnen. Und folgte ihnen. Vier Stunden lang fuhr ich diesen blöden Ärschen nach. Mein Subaru
    konnte an sich nicht so weit fahren wie ihr Celebrity, aber ich hatte ja eben getankt.
    Nichts ist komischer, als jemanden zu verfolgen, der Weisung hat, dich zu verfolgen. Ich hätte es in alle Ewigkeit tun können; lässig hinter ihnen hergondeln, klassischen Rock hören und Zigarrenasche aus dem
    Fenster schnippen.
    In den ersten zwanzig Minuten kriegten sie's nicht mal mit. Dann beschlossen sie, einen auf cool zu machen und noch eine Weile vor mir zu bleiben, bevor sie allmählich zurückfielen. Aber ich ließ sie nicht. Schließlich stoppten sie auf dem Bankett und warteten. Ich stoppte hinter ihnen und wartete ebenfalls. Sie ließen den Motor an und machten eine verbotene Wende über den Mittelstreifen.
    Offenbar waren sie keine Cops, denn Cops beherrschen dieses Manöver im Schlaf, und die Typen hier schienen sich das noch nie getraut zu haben. Ich tat es ihnen nach, nachdem ich ein bißchen auf dem Bankett pausiert hatte, um ihnen einen kleinen Vorsprung zu geben.
    Dann traten sie in die nächste Phase ein: Sie überlegten sich, was sie jetzt machen sollten. Sie bogen bei der nächsten Ausfahrt ab, und ich folgte ihnen durch Buffalo Mitte und lauschte drei Zevon-Songs von unglücklichen Söldnern. Ich bezweifle, daß sie klassischen Rock hörten.
    Bei ihnen lief gerade eine große Diskussion mit
    wildbewegten Gesten und vielen Blicken über die
    Kopfstützen in meine Richtung.
    Schließlich hielten sie vor einem IHOP. Ich beobachtete sie durchs Fenster, bis sie Kaffee bestellt hatten. Dann machte ich meine Wagentür auf, pinkelte auf den Asphalt und stellte den Sitz zurück, so daß ich unterm Level des Fensters war. Sie kamen nach einer Viertelstunde wieder und düsten los. Diesmal gab ich ihnen eine Minute
    Vorsprung, damit sie sich einbilden konnten, sie hätten es geschafft. Dann kreuzte ich wieder hinter ihnen auf.
    Und jetzt wußten sie, daß sie im Arsch waren. Sie
    dachten: Das ist kein Witz. Der Typ wird hinter uns
    herfahren, bis wir uns bei unseren Leuten melden
    müssen, und dann weiß er, wer wir sind.
    Es folgte einiges fahrschülerhaftes Gestümper. Sie
    versuchten, mich abzuhängen, und schafften es nicht. Ist auch schwierig in einer gähnend leeren Innenstadt. Die Jungs hatten anscheinend vor der Glotze fahren gelernt, anhand von Miami Vice: Wenn unsere Reifen quietschen, müssen wir echt schnell sein.
    Also waren sie definitiv keine Cops. Cops oder Leute vom FBI hätten einfach angehalten, wären zu mir
    gekommen und hätten gesagt: »Okay, okay, wahnsinnig
    lustig, und jetzt fahr nach Hause, du Arschloch.« Und von der Mafia waren sie auch nicht, sonst wäre ich längst irgendwo im Dunkeln verblutet. Wahrscheinlich billige Privatdetektive - oder Amateure.
    Wenn sie aus Buffalo kamen, arbeiteten sie wohl für
    Boner. Wenn sie mir von Boston aus gefolgt waren, hatten sie vielleicht was mit dieser PCP-Geschichte zu tun. Vielleicht gab es da wirklich ein Drogenlabor, von Yuppies finanziert und von Sniffern gemanagt, und jetzt, wo wir ins Mantel- und-Degen-Genre gerutscht waren,
    wußten die höheren Chargen nicht, was sie machen
    sollten.
    Die Typen vor mir realisierten zu spät, daß die meisten Tankstellen in Buffalo Mitte um 3 Uhr morgens zu sind.
    Das Benzin ging ihnen mitten auf der Straße aus. Ich setzte mich hinter sie, Stoßstange an Stoßstange, und wollte sie in eine Parkbucht schieben. Aber dann dachte ich an Scrounger, überlegte es mir anders und schob sie gegen einen abgestellten Wagen. Die Servobremsen des Celebrity funktionieren nicht, wenn der

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