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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Krach!«
    Es ist der dicke Flik, der da in seiner C&A-Buntfaltenhose und einer blöden blauen Kappe in der Tür steht. Der größte Teil seines gestreiften Hemdes steckt wie immer in der Hose, der vordere nicht, was an seiner beeindruckenden Wampe liegt. Während ich einen neuen Kaffeefilter in die Maschine fummle, füllt Flik den Wasser-kocher für seinen grünen Weichei-Tee mit Vanillearoma.
    »Musste hier drinnen rauchen?«, fragt er mich vorsichtig.
    »Ja. Muss ich. Weil ich Raucher bin und wir nicht in den USA sind!«
    »Du immer mit deinen Ami-Sprüchen!«
    Ich packe zehn Esslöffel Kaffee für fünf Tassen in den Filter, weil halb wach zu sein ist auch doof.
    »Haste gewusst? In New York musste Strafe zahlen, wenn du einen Aschenbecher an einem öffentlich zugänglichen Ort aufbewahrst! Ashtray violation oder so heißt das.«
    Ich schalte die Maschine ein, und ein roter Punkt erscheint auf dem Schalter. Zeit, mich wieder hinzusetzen. Flik schaut mich ungläubig an.
    »Echt?«
    »Echt! «
    »Trotzdem ... kannste bitte deine Kippe ausmachen, mir wird echt schlecht, wenn ich früh so was rieche.«
    »Dir wird auch schlecht, wenn das Fenster zwei Sekunden auf ist, das Bier kälter als 20 Grad oder die Nudeln zu scharf sind!«
    »Ich muss halt aufpassen mit meinem Magen!«
    »Du musst aufpassen mit deiner Wampe!«
    Die greise Kaffeemaschine röchelt die ersten Wassertropfen durch die verkalkten Schläuche. Flik hat echt die Ruhe weg. An seiner Stelle hätte ich mir längst eine gescheuert für die Sprüche.
    »Was biste denn so schlecht drauf? Kommste von der Eule?«
    »Jap. Hab 'n Anschiss bekommen, wegen so 'nem Handyvertrag.«
    Flik nimmt sich den Stuhl, den ich an die Heizung gedonnert habe, und setzt sich, Lehne nach vorne, ans Stirnende des Tisches. Es kracht und knackt, als er sich reinfallen lässt.
    »Glückwunsch, Herr Calmund!«, lache ich.
    »Scheiße. Ich bin echt zu dick!«
    »Meine Rede!«
    »Idiot!«
    Mit rotem Kopf stellt Flik den Stuhl zu den anderen kaputten an die Wand und nimmt sich den letzten intakten Stuhl. Manchmal tut's mir ja Leid, dass ich so fies zu Flik bin, denn Flik ist immerhin mein Freund. Ich mag ihn echt gern, womöglich, weil er der Einzige ist, der mir auch die größte Scheiße durchgehen lässt. Manchmal hab ich sogar das Gefühl, er mag mich auch. Und ich weiß auch, warum: Weil er nämlich selbst gerne ein bisschen so wäre wie ich – weltmännisch und cool halt. Mit seiner viel zu netten Art, den Klamotten aus dem 78er-Winterschlussverkauf von C&A und seinem froschgesichtigen Grinsen wirkt er nicht gerade wie ein Frauenheld. Dabei müsste er sich nur mal was Ordentliches zum Anziehen kaufen, 'ne neue Frisur zimmern lassen und zehn Kilo abnehmen, und schon sähe er nicht mehr total scheiße, sondern nur noch scheiße aus. Gut, sagen wir fünfzehn Kilo. Am allermeisten geht mir allerdings Fliks notorischer Pessimismus auf den Wecker. Bitte begrüßen sie mit mir: Flik, den Vorstandsvorsitzenden vom Verein der Bedenkenträger. Wenn sich auf der Autobahn ein Stau auflöst und man wieder richtig Gas geben kann, dann sagt Flik nicht etwa >Geil, den Stau haben wir hinter uns!<, sondern >Oh ... hoffentlich kommt nicht noch ein Stau!<. Kein Wunder, dass er keine Frau abbekommt. Und natürlich, weil er ständig irgendwelche Flecken auf den Klamotten hat. Während ich ihn nach seinem »Spot of the Day« absuche, mustert er den Handyvertrag. Bei den persönlichen Angaben huscht ein Grinsen über sein Gesicht.
    »15. 796? Du hast einer Siebenjährigen ein Fotohandy verkauft?«
    »Achtjährigen! «
    »Hut ab. Und jetzt?«
    »Die Eule sagt, ich soll noch heute zu den Eltern und das regeln!«
    »Uh ... peinlich!«
    »Dein Wasser kocht!«
    »Ahhh ...!«
    Nicht ohne Mühe hievt sich Flik aus dem Korbstuhl und füllt übervorsichtig seine pinke Telekom-Teetasse.
    »Das ist nur heißes Wasser, kein Plutonium!«, stöhne ich.
    »Jaja!«, lautet seine lapidare Reaktion. Fliks Ausgeglichenheit geht mir gehörig auf den Senkel. Ich frag mich echt, was mit ihm los ist.
    »Wie war denn dein Putzfrauenrendezvous?«
    »Kein Mensch sagt mehr Rendezvous, Flik!«
    »Na ja ... dann halt dein Treffen ...!«
    »War 'ne echte Pornokatze!«, lüge ich. »Und ... na ja ...war halt geil! Weiß gar nicht, was du wissen willst.«
    »Du hast ... am ersten Abend? Das ist pfiffig!«
    »Pfiffig? Sagt auch keiner mehr.«
    »Das ist cool, meine ich! Und? Is mal was für länger?«
    »Also ich finde drei Mal in zwei

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