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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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ich würde den beiden Trockenbirnen sofort eine eigene Comedy-Show geben. Daniela beömmelt sich derweil hinter ihrem Spanischbuch. Es ist mir ein komplettes Rätsel, was so eine Frau am faden Flik gefressen hat. Vielleicht hat er ja irgendwelche Qualitäten, die mir bisher entgangen sind. Wer weiß, vielleicht hat er's einfach drauf im Bett und ist zudem noch stolzer Besitzer einer ständig einsatzbereiten Monstergurke? Dann aber fällt mir ein, dass man trotz Monstergurke so weit erst mal kommen muss. Und Flik ist nicht der Typ, der ganz nonchalant auf eine attraktive Dame an der Hotelbar zugeht, ihr einen trockenen Martini ausgibt und ihr ins Ohr flüstert, dass er sie gleich noch gerne mit seiner pulsierenden Fleischpeitsche quer durchs Kamasutra zum dritten vaginalen Orgasmus schießen möchte.
    Seltsam, denke ich mir, dass ich Flik in all den Jahren noch nie nackt gesehen habe. Also hat er entweder einen unglaublich Winzigen oder einen wahnsinnig Riesigen. Ich könnte ja mal ins Sakamoto-Roboterbad gehen mit ihm, dann wüsste ich's. Ich räuspere mich kurz und schreibe das Datum an den Rand meines Collegeblocks. Dann schalte ich mein Handy auf das Vibrationsprofil »Schnauze!«, um die gewiss recht empörten Anrufe von Flik, Paula oder Phil nicht allzu öffentlich werden zu lassen. In exakt einer halben Stunde wird das besorgte Dreierpack vor meiner Wohnung stehen und sich erst ganz aufgeregt fragen, wo ich sei, und danach natürlich wieder, was denn in letzter Zeit insgesamt mit mir los sei. Alles in allem also ein guter Schachzug, nicht vor Ort zu sein. Ein runder, braun gebrannter Mann mit buntem Hemd und schwarzem Zopf betritt den Raum. Es ist diese Art Zopf, die durch seine Haarfülle das wieder wettmachen soll, was an der Stirn eher in Richtung Halbglatze geht. Da sein Koffer größer ist als der von den Betonpullovern und sein Teint recht dunkel, tippe ich, dass es sich bei ihm um unseren Lehrer handelt. Ganz sicher bin ich mir aber erst, als er mich anlächelt und sagt:
    »Soyjuliancömotellamas! ?«
    Das nenne ich mal einen komplizierten Namen! Ich sage, dass ich Nils heiße, in dem ich einfach nur »Nils« sage.
    »Yquieresaprenderelespanolverdad?«, fragt mich die bezopfte Halbglatze und packt einen Haufen Papiere aus ihrer Tasche.
    »Ob du Spanisch lernen willst!«, stupst mich Daniela an. Ich sage »Si!«, weil ich ja schlecht sagen kann, dass ich nur hier bin, um Fliks Ische in Augenschein zu nehmen. Schon gar nicht auf Spanisch. Um weiteren unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen, schaue ich aber nicht mehr hoch und schreibe in einer Art nervöser Übersprunghandlung Der Autobus ist rot in meinen Block. Ohne zu wissen, warum, unterstreiche ich das Wort Autobus zwei Mal. Ich hoffe sehr, dass dieser Trick mir hilft, um weiteren Soyjulian-Fragen aus dem Weg zu gehen.
    Fehlanzeige.
    »Quehasescrito?«
    So viel zur guten alten Vogel-Strauß-Methode, die schon früher in der Schule nicht funktioniert hat. Ich schaue ängstlich auf und blicke direkt in zwei neugierige Spanischlehreraugen. Mist! Der Typ glaubt doch tatsächlich, dass ich seine Lispelsprache lernen will. Ich sage ihm auf Deutsch, dass ich Der Autobus ist rot geschrieben habe. Er sagt »muy bien« und schreibt den Satz auf eine kleine Tafel. Ich bin heilfroh, dass ich in meiner Panik einen so einfachen Satz wie Der Autobus ist rot in meinen Block geschrieben habe und nicht etwa Der Triebwagen der dritten ICE-Generation wirkt nicht ganz so futuristisch wie sein japanisches Pendant.
    Die Betonpullover räuspern sich pikiert, als ich verzweifelt versuche, den Autobussatz zu übersetzen. Mein Gott, Jungs, das sind Fremdsprachen-Übungen in einer Kneipe und nicht die Nürnberger Prozesse! Eines ist schon jetzt sicher: Ich werde die beiden Hackfressen und ihre bescheuerten Kunstlederköfferchen gleich nach dem Kurs in meinem roten Autobus im Rhein versenken. »El autobús ...«, stottere ich, wofür mich Soyjulian sofort lobt und einige weitere Vokabeln an die Tafel schreibt, nämlich es und son, und dann noch ein paar Wörter, bei denen es sich höchstwahrscheinlich um Farben handelt. Ich entscheide mich für rojo und bekomme in der Lispelsprache gesagt, wie toll ich das mache für die erste Stunde. Dieser Soyjulian ist schon ein klasse Typ. Gibt mir ein gutes Gefühl. Immerhin kann ich, dank ihm, nach nur zehn Minuten Unterricht in fließendem Spanisch Der Autobus ist rot sagen, einen Satz, der mir sicher sehr hilft, wenn ich mal nachts ohne

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