Vollmachten unbegrenzt
Eindruck zu beurteilen. Sie gehen dabei im wesentlichen nach ihrem Gefühl; der Sinneseindruck der Augen scheint bei ihnen zu dominieren.
»Ich dürfte schätzungsweise Ihr neuer Kommandant sein, Leutnant«, sagte ich kalt in das Mikrophon. »Haben Sie mich schon einmal gesehen?«
Er schluckte, das konnte ich durch sein hochempfindliches Helmmikrophon recht gut hören.
»Eh, jawohl, Sir, natürlich, Sir. Wer kennt Sie nicht in der Raumgarde. Sie hatten das verdammte Pech mit der TITAN. Ich bitte um Entschuldigung, Sir, ich meine …«
»Okay«, unterbrach ich ihn. Ich wußte genug.
Der Test genügte vollkommen. Raumkapitän Gunther Faetcher, der glühend bewunderte Kommandant der Marsexpedition, war in aller Mund gewesen. Jetzt war es so, daß die Soldaten diesen Mann durchaus nicht verachteten, sondern ihn nur auf ihre rauhe und herzliche Art bemitleideten. Gegen den Raumkoller war eben nichts zu machen. Wer davon befallen wurde, hatte ausgesprochenes Pech. Das minderte nicht die Qualitäten eines Mannes.
Ich war darüber ziemlich froh, da ich damit die Gewißheit erhielt, zuverlässige Leute aus der Garde zur Verfügung zu haben.
»Bleiben Sie über uns, Leutnant. Ich sehe mir das Werk nochmals an und lande dann.«
»Jawohl, Sir.«
Er riß seine schnittige Maschine so scharf in die Höhe, daß ich schon die winzigen Stummeltragflächen wegfliegen sah.
»Das hat er mit den Bodendüsen am Bug gemacht«, bemerkte der Kleine. »Tolle Burschen sind das. Und denen willst du etwas vormachen? Die sehen in dir nach wie vor den unschlagbaren Elitekommandanten, der im letzten Augenblick aufgeben mußte. Hoffentlich verlangen sie nicht irgendwelche Kunststückchen auf Plasmajägern und so.«
›Und so‹ war gut. Ich sah ihn giftig an, da mir schon bei dem Gedanken an diese Kunststückchen übel wurde.
Fliegen Sie einmal einen Raumjäger innerhalb der dichten Atmosphäre. Unter zehnfacher Schallgeschwindigkeit ist mit der überschnellen Maschinen gar nichts zu machen. Für den Fall eines Abschmierens infolge der abreißenden Strömung hatten die Leute den schönen und beruhigenden Ausdruck geprägt ›auf die Gurke donnern‹. Das lag durchaus nicht in meiner Absicht.
Wir überflogen nochmals das gesamte Werk mit seinen unübersehbaren Hallen und Gebäudekomplexen, bis wir auf dem großen Flughafen nahe der Flugleitung landeten.
Die GWA-Maschine startete sofort, nachdem unser Gepäck ausgeladen war. Dann fuhr der Wagen mit der Wache vor. Der diensthabende Offizier von der Flugleitung war uninteressant. Ich forderte einen Schrauber an, der uns quer über den Prüfstand hinweg zum Gebäude des militärischen Sicherheitsdienstes brachte. Es lag inmitten der Kasernen, jedoch dicht am Rande des eigentlichen Werkgeländes. Wenn ich Gebäude sage, so meine ich damit einen Betonbunker mit meterstarken Mauern, strahlungssicherer Innenverkleidung und einigen unterirdischen Etagen.
Die Soldaten trugen normale Khakiuniformen. Nur die Symbole auf dem linken Arm wiesen darauf hin, daß es Männer vom militärischen Sicherheitsdienst waren.
Als die Posten unsere zartblauen Kombis erkannten, zeigten sie einen leicht erstaunten Ausdruck. An Leute von der Raumgarde waren sie an diesem Ort nicht gewöhnt. Außerdem schienen sie zu wissen, daß wir nicht zu den Offizieren des weiter östlich stationierten Raumjäger-Geschwaders gehörten.
Der diensthabende Chef der Bunkerwache erschien. Mir war bekannt, daß hier alle Fäden der Abwehr zusammenliefen. Es war das Nervenzentrum von Sweet-Water, also ungemein interessant für ungerufene Gäste.
Ich tippte an die Mütze
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