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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Mi­nu­ten spä­ter hat­te er die kur­z­en, aber völ­lig ein­deu­ti­gen Be­feh­le ge­le­sen. Sei­ne Hän­de zit­ter­ten nicht mehr. Sein Atem ging ru­hig. Über den Mann war ei­ne an­oma­le Ru­he ge­kom­men. Er sah mich nur noch an – nein, er blick­te durch mich hin­durch. Es war ein we­sen­lo­ser Blick.
    »Ich ver­ste­he«, flüs­ter­te er rauh. »War das wirk­lich nicht das Werk Ih­rer ge­wiß glän­zen­den Be­zie­hun­gen?«
    »Mein Wort dar­auf, Gur­ding. Ich be­to­ne noch­mals, daß ich mit dem Kom­man­do in kei­ner Wei­se zu­frie­den bin. Ganz im Ge­gen­teil. Man hät­te mich we­nigs­tens auf einen Mond­stütz­punkt ver­set­zen kön­nen. Ich ge­hö­re in den Welt­raum. Da­für ha­be ich ge­lernt und ge­lit­ten.«
    »Ver­ges­sen Sie es«, sag­te er we­sent­lich ge­faß­ter. Er rauch­te schon die drit­te Pfei­fe, was ich in­ter­es­siert ver­folg­te. Wie viel Teer muß­te der Mann nach vier­zig­jäh­ri­ger Rau­cher­zeit in­ha­liert ha­ben!
    »Wie ich se­he, war­tet drau­ßen schon ei­ne GWA-Ma­schi­ne, wie? Ich soll al­so so­fort ins Haupt­quar­tier ge­bracht wer­den, wo man mir an­schei­nend noch­mals drin­gend na­he le­gen will, mei­nen Mund über die Sweet-Wa­ter-Wer­ke zu hal­ten. An­dro­hung von schwers­ten Stra­fen im an­de­ren Fal­le, wie?«
    Er hat­te einen hoch­ro­ten Kopf. Die Hän­de ball­ten sich er­neut.
    »Wie war das mit Ih­nen, Faet­cher? Sie wa­ren doch auch in Schutz­haft, oder?«
    »Das Leid al­ler kom­man­die­ren­den Of­fi­zie­re und Wis­sen­schaft­ler«, ent­geg­ne­te ich ge­reizt. »Si­cher­heit zu­erst, Sie ver­ste­hen. Man wird Sie nach ei­ni­gen Ta­gen der Be­leh­rung ge­hen las­sen. Wahr­schein­lich er­hal­ten Sie einen Pos­ten im Pen­ta­gon. Ich weiß es nicht ge­nau.«
    Das war ei­gent­lich al­les, was wir zu sa­gen hat­ten. Es folg­te noch ein rein dienst­li­ches Ge­spräch mit ge­nau­en In­for­ma­tio­nen über die ein­zel­nen Schalt­an­la­gen. Ich konn­te von hier aus je­de ein­zel­ne Werks- und Wach­zen­tra­le di­rekt er­rei­chen. Not­falls so­gar draht­los.
    Da­nach ging er mit der Bit­te um Ent­schul­di­gung. Er woll­te sein Ge­päck fer­tig­ma­chen.
    Wir sa­hen uns stumm an. Ich zuck­te leicht mit den Schul­tern.
    »Er tut mir leid, wirk­lich. Es hat ihn bö­se ge­trof­fen«, sag­te Han­ni­bal. »Der al­te Kna­be ist zu be­dau­ern. Was hast du vor?«
    Er be­trach­te­te den Ro­bot-Ser­vier­arm, den ich vom Bo­den auf­ge­ho­ben hat­te. »Ein-Zoll Pan­zer­plas­tik, gleich­för­mig rund«, über­leg­te ich. »Klei­ner, was hältst du von mei­nen rein kör­per­li­chen Kräf­ten?«
    Er sah mich hin­ter­grün­dig an und mein­te dann, ich un­ter­schie­de mich von ei­nem Bul­len nur durch mein ›et­was‹ bes­ser funk­tio­nie­ren­des Ge­hirn.
    Ich fun­kel­te ihn iro­nisch an, ehe ich mich be­müh­te, das halb­me­ter­lan­ge Bruch­stück zu zer­bre­chen. Ich keuch­te vor An­stren­gung, aber ich schaff­te es nicht. Ich leg­te es auf das rech­te Knie und drück­te mit volls­ter Ge­walt, doch es ging auch so nicht. Schließ­lich gab ich den Ver­such stöh­nend auf, da mein Bein un­er­träg­lich zu schmer­zen be­gann. Ich warf Han­ni­bal den Arm auf den Schoß.
    »Ver­su­che es, Zwerg!«
    »Dan­ke, ich möch­te dich nicht be­schä­men«, ent­geg­ne­te er nur und ließ die Ar­ma­tur auf den Bo­den fal­len.
    Kurz da­nach kam Co­lo­nel Gur­ding zu­rück. Sehr ge­faßt gab er über die all­ge­mei­ne Ruf­an­la­ge durch, daß ein ge­wis­ser Raum­ka­pi­tän Faet­cher auf An­ord­nung des Space-De­part­ment und des Ar­mee-Ober­kom­man­dos, Ab­tei­lung Lan­des­ver­tei­di­gung, den Be­fehl über­nom­men hät­te. Er bä­te sich ei­ne ta­del­lo­se Dis­zi­plin aus.
    Das war al­les. Als wir gin­gen, sah ich drau­ßen im großen Wach­raum ver­blüff­te Ge­sich­ter.
    Vor dem großen Tisch wand­te Gur­ding den Kopf zur Sei­te und spie un­ge­niert in den Napf. Die des­in­fi­zie­ren­de Flüs­sig­keit wall­te in dem Ge­fäß auf.
    »Ge­trof­fen!« mein­te er lau­nig.
    Ich leg­te ihm la­chend die Hand um den Ober­arm. Es war ei­ne freund­schaft­li­che Ges­te, die von den auf­merk­sa­men Sol­da­ten er­leich­tert auf­at­mend

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