Vollmeisen
Lebensmittelvergiftung riskieren müsste.
Plötzlich setzte sich mein dicker Freund zu mir, den hatte ich gar nicht kommen gesehen. ScheiÃe, ich wollte cool rüberkommen, und nun saà ich da mit dem Mund voller Chicken Nuggets und bestimmt mit Ketchup am Kinn. Ich schluckte schnell runter und nahm meine Hände vom Tisch. Die zitterten so komisch, entweder war ich unbemerkt zur Alkoholikerin geworden, oder eine Grippe war im Anmarsch.
»Der, der Belgier, hallo«, stammelte ich.
»Du kannst mich Vincent rufen«, sagte er und steckte sich meinen letzten Chicken Nugget in den Mund. »So, hör zu: Dein Simon hat das, was mir gehört, und ich will es haben zurück. Geht dich nicht an, was es ist, aber hat er sich mit was heimlich getan? Was weggeschlossen und gesagt zu dir, lass deine Finger davon?«
»So unhöflich ist Simon nicht. Nur seine Dolce & Gabbana -Shirts, mit denen hat er sich wirklich ein bisschen angestellt, da wurde er mal ziemlich sauer, als ich eins anhatte.«
»Blondchen, behalt deine Haarfarbe, die passt zu dir. Du wirst überlegen, und dann wird dir einfallen, und dann rufst du mich an.« Er stand auf, und plötzlich kam seine Nase ganz dicht an meine: »Polizei kannst du vergessen, du weiÃt? Wir wollen doch nicht, dass deine liebe Mama hat einen bösen Unfall, nein? Wir hören uns.« Schon war er wieder verschwunden.
Ich kapierte immer weniger. Was wollte der Kerl denn bloà von mir? Warum sagte er nicht einfach, was Simon von ihm hatte, dann könnte ich ihm ja vielleicht wirklich helfen? Und dann auch noch meine Mutter da mit reinziehen, so was macht man nicht. Im selben Moment tippte mir jemand von hinten auf die Schulter, und ich sprang wie von der Hornisse gestochen auf. O Mann, meine Nerven machten das alles nicht mehr lange mit. Doch nicht mein neuer Freund Vincent war zurückgekommen, hinter mir stand meine Mutter. »Na, das nenn ich aber mal ein schlechtes Gewissen«, tönte sie durch den ganzen Laden. »Hab ich dich erwischt, ich dachte, du machst Diät? Zu Hause wirfst du die guten Pralinen weg, und hier stopfst du dir heimlich Burger rein. So kriegst du deine Kilos aber nicht weg.«
Die Leute an den anderen Tischen schmissen sich halb weg vor Lachen, während in meinen Kopf immer mehr Blut schoss. »Mama, nicht so laut, ich kann das erklären, das ist nicht so, wie es aussieht.«
Sie guckte mich nur mitleidig an: »Tja, das ist deine Sache, du bist ja alt genug, aber etwas mehr Disziplin hätte ich doch von dir erwartet. Na ja, ich habe dich durchs Fenster gesehen und wollte eigentlich nur fragen, ob ich dich mit nach Hause nehmen soll, ich habe alles erledigt.«
Unter dem gemeinen Grinsen der anderen Gäste trottete ich hinter meiner Mutter her, die, kaum zu Hause angekommen, ganz im Lesen der Gebrauchsanweisung ihrer neuen Küchenmaschine aufging. Das Teil sah aus wie eine Miniatur-Raumschiffstation und schien mir völlig überflüssig zu sein, aber wenn es sie glücklich machte, bitte sehr.
Melinda stolzierte in dem Moment die Treppe herunter, was echt witzig war, denn sie übte stets den groÃen Auftritt. Es sah schon einigermaÃen bescheuert aus, wie sie auf unserer alten, mit braunem Teppich überzogenen Treppe immer wieder stehenblieb, Kusshändchen in die Gegend warf und strahlend in imaginäre Kameras blickte, aber was dem einen seine Küchenmaschine, ist dem anderen seine Beklopptheit, sagte ich immer.
»Hey Guys«, hauchte sie, »whatâs up?«
Ich verdrehte die Augen, aber meine Mutter strahlte: »Melly. Ich habe dich gestern noch gesucht, schön, dass du wieder da bist. Alice tut es so leid, dass sie dir gestern nicht ihre Unterstützung gegeben hat, aber nun wird alles gut, ich habe einen Plan.«
Mir tat zwar gar nichts leid, aber meine Mutter lieà sich nicht mehr aufhalten: »WeiÃt du, ihr habt beide recht. Das mit dieser Bodyguard-Sache ist eine gute Idee, aber Alice hat mit ihren Einwänden gar nicht so unrecht. Was du brauchst, ist Erfahrung in dieser Branche, und ich weià auch schon, wie du die bekommst. Deine Schwester hat einen gefährlichen Undercover-Job bei einer Fernsehdokumentation bekommen, was liegt da näher, als dass du ihr dabei als Bodyguard zur Seite stehst?« Sie strahlte uns beide an und beglückwünschte sich selbst zu ihrer groÃartigen Idee.
Melinda guckte mich mit ganz neuem Respekt
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