Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
Vom Netzwerk:
Ihr könnt mich mal!«, keifte sie, stürmte aus dem Zimmer und schlug die Haustür hinter sich zu.
    Mein Vater verließ den Tisch und ging in den Keller, wahrscheinlich, um sich beim Anblick seiner Modelleisenbahnanlage von seiner missratenen Tochter abzulenken. Doch meine Mutter guckte ganz geknickt: »Ach je, irgendwie hat sie ja auch recht. Es stimmt schon, wir haben ihr ja kaum richtig zugehört.«
    Ich rollte mit den Augen. »Mama, wir haben schon viel zu viel gehört, das ist doch der reinste Schwachsinnsplan. Melinda als Bodyguard, was für ein Witz! Die kann doch nicht mal auf ihre eigenen Sachen aufpassen, ständig verliert sie irgendwas, wie soll sie da irgendwelche Promis beschützen?«
    Meine Mutter richtete sich auf: »Darum geht es nicht, Alice. Wir sind eine Familie, und es ist unsere Pflicht, uns gegenseitig bei unseren Träumen zu unterstützen.«
    Aha. Das waren ja ganz neue Töne. Welche Seifenoper guckte meine Mutter eigentlich in letzter Zeit? Aber bevor ich noch etwas sagen konnte, verließ auch meine Mutter auf der Suche nach Melinda das Haus. Ich musste wirklich dringend eine eigene Wohnung finden, am Wochenende würde ich mir mal ein paar Zeitungen besorgen, und dann wäre mein Leben bald wieder normal.
    Mein Handy klingelte, und ich hörte schon wieder dieses Schnaufen, doch diesmal folgte dem eine Stimme, die ich gar nicht hören wollte. »Na, Herzchen, schon was von unserem Freund gehört?«
    O Gott, der dicke Belgier. Panisch wollte ich den »Auflegen«-Knopf drücken, aber das würde mich nicht richtig weiterbringen, da musste ich jetzt durch. »Nein, habe ich nicht. Und wenn Sie noch einmal bei meiner Mutter auftauchen, gehe ich zur Polizei und sage denen, dass Sie mein Stalker sind. Da verstehen die keinen Spaß mehr mit.«
    Â»Blondchen, Blondchen, mach es mir doch nicht so schwer. Du musst ein Treffen machen mit mir, ich hab was zu sagen an dich.«
    Hilfe. Was machte ich denn jetzt? Obwohl, wenn er mir was tun wollte, hätte er das schon in Simons Wohnung gemacht. Und vielleicht würde er danach endlich Ruhe geben. »Na gut«, erklärte ich mich einverstanden, »aber unter einer Bedingung. Wir treffen uns am hellen Tag, und ich will nicht mit Ihnen alleine sein.«
    Â»Gut, gut, Blondchen, morgen um vierzehn Uhr im McDonald’s in der Barnerstraße.« Sprach’s und legte auf.
    Nun gut, das hörte sich soweit sicher an, und wenn ich den dicken Kerl danach los sein sollte, hätte es sich auf jeden Fall gelohnt.
    Â»Kommst du heute Nachmittag mit mir in die Stadt, Alice?«, fragte mich meine Mutter am nächsten Morgen. »Ich will mir meine Küchenmaschine kaufen, und vielleicht finden wir ja auch etwas Schönes für dich. Du brauchst doch bestimmt etwas Seriöses für deinen neuen Job.« Tja, wahrscheinlich Stringtangas und Bommel zum Aufkleben für die Brüste.
    Â»Tut mir leid, Mama, ich hab schon was vor, frag doch Melinda.«
    Â»Pfff«, machte meine Mutter, »als ob die rechtzeitig aus dem Bett kommen würde. Dann gehe ich eben allein. Ich muss jetzt los, habe Tupper -Party im Seniorenheim in der Waldstraße.«
    Was alte Leute im Heim mit Tupperware sollten, war mir nicht ganz klar, aber ich hatte sowieso andere Probleme. Was zieht man denn zu einem Treffen mit einem höchstwahrscheinlich Kriminellen an? Der sollte mich ernst nehmen, sein erster Eindruck von mir war ja nicht der beste. Schwarze Cargohosen und ein schwarzer Rollkragenpullover machten schon mal einen unerschrockenen Eindruck. Und dazu schwarze Springerstiefel, nur leider hatte ich so was nicht. Ich wühlte im Karton mit meinen Schuhen und zog ein schickes Paar nach dem nächsten raus, doch leider nichts in Richtung Springerstiefel. Himmel, hatte ich denn nicht ein Paar Schuhe ohne hohe Absätze? Nein, hatte ich tatsächlich nicht. Dann mussten eben Mamas Wanderschuhe herhalten. Die drückten ein bisschen und waren auch noch braun, aber jetzt sah ich aus wie jemand, mit dem man sich besser nicht anlegen sollte. Perfekt.
    Um halb zwei saß ich schon bei McDonald’s und aß mich begeistert durch das ganze Sortiment. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, meine Diät ab heute ernsthaft zu betreiben und nur Salat und Cola light zu bestellen, aber der Salat sah irgendwie nicht mehr so frisch aus, und ich bin ja nicht so im Diätwahn, dass ich eine

Weitere Kostenlose Bücher