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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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an: »Wie, du hast einen Job beim Fernsehen? Wieso weiß ich davon nichts? Bei welchem Sender bist du denn?«
    Ich druckste so ein bisschen rum. Ȁh ja, nun, das ist sozusagen alles nicht ganz für die Öffentlichkeit bestimmt, eigentlich hätte ich gar nicht darüber reden dürfen.«
    Â»Na, das ist ja mal wieder typisch. Du kommst groß raus, und da passen wir natürlich nicht mehr ins Konzept, wie?«, giftete Melinda. »Du hast ja schon Starallüren, aber das zieht bei mir nicht, alles klar? So, und ich find Mamas Plan klasse, hier bin ich, dein Bodyguard, tätätäräää.«
    Klasse. Eine grandiose Idee.
    Während Mama und Melinda durch die Küche hopsten und das neue Familienunternehmen bejubelten, kam mein Vater nach Hause. Er hörte sich alles mit versteinerter Miene an und ging danach schnurstracks zu seiner Modelleisenbahn. Ich konnte es ihm nicht verdenken.
    Mist, wie sollte ich aus der Nummer denn nun wieder rauskommen? Es half alles nichts, ich musste Melinda einweihen und sie irgendwie dazu kriegen, einmal im Leben ihren Mund zu halten.
    Â»Nun«, räusperte ich mich, »wir wollen nichts überstürzen, aber ich als deine große Schwester bin natürlich immer für dich da. Ich lade dich heute Abend zum Italiener ein, dann können wir darüber reden.«
    Melinda sah mich misstrauisch an, und ich konnte direkt sehen, wie ihre drei Gehirnzellen vor lauter Anstrengung wackelten. Zwar nahm sie mir meine edle Gesinnung nicht ab, andererseits war eine Einladung eine Einladung. Und sobald es etwas umsonst gab, stand Melinda in der ersten Reihe.
    Â»Gut, von mir aus«, nahm sie gnädig meine Einladung an, »aber denk in Zukunft daran, dass so kurzfristig normalerweise nichts bei mir läuft, dazu bin ich viel zu gefragt.«
    O Gott, ich könnte sie jetzt schon erwürgen. Aber ich brauchte sie, also presste ich mir ein »Nee, is klar« ab und ging mich umziehen.
    Später saß ich mit einer maulenden Schwester bei Luigi’s , einer einfachen Pizzeria. »Ich dachte, wir gehen ins La Locanda , da gehen alle hin. Typisch für dich, mich in so eine Kaschemme zu schleppen, du warst schon immer geizig«, regte Melinda sich auf. »Wenn mich hier einer sieht, das ist ganz schlecht für mein Image!«
    Ganz ruhig, Alice, zähl bis dreihundert, und denk dran, du brauchst diese Frau. »Jetzt bleib mal locker. Erstens ist das Essen hier gut, und zweitens kann ich es mir leisten, im Gegensatz zu deinem Nobel-Italiener.«
    Der Kellner kam und wollte die Bestellung aufnehmen. Ab heute würde ich wirklich mit meiner Diät anfangen. Ein Wasser und einen Salat bitte, wollte ich sagen und machte den Mund auf, doch heraus kam: »Ein großes Bier und die Pizza Salami bitte.«
    Melinda guckte mich verächtlich an. »Streichen Sie das«, sagte sie bestimmt zu dem Kellner. »Wir nehmen Wasser und zweimal den Salat des Hauses, Dressing bitte extra.«
    Der arme Mann guckte mich leicht verwirrt an, aber ich zuckte nur die Schultern. Sie hatte ja recht, selbst meine Stretchjeans kniffen schon ganz unangenehm.
    Â»Mann, Alice, ich glaub’s nicht. Pizza und Bier, wie fett willst du denn noch werden? So was geht beim Fernsehen doch gar nicht! Bei welchem Sender bist du denn nun? Jetzt will ich endlich alles über deinen Job wissen.«
    Also rein ins kalte Wasser. »Na ja, also, das ist etwas kompliziert, das ist nicht so direkt ein Fernsehsender, ich bin eher im DVD -Entertainment-Bereich, sozusagen.«
    Â»Heilige Scheiße, meine Schwester ist ’ne Porno-Schnalle.« Entgeistert sah Melinda mich an.
    Â»Schrei doch nicht so«, zischte ich über den Tisch. »Ich spiele doch nicht in Pornos mit, was denkst du denn von mir?«
    Melinda überlegte. »Hm, stimmt wahrscheinlich, ich glaube, auch in Pornos haben die Damen keine Größe 42.«
    Â»Ich hab keine 42«, giftete ich zurück, »ich trage immer noch Größe 38.«
    Â»Klar, mit offenem Reißverschluss und abspringenden Knöpfen«, grinste sie. »Dann sag doch endlich, was du nun wirklich machst.«
    Â»Also gut. Ich bin Management-Assistentin, nur dass mein Boss leider keinen Verlag oder eine Spedition hat, sondern eine Pornoproduktionsfirma. Aber mit den ganzen Filmen hab ich ja nichts zu tun, ich mache nur den Bürokram. Und ich buche Drehorte und mache Vorgespräche mit möglichen

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