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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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treffen uns um halb zwei, wissen Sie. Das alles ist wirklich nur ein Missverständnis.«
    Â»Nun gut«, wandte sich die Dame mir zu, »wir haben Sie in der Zwischenzeit überprüft. Sie wurden in einer laufenden Ermittlung als Zeugin vernommen, aber wegen Prostitution liegt bisher nichts gegen Sie vor. Sie müssen in den nächsten Tagen noch einmal herkommen und das Protokoll unterschreiben, ansonsten können Sie jetzt gehen. Und – noch ein kleiner Tipp – ich würde Ihnen für die Zukunft empfehlen, das Aufpeppen Ihres Liebeslebens doch in den eigenen vier Wänden vorzunehmen.«
    Damit waren wir entlassen. Nick zog mich in Windeseile aus dem Revier und rannte mit mir um die Ecke. Dann blieb er stehen und lachte, bis ihm die Tränen kamen.
    Â»Hallo, meine kleine Verlobte, erzählst du mir die Geschichte mal von Anfang an? Du bist wirklich ein Knaller«, brachte er noch heraus, bevor ihn der nächste Lachanfall packte.
    Â»Freut mich, dass ich zu deiner Belustigung beitrage«, gab ich eingeschnappt zurück, »aber trotzdem Danke für deine Hilfe. Ich wusste einfach nicht, wen ich sonst anrufen sollte. Und … du weißt doch, dass ich nicht so eine bin, oder?«
    Â»Da bin ich mir sogar ziemlich sicher, aber jetzt lade ich dich auf einen Drink ein, die Geschichte will ich von Anfang an hören. Komm, meine Pretty Woman .«
    Scheiße. Jetzt fiel mir wieder ein, an wen ich mich im Spiegel erinnert hatte.
    Â»Im Prinzip gerne. Aber können wir den Drink vielleicht verschieben? Also, das ist alles eine lange Geschichte, und das Outfit, das war die Idee meiner Schwester, und jetzt muss ich dringend jemanden anrufen, und ich muss meine Schwester finden, weil ich sie umbringen werde.«
    Nick grinste schon wieder. »Na, dann komm, ich fahre dich nach Hause, oder willst du so lieber den Nachtbus nehmen?«
    Nein, das wollte ich ganz bestimmt nicht. Als Nick mich vor der Tür absetzte, hatte er immer noch dieses Grinsen im Gesicht. »Aber, nicht vergessen, den Drink habe ich mir verdient – und du kannst dich vorher gerne wieder von der Schwester stylen lassen, der Look hat was.«
    Ich warf ihm nur einen bösen Blick zu und stöckelte zur Haustür. Verdammt, hier wartete das nächste Problem – ich hatte keine Schlüssel mit. Wenigstens stand der Lieferwagen neben dem Leihwagen, den Mama für die Zeit der Reparatur ihres Autos bekommen hatte, also musste Melinda wohl auch zu Hause sein. Ich sammelte kleine Steine und warf sie gegen ihr Fenster. Nichts passierte. Wie konnte die so fest schlafen, hatte die denn gar kein Gewissen? Ich suchte einen größeren Stein und zielte. Jetzt knallte es lauter, aber leider am falschen Fenster, ich hatte genau das Schlafzimmerfenster meiner Eltern getroffen. Und die schliefen nicht so fest. Prompt ging das Fenster auf, und mein Vater guckte heraus. »Was wollen Sie?«, blaffte er. »Wissen Sie nicht, wie spät es ist?«
    Aus dem Hintergrund kam die Stimme meiner Mutter. »Wer ist es denn, Herbert, was ist denn los?«
    Â»Da steht eine Professionelle in unserem Garten«, informierte er meine Mutter.
    Die sprang wie der Blitz aus dem Bett, die Treppe runter und riss die Haustür auf. Als sie mich erkannte, wich alle Farbe aus ihrem Gesicht. »Alice. Wie siehst du aus, was hat das zu bedeuten? Himmel, komm schnell rein, haben dich etwa die Nachbarn gesehen?«
    Mein Vater kam die Treppe runter, sah, wer die »Professionelle« war, schüttelte nur den Kopf und stapfte sofort wieder nach oben, wo er die Schlafzimmertür sehr fest zuknallte.
    Â»Mama, ich habe dir doch gesagt, dass ich manchmal undercover arbeiten muss, da kann man sich seine Klamotten nicht immer aussuchen. Und nein, mich hat niemand gesehen.«
    Â»Ich weiß nicht mehr, womit ich das alles verdient habe. Was habe ich bloß falsch gemacht? Warum kannst du nicht wie andere Mädchen in deinem Alter in einem netten Büro arbeiten, mit geregelten Arbeitszeiten und in vernünftiger Kleidung. Sei bloß froh, dass du von keiner Polizeistreife aufgegriffen worden bist. Was meinst du, was die von dir gedacht hätten?«
    Tja, das hätte ich ihr sogar ganz genau erklären können, aber darauf verzichtete ich lieber.
    Â»Tut mir leid, dass ich euch geweckt habe, und wir haben heute auch gemerkt, dass diese Verkleidung nichts bringt, also war das eine einmalige Sache. Ich erkläre es

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