Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
Vom Netzwerk:
dir morgen, ja, ich muss noch mal kurz mit Melinda sprechen.«
    Â»Warum war das Mädchen denn nicht bei dir? Die soll doch auf dich aufpassen, ach, ich komm da gar nicht mehr mit«, sagte meine Mutter deprimiert und verschwand ebenfalls wieder nach oben.
    Ich ging erstmal unter die Dusche und zog mir meinen Flanellschlafanzug an, ich brauchte jetzt das Kontrastprogramm. Dann schlich ich in Melindas Zimmer und rüttelte sie wütend: »Wach sofort auf, du blöde Kuh. Wie kannst du nur so was Gemeines machen, mich da einfach allein zu lassen? Das hätte ich selbst dir nicht zugetraut!«
    Melinda gähnte. »Was ist denn los? Du hast nur zweimal geblinkt, da dachte ich, es wäre alles in Ordnung, abgemacht war ja schließlich dreimal.«
    Â»Hör auf, mir solchen Scheiß zu erzählen. Du hast genau gesehen, dass gar nichts in Ordnung war, also, was sollte das?«
    Melinda setzte sich auf und schaffte es tatsächlich, etwas schuldbewusst zu gucken. »Also, okay. Es hätte da ein klitzekleines Problem mit mir und der Polizei gegeben, wenn ich zu dir gefahren wäre. Und du warst ja nicht wirklich in Gefahr, es waren schließlich Polizisten und keine Serienkiller, die dich mitgenommen haben.«
    Â»Was für ein klitzekleines Problem?«, ignorierte ich ihr Ausweichmanöver.
    Melinda seufzte. »Okay, das ist eigentlich gar nichts, nur, na ja, vielleicht sollte ich mich momentan mit dem Autofahren etwas zurückhalten.«
    Da kam ich nicht mit. »Aber den Wodka hatte ich doch getrunken, du hattest höchstens ein halbes Glas, damit konntest du doch noch fahren.«
    Â»Ja, damit schon, aber nicht ohne Führerschein.«
    Ich starrte sie an. »Du musstest deinen Führerschein abgeben? Weil du zu schnell gefahren bist oder in eine Alkoholkontrolle geraten bist? Und trotzdem fährst du durch die Gegend, auch noch mit mir? Bist du nicht ganz dicht?«
    Melinda sagte erstmal gar nichts, doch dann grinste sie: »Seh ich so aus, als ob ich mir den Führerschein abnehmen lassen würde?«
    Ich verstand gar nichts mehr, und darum griff ich zum letzten Mittel: »Entweder du sagst mir jetzt sofort, was hier los ist, oder ich hol Mama.«
    Melinda seufzte. »Himmel, Alice, du bist so was von schwer von Begriff. Mir kann niemand den Führerschein abnehmen, weil ich gar keinen habe. Ich habe damals die Prüfung nicht bestanden, aber weil Papa mir für den Führerschein 300 Euro versprochen hatte, dachte ich, sag mal lieber nichts, nimm das Geld, und mach die Prüfung noch mal. Na ja, und irgendwie ist immer was dazwischengekommen. Aber das ist nur eine kleine Formalität, denn fahren kann ich ja echt gut.«
    Ich glaubte das alles nicht und wollte auch gar nicht mehr darüber nachdenken. »Pass auf, ich habe Simon verpasst, ich bin von der Polizei wegen Prostitution innerhalb des Sperrbezirks festgenommen worden, ich habe meinen Chef mitten in der Nacht auf die Wache geholt und ihn dazu gebracht, eine Falschaussage zu machen, mehr kann ich heute Nacht nicht mehr verkraften. Wir reden morgen weiter, und du wirst endlich deinen Führerschein machen, das kannst du mir glauben!«
    Mit diesen Worten verschwand ich in mein Zimmer, genug war genug. Ich versuchte noch, Simon zu erreichen, aber das Handy war wie immer ausgeschaltet. Also tippte ich noch schnell eine SMS, wobei ich allerdings nicht ins Detail ging, sondern nur schrieb, dass im Gewerbegebiet Polizei war und ich ihn nicht in Schwierigkeiten bringen wollte. Dann fiel ich trotz der ganzen Ereignisse in einen tiefen Schlaf.
    Den Samstag verbrachte ich wieder beim Friseur, ich wollte mein Blond ein wenig aufhellen lassen, im Nagelstudio und bei der Fußpflege. Wenn auch mein Inneres immer schwärzer und hässlicher wurde, so sollte doch mein Äußeres davon wenigstens ein bisschen ablenken. Beim anschließenden Shoppen machte ich dann noch die erfreuliche Entdeckung, dass Größe 38 und ich eine glückliche Wiedervereinigung feiern konnten. Mein Tag war gerettet. Als mein Handy klingelte, wusste ich einfach, dass dieses Glück heute nichts mehr stören konnte, und tatsächlich, es war Nick, der seine Einladung wiederholte. Wir verabredeten uns um halb neun beim Italiener, und ich hopste vor Freude geradezu nach Hause. Nichts konnte meine gute Laune trüben, selbst meine Mutter nicht, die mich kritisch musterte: »Ist dieses Blond nicht etwas grell für dich?

Weitere Kostenlose Bücher