Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
Vom Netzwerk:
auch an dich«, konnte ich gerade noch loswerden, bis Jürgen wieder herunterkam. Die beiden besprachen sich noch kurz im Wohnzimmer, und dann war Nick weg. Gar nicht gut.
    Jürgen kam zu mir in die Küche und fragte: »Wo bitte finde ich die Putzutensilien? Das Zimmer oben ist in einem schrecklichen Zustand.«
    Na klasse. Er war kaum fünf Minuten hier, schon musste er mich beleidigen.
    Â»Tatsächlich, ist es das?«, gab ich zurück. »Nun, dann sollte die Polizei vielleicht mit ihren sicheren Häusern auch gleich sichere Putzfrauen anmieten. Das bin ich nämlich nicht, wenn du dich erinnerst.«
    Â»Sag mir einfach, wo ich die Sachen finde«, erwiderte er mürrisch.
    Ich zeigte ihm die Besenkammer, in der der Staubsauger stand.
    Â»Das wird wohl kaum reichen«, murmelte er vor sich hin und öffnete einen Schrank, den ich vorher gar nicht wahrgenommen hatte, und bepackte sich mit Putzlappen, tausend Reinigern und einem Eimer. Das konnte ja lustig werden.
    Ich hörte ihn mindestens eine halbe Stunde oben rumoren. Was bitte machte man in so einem kleinen Zimmer eine halbe Stunde lang, fragte ich mich, während ich gemütlich Kaffee in der Küche trank.
    Leider war sogar er irgendwann mit Putzen fertig und kam zu mir. Er blickte sich angewidert um. »Also, so kann ich nicht leben. Wenn wir uns dieses Haus hier schon teilen müssen, dann muss jeder darauf achten, dass er alles ordentlich hinterlässt«, sagte er und schaute auf die Arbeitsfläche, auf der höchstens drei kleine Kaffeeflecken zu sehen waren.
    Â»Du bist ja zwanghaft«, sagte ich zu ihm. »Ich glaube, dein Job ist es, auf mich aufzupassen, und nicht, mir Lektionen in Haushaltsführung zu erteilen.«
    Â»Erklär du mir nicht meinen Job«, fuhr er mich an. »Und überhaupt, das eine schließt das andere nicht aus. Auch in so einer Situation kann man Rücksicht aufeinander nehmen.«
    Der hatte doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Musste mir Nick ausgerechnet einen Aufpasser mit Putzzwang herbringen? Ich verdrehte die Augen.
    Da regte er sich sofort wieder auf: »Das habe ich gesehen. Du brauchst gar nicht zu glauben, dass du dich über mich lustig machen kannst. Ich brauche mich ja wohl nicht zu entschuldigen, weil ich Wert auf eine saubere und ordentliche Umgebung lege. Und darum machen wir jetzt einen Putzplan.«
    Einen Putzplan? Ich habe in meinem Leben schon einige Krimis gesehen, in denen unschuldige Menschen von der Polizei versteckt wurden. Aber in keinem einzigen war ein Putzplan vorgekommen.
    Â»Also«, redete dieser Besessene schon weiter, »wir machen das so. Jeder ist für seinen eigenen Dreck verantwortlich und macht immer sofort hinter sich sauber. Und vorher nehmen wir eine Grundreinigung vor. Du bringst die Küche und das Bad in Ordnung und ich das Wohnzimmer und den Flur.«
    Mit diesen Worten bewaffnete er sich wieder mit seinem ganzen Putzzeug und schleppte alles ins Wohnzimmer. Ich wollte mich nicht gleich am ersten Tag mit ihm komplett zerstreiten, darum fügte ich mich und machte mich auch an die Arbeit.
    Gegen Mittag war das Häuschen nicht mehr wiederzuerkennen. Allerdings wirkte es nicht mehr gemütlich, sondern steril wie ein OP-Saal.
    Â»Jetzt fahren wir beide einkaufen«, bestimmte er nach unserer Großreinigung.
    Â»Ach. Und wenn ich das vielleicht gar nicht will? Was ist dann?«
    Â»Dann hast du Pech gehabt und kommst trotzdem mit. Wir fahren jetzt, und denk dran – wir sind Freunde.«
    Wie hätte ich das vergessen können?
    Kaum waren wir aus der Haustür getreten, kam Susi auf uns zu. »Hallo Alice, ich habe schon gehört, dass du Besuch hast.« Sie wandte sich an Jürgen. »Ich bin Susi, eine Nachbarin von Alice.«
    Â»Jürgen«, stellte der sich vor. »Alice hat uns erzählt, wie schön es hier bei Ihnen ist. Darum hat es uns sehr gefreut, dass sie meine Frau und mich eingeladen hat, ein paar Tage hier zu verbringen.«
    Susi freute sich. »Ja, unser Dorf ist echt klasse. Wo ist denn deine Frau, ich will ihr auch mal ›Guten Tag‹ sagen.«
    Â»O Susi, wie nett von dir«, stammelte ich nervös, »aber weißt du, die Marga, die hat sich entschlossen, noch mal zur Uni zu gehen. Und sie ist hauptsächlich hier, damit sie hier in aller Ruhe, ohne Störungen, an ihrer Semesterarbeit schreiben kann.«
    Jürgen ging schon zum Auto. »Alice, ich wende

Weitere Kostenlose Bücher