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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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um deine Kinder, oder schaffst du es noch, nebenbei zu arbeiten?«
    Sie seufzte. »Ach, ich war nach den beiden Geburten nur ein halbes Jahr zu Hause, sonst habe ich immer gearbeitet. Zuletzt im Supermarkt, aber ich konnte da nicht mehr bleiben.« Geheimnisvoll sah sie mich an. »Weißt du, hier denkt jeder, ich hätte da aufgehört, weil ich mehr Zeit für meine Kinder haben wollte. Aber das stimmt gar nicht.«
    Gespannt rutschte ich auf dem Sofa nach vorn. »Also, mir kannst du es ruhig sagen, ich erzähl das nicht weiter. Ich komme ja aus der Stadt, da wird nicht so viel geredet.«
    Â»Ehrlich gesagt haben die mich rausgeschmissen, weil sie mich mit dem Vertreter für Frischmilch-Produkte im Kühlraum erwischt haben«, kicherte sie.
    Â»Ist nicht dein Ernst!«, staunte ich. Hier taten sich ja Abgründe auf.
    Â»Doch, so war das«, beharrte sie. »Das war der Hannes, zu dem würdest du auch nicht nein sagen. Das Blöde war nur, dass uns die Brigitte erwischt hat. Die war selbst schon immer scharf auf ihn, und na ja, darum hatte sie nichts Besseres zu tun, als das gleich unserem Chef zu stecken. Und der hat mich rausgeschmissen, weil wir während der Arbeitszeit gevögelt hatten.«
    Â»Und?«, fragte ich. »Trefft ihr euch noch?«
    Â»Nee«, sagte Susi, »der ist ja auch verheiratet. Wir hatten nur mal kurz den Kopf verloren. Aber was soll’s, ich find schon wieder einen anderen Job. Aber erzähl es wirklich nicht weiter, okay? Mein Mann muss das ja nicht unbedingt erfahren.«
    Â»Kannst dich auf mich verlassen«, versprach ich ihr und verabschiedete mich. Das war doch mal ein netter Nachmittagsplausch gewesen. Kurz vor meiner Haustür fing mich Anneliese ab.
    Â»Ach, du warst bei Susi?«, fragte sie mich beleidigt. »Ich habe dich ja auch zu mir eingeladen, aber zu mir bist du noch kein einziges Mal gekommen.«
    Da hatte sie recht, und das tat mir jetzt auch irgendwie leid.
    Â»Das hatte sich eben so spontan ergeben«, schwindelte ich, »aber dich würde ich natürlich viel lieber mal besuchen kommen. Ich muss mich jetzt nur um meine Gäste kümmern, auch wenn Marga mich wohl am liebsten gar nicht sehen würde«, seufzte ich. »Aber morgen früh könnte ich zu dir auf einen Kaffee kommen, wie wär’s?«
    Â»Ja, super, aber morgen Vormittag muss ich arbeiten. Komm doch so gegen drei, dann sind zumindest die Großen beim Musikunterricht.«
    Gut, das würde ich machen. Ich dachte immer, auf dem Land lebten nur glückliche Kinder, die den ganzen Tag auf Bäume kletterten und kleine Staudämme bauen würden. Aber die hier hatten ja einen ganz schön straffen Terminkalender.
    Als ich zurückkam, hatte Jürgen das Besteck aus der Vitrine im Wohnzimmer ausgeräumt und war gerade dabei, alles neu zu sortieren.
    Â»Hallo, ich bin wieder da«, begrüßte ich ihn freundlich. »Ist dir dein Buch doch langweilig geworden?«
    Â»Kaum«, antwortete er, »aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich hatte gesehen, dass die Besteckschublade aussieht wie Kraut und Rüben. Unglaublich, wie man alles einfach so durcheinanderwerfen kann.«
    Ob das sein Hobby war? Schränke aufräumen und Gabeln sortieren?
    Â»Ja, das weiß ich auch nicht«, sagte ich. »Was wollen wir denn heute noch so machen?«
    Er guckte mich missmutig an. »Alice, ist dir klar, dass wir nicht im Urlaub sind? Und ist dir klar, dass keiner von uns beiden freiwillig hier ist? Also stellt sich wohl auch nicht die Frage, was wir machen wollen.«
    Bäbäbä. »Ich weiß, dass das hier kein Urlaub ist«, gab ich zurück, »aber da wir schon mal hier sind, können wir doch auch das Beste daraus machen, oder? Was hältst du von einem Beauty-Tag?«
    Â»Ein Beauty-Tag?«, wiederholte er fassungslos. »Wie kommst du denn auf so was? Falls es dir entgangen sein sollte, ich bin ein Mann. Und Männer lackieren sich für gewöhnlich nicht die Fingernägel oder schminken sich.«
    Manche schon. Sollte er doch seine Neigung weiter heimlich leben, mir fiel langsam auch nichts mehr ein, wie ich ihn aus der Reserve locken konnte.
    Â»Dann eben nicht. Aber dann will ich jetzt mal das Wohnzimmer für mich haben, ich will am Computer mein Tagebuch schreiben. Und dabei will ich nicht gestört werden.« Nun klang ich schon wie Marga.
    Â»Von mir aus«, murrte er. »Aber du

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