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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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sollen, er hätte genauso ausgesehen wie Nick.
    Nach dem Frühstück schlug er einen Spaziergang vor, aber davon war ich nicht so angetan.
    Â»Du kennst dich mit dem Dorfleben wohl nicht so aus, wie?«, machte ich mich über ihn lustig. »Wenn wir zusammen die Dorfstraße entlanggehen, können wir uns auch gleich ein Schild um den Hals hängen mit der Aufschrift ›Wir sind ein Paar‹, weißt du?«
    Â»Ich will dir ja deine Unschuld nicht nehmen«, sagte Nick, »aber meinst du nicht, dass sich das hier außer vielleicht dieser Anneliese sowieso jeder denkt? Immerhin übernachte ich hier.«
    Â»Na gut, ja, vielleicht. Aber ich will nicht raus. Auf der Straße hier ist es gefährlich. Man wird zu Spieleabenden oder Grillfeiern eingeladen, zum Kuchenbacken verdonnert oder sogar in Listen eingetragen, die sich mit der Reinigung des Bushäuschens beschäftigen.«
    Â»Nicht dein Ernst!«, tat Nick fassungslos. »Das geht hier ja schlimmer zu als in der Bronx. Lass uns bloß das Haus nicht verlassen!«
    Das taten wir auch nicht. Wie ein altes Ehepaar räumten wir zusammen die Küche auf und zogen uns dann auf unser mittlerweile vertrautes Sofa zurück.
    Â»Ich weiß eigentlich ganz wenig von dir«, beklagte ich mich, »erzähl mir doch mal was.«
    Â»Was willst du denn hören?«, fragte Nick.
    Â»Na ja, so Sachen eben, was man sich so erzählt. Wie ist deine Familie, hast du Geschwister, was machst du …« Ach du meine Güte, da fiel mir etwas ein. »Ich weiß ja nicht einmal, wie alt du bist!« Entsetzt sah ich ihn an.
    Â»Stimmt«, lachte er, »wir haben die traditionelle Kennenlernphase wohl übersprungen. Also, fangen wir ganz von vorne an. Ich bin dreiundfünfzig, aber dank der guten Gene meiner Familie habe ich mich einigermaßen gehalten, oder?«
    Â»Nein! Das ist ja unglaublich. Ich hätte dich keinen Tag älter als einundfünfzig geschätzt«, lachte ich.
    Â»Aua«, grinste der Witzbold. »Also okay, noch mal. Hätten wir uns vor drei Monaten schon gekannt, hätte ich dich zu meinem vierunddreißigsten Geburtstag eingeladen. Da hättest du dann meine Eltern, meine Schwester Maren, ihren Mann und meine Freunde kennengelernt.«
    Â»Wie sind deine Freunde so, kennst du sie schon lange?«
    Â»Ehrlich gesagt, sind meine Freunde alle auch meine Kollegen. Mein Job kann ganz schön belastend sein, dazu kommen die unregelmäßigen Arbeitszeiten. Die Kollegen kennen das alles selbst, das macht das Zusammensein einfacher. Frag mal, warum so viele Polizistenehen kaputtgehen.«
    Â»Sprichst du da aus eigener Erfahrung?«, fragte ich ängstlich.
    Â»Also, verheiratet war ich noch nie«, räumte Nick ein, »aber ich hatte natürlich Freundinnen. Am Anfang war immer alles gut, doch bald schon hatten sie keine Lust mehr, alleine ins Kino oder zu Feiern zu gehen, weil mir mal wieder ein Einsatz dazwischenkam.«
    Â»Na, da waren die aber nicht besonders verständnisvoll, deine Freundinnen«, grummelte ich. »Da konntest du ja nichts für.«
    Ich beschloss, dass dies ein guter Zeitpunkt war, meine Fähigkeiten als Freundin eines Polizisten unter Beweis zu stellen. »Vielleicht kannten sie so etwas aber auch nicht und waren deshalb damit nicht vertraut. Weißt du, wenn ich daran denke, wie oft mein Vater uns allein lassen musste«, seufzte ich und dachte an all die Montage bis Freitage, an denen mein Vater in seiner Werkstatt war. »Aber wenn man solche Erfahrungen schon in der Kindheit gemacht hat, dann entwickelt man natürlich ein ganz anderes Verständnis.«
    Nick nahm mich in die Arme und erzählte mir mal wieder, wie süß ich wäre. Darauf folgte eine ausgedehnte Runde Rumgeknutsche. Und darauf folgte wieder etwas anderes. Diesmal schafften wir es allerdings nicht mehr bis ins Bett.
    Der Sonntagnachmittag kam viel zu schnell. Ich musste zu meiner Komiteesitzung, und Nick musste … ja, was eigentlich? Er hatte doch gesagt, ich würde nicht mehr aus den Augen gelassen werden. Hieß das also, er blieb hier, bei mir?
    Â»Du, Nick«, fragte ich ihn, bevor ich mich auf den Weg machte, »wie geht es denn jetzt hier weiter, bleibst du bei mir, oder soll ich wieder mit zurück, oder was passiert?«
    Â»Also, du bleibst auf alle Fälle erstmal hier. Ich muss leider morgen früh zurück, aber bevor ich fahre, löst

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