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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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Salz aus dem Himalaya in eine Kalbsbacke rieb und den Tisch mit sehr teuer aussehenden Tellern deckte.
    Â»Die Teller hab ich auch«, freute sich Jürgen, »und auch die Suppenteller dazu.«
    Aha. Hab ich es doch gewusst. Welcher Heteromann kaufte sich denn bitte schön teure Teller?
    Â»So?«, fragte ich. »Und wie richtest du sie an? Nimmst du dazu silberne Platzteller oder diese asiatischen Matten?«
    Â»Warum sollte ich denn meine Teller anrichten?«, fragte er zurück. »Ich hab einfach nur gesagt, dass ich die auch habe.«
    O Mann, der war ja wirklich eine harte Nuss. In der Werbepause beschloss ich, ihm stärker auf den Zahn zu fühlen.
    Â»Sag mal, Jürgen, bist du eigentlich in einer festen Beziehung?«, erkundigte ich mich mit einem aufmunternden Lächeln. Das sollte ihm zeigen, dass er mir vertrauen und offen sprechen konnte.
    Er schaute sehr misstrauisch. »Wieso willst du das denn wissen? Warum interessiert dich das? Willst du was von mir?«
    Bäh, ganz bestimmt nicht. »Nein, nein, ich wollte einfach nur ein bisschen Konversation machen. Also, bist du’s?
    Â»Das geht dich gar nichts an, über mein Privatleben spreche ich nicht«, erwiderte er nur und konzentrierte sich wieder auf den Fernseher.
    Also, so konnte ich ihm auch nicht helfen. Ich würde ihm nicht auf den Kopf zusagen, dass er schwul ist. Der erste Schritt musste von ihm kommen.
    So saßen wir schweigend vor dem Fernseher, und schon wieder gab es Wer wird Millionär . Ich wette, Jürgen würde sich super mit meinen Eltern verstehen. Zum Glück sagte er mir danach, dass er jetzt müde wäre und ins Bett gehen würde. Ich hatte keine Ahnung, von was er so müde sein konnte, dass er um Viertel nach neun schon ins Bett musste. Obwohl, er hatte ziemlich viel gelesen, das war schon anstrengend.
    Ich wartete noch ein paar Minuten, für den Fall, dass er doch noch mal herunterkommen sollte, aber alles blieb ruhig. Also schnappte ich mir das Telefon und wählte die Nummer, die Britt mir gegeben hatte.
    Â» Kurklinik Waldfrieden , Ilona Schuster am Apparat, was kann ich für Sie tun?«, tönte es aus dem Hörer. Bis jetzt war ich nicht schlauer als vorher.
    Â»Ja, guten Tag, mein Name ist Wegener«, flunkerte ich. Oder ich übte schon mal, das ist ja Ansichtssache. »Ich hätte gerne Herrn Karzynski gesprochen.«
    Â»Herr Karzynski hat bereits Feierabend, aber Sie können ihn morgen früh ab sieben Uhr wieder erreichen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend«, flötete sie.
    Ich wusste genau, dass dieser Herr Karzynski irgendetwas mit Simon zu tun haben musste. Woher sonst sollte jemand nicht nur die Nummer von meinen Eltern, sondern auch noch die von Britt kennen? Aber ich kam nicht drauf, welche Rolle eine Kurklinik dabei spielen sollte.
    Weil im Fernsehen nichts Interessantes mehr lief, ging ich auch hoch in mein Bett und stellte mir den Wecker auf Viertel vor sieben. Da war ich ja mal gespannt, was ich morgen herausfinden würde.
    Noch bevor der Wecker am nächsten Morgen klingelte, war ich hellwach. Um zehn vor sieben schlich ich die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Zu blöd, dass es in diesem altmodischen Haus kein vernünftiges, schnurloses Telefon gab. Ich zog leise die Tür hinter mir zu und wählte diese obskure Nummer wieder.
    Â» Kurklinik Waldfrieden , Piotr Karzynski«, kam es aus dem Hörer.
    Piotr Karzynski, wie? Na, diese Stimme kannte ich aber unter einem anderen Namen.
    Â»Simon«, flüsterte ich, »ich bin’s, Alice. Was soll denn dieser blöde Name?«
    Â»Alice, hast du die Spieldose?«, fragte er statt einer Begrüßung.
    Ich erinnerte mich an meinen Plan. Ruhig bleiben, ganz ruhig bleiben: Ich wusste von nichts. Ich dachte immer noch, Simon wäre ein ganz toller Kerl.
    Â»Ja, habe ich, ich habe sie gleich nach unserem Treffen geholt.«
    Â»Gott sei Dank«, sagte er aus vollem Herzen, »jetzt wird alles wieder gut. Du musst sie mir herbringen, ich bin in Bad Bodeshagen, das ist ein kleiner Kurort im Weserbergland.«
    Â»Spinnst du?«, entfuhr es mir, bevor ich mich wieder an meine Rolle erinnerte. »Ich meine, Simon, wie stellst du dir das vor? Wie soll ich denn dahin kommen?«
    Â»Kein Problem, du leihst dir einfach das Auto deiner Mutter. Oder du kommst mit der Bahn, da gibt es eine sehr gute Verbindung mit nur dreimal umsteigen.«
    Â»Ich meine

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