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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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nicht, wie ich praktisch dahin kommen soll«, erwiderte ich ungeduldig. »Ich meine, dass ich nicht einfach weg kann. Ich habe einen neuen Job«, log ich ihn an, »und ich bin noch in der Probezeit, ich kann mir nicht einfach freinehmen.«
    Â»Aber ich brauche diese Dose«, jammerte Simon. Na klar, er fragte mich nicht einmal, was ich für einen neuen Job gefunden hatte.
    Â»Tja, dann wirst du sie dir wohl holen müssen. Ich kenne einen abgelegenen Ort auf dem Land, wo dich niemand sucht und dich auch niemand erkennt.«
    Simon überlegte kurz. »Hör mal, ich habe kein Geld, ich habe kein Auto, ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll.«
    Â»Wenn es dir so wichtig ist, deine Unschuld zu beweisen«, bei diesen Worten knirschte ich innerlich mit den Zähnen, »dann wirst du sicher einen Weg finden. Ich kann dich da morgen Abend um zehn Uhr treffen. Schreibst du dir die Adresse nun auf oder nicht?«
    Â»Ja, okay, klar, aber bis morgen schaffe ich das nicht. Ich muss mir ein Auto organisieren. Es geht frühestens Donnerstagabend.«
    Â»Ja, von mir aus, dann eben Donnerstag«, erklärte ich mich einverstanden.
    Â»Ich muss jetzt Schluss machen, bis dann«, sagte er hastig, nachdem ich ihm die Adresse diktiert hatte, und legte auf.
    Ich hatte ihn zum Schützenhaus bestellt. Das schien mir eine gute Idee zu sein. Im Schützenhaus kannte ich mich inzwischen ganz gut aus, und es war nicht mein Zuhause, sodass Simon hätte erahnen können, dass ich zurzeit hier lebte. Außerdem war es dort abends ruhig, und andererseits befanden sich ein paar Wohnhäuser in der Nähe, falls doch etwas schiefgehen sollte.
    Der Tag fing ja interessant an. Und vielleicht war es ganz gut, dass ich noch zwei Tage Zeit hatte, um meinen Plan zu verfeinern. Okay, um überhaupt erstmal einen Plan zu entwerfen.
    Zunächst aber ging ich wieder hoch, um zu duschen. Ich stand gerade mal zehn Minuten ganz entspannt unter dem warmen Wasser, als Jürgen auch schon an die Tür hämmerte.
    Â»Hallo! Andere Leute wollen das Bad auch benutzen. Kannst du dich bitte mal beeilen?«
    Nur noch zwei Tage, Alice, betete ich mir vor. Nur noch zwei Tage, dann brauchst du diesen zwanghaften Fanatiker nie wiederzusehen.
    Ich beeilte mich, fertig zu werden und in die Küche zu kommen, denn ich hatte einen Riesenhunger. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich gestern ja gar kein Abendbrot bekommen hatte. Ich beschloss, das wiedergutzumachen, indem ich mir eine Packung Kekse gönnte. Kaum hatte ich den ersten im Mund, hörte ich Jürgen schon wieder zetern, seine Stimme kam aus dem Wohnzimmer. »Alice, würdest du bitte mal sofort herkommen, wäre das vielleicht möglich?«
    Ich schlenderte ins Wohnzimmer. »Was ist denn nun schon wieder?«, seufzte ich.
    Â»Ja, was wohl?«, meckerte er mich an. »Wie sieht es denn hier aus? Hatten wir nicht vereinbart, dass jeder seinen Kram wieder hinter sich aufräumen würde? Und? Sieht es hier aufgeräumt aus?«
    Ehrlich gesagt, ja, genau so sah es aus. Zwei Kissen waren vom Sofa verrutscht, die Fernbedienung lag auf dem Boden, und eine Flasche Wasser stand auf dem Tisch. Da konnte ja wohl kein normaler Mensch von Unordnung sprechen.
    Jürgen aber doch. »Ich darf dich bitten, hier Ordnung zu schaffen. Und hinterlasse dieses Zimmer bitte nicht noch mal so, ich halte es nicht aus, wenn ich schon morgens früh in so ein Chaos komme.«
    Lieber Herr im Himmel, gib mir Kraft! Ich stellte alles wieder an seinen Platz, nahm die Wasserflasche in die Hand und überlegte im Hinausgehen, ob ich den Kissen auch noch so einen Schlag mit der Handkante verpassen müsste. Da verzichtete ich dann aber drauf. Ich nahm meine Kekse mit hoch in mein Zimmer und dachte nach. Also, Simon würde auf alle Fälle kommen. Ohne die Dose beziehungsweise die Zugangsdaten zu seinen Konten konnte er sich nicht absetzen. Gut. Er wäre also übermorgen hier. Und dann?
    Ich beschloss, eine Liste zu machen. Ich holte mir aus dem Wohnzimmer Papier und einen Stift. Jürgen saß schon wieder da und las. Er beachtete mich nicht, und darum sagte ich auch nichts und verschwand schnell wieder nach oben. Gut. Eine Liste. Ich würde jetzt Punkt für Punkt alles aufschreiben, was mir einfiel, und dann, am Ende, hätte ich einen Plan.
    Ich fing an zu schreiben. Punkt 1: Was will ich von Simon? Punkt 2: Wie bekomme ich das, was ich will? Punkt 3:

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