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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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nun aus der Schusslinie waren, da brauchte ich mir zumindest wegen ihnen keine Sorgen mehr zu machen. Da war noch genug, über das ich nachdenken musste. Ganz besonders darüber, wie ich an Simon rankommen konnte.
    Ich beschloss zunächst einmal Britt anzurufen. Ich wollte ihr meine Geschichte nicht sofort auf die Nase binden, denn sie konnte noch weniger für sich behalten als Anneliese. Aber zum einen hatten wir uns so lange nicht gesprochen, ich wollte wenigstens mal hören, wie es ihr ging, zum anderen wusste sie oder Hubert vielleicht etwas Neues von Simon. Nachdem das Telefon schon sechsmal geklingelt hatte, wollte ich gerade auflegen, als sie sich doch noch atemlos meldete. »Mensch, Alice, das ist ja toll, endlich mal wieder was von dir zu hören. Ich bin erst seit gestern wieder von Mallorca zurück und wollte gerade mit Hubert etwas essen gehen. Wir haben uns nämlich wieder versöhnt. Wie geht’s dir denn?«
    Â»Oh, mir geht’s gut«, versicherte ich. »Ich bin ein paar Tage aufs Land gefahren, zu einer früheren Arbeitskollegin, um ein bisschen Abstand zu bekommen.«
    Â»Ach so, und ich habe schon gedacht, dass du mit einem neuen Mann unterwegs bist. Ich hatte sogar letztens deine Mutter angerufen, um zu fragen, wo du steckst, aber die hatte auch keine Ahnung.«
    Â»Na ja, es war ziemlich spontan. Ich hatte ein bisschen Ärger hier und musste einfach mal raus. Außerdem bin ich neunundzwanzig, da muss sie ja nicht mehr alles wissen, oder? Wenn ich zurück bin, können wir uns ja mal wieder treffen, dann erzähle ich dir die Geschichte in Ruhe.«
    Â»Ja, gut«, gab sie zurück. »Ach, aber eins noch, ich hab heute Morgen einen ganz komischen Anruf bekommen. Kennst du einen Piotr Karzynski oder so ähnlich?«
    Â»Nee, nie gehört. Wieso, was wollte der denn?«
    Â»Na ja, das war komisch, der hat mich angerufen, aber wollte dich sprechen. Hatte eine ganz merkwürdige Stimme, klang irgendwie abgehackt und dumpf. Jedenfalls hatte er auch deine Mutter angerufen. Sie hätte ihm wohl dasselbe gesagt wie mir, dass sie eben nicht wüsste, wo du wärst. Jedenfalls meinte er, dass er dich dringend erreichen müsse, es ginge um eine Wohnungsbesichtigung. Und du solltest ihn unbedingt zurückrufen.«
    Das war ja interessant. Ich hatte bei niemandem namens Piotr Karzynski wegen einer Wohnung angefragt.
    Â»Oh«, sagte ich, »das ist ja toll. Hat er dir eine Nummer gegeben?«
    Ja, das hatte er, und ich schrieb sie schnell auf, bevor ich mich von Britt verabschiedete. Die Vorwahl begann mit 056. Keine Ahnung, wo das war.
    Ich war ganz aufgeregt, nun musste ich unbedingt noch mal meine Mutter anrufen. Die bestätigte mir, was Britt erzählt hatte.
    Na gut, dann würde ich jetzt diese Nummer wählen, und dann wäre ich schlauer. Doch bevor ich das tun konnte, kam Jürgen ins Wohnzimmer getrampelt. »So, nun hattest du den Raum ja lange genug für dich. Jetzt darf ich hier vielleicht auch mal rein.«
    Mann, der Kerl ging mir so was von auf die Nerven. »Ja, ja, von mir aus. Aber ich guck jetzt Fernsehen, also finde dich damit ab«, sagte ich ihm und machte schnell Nicks tollen Fernseher an. Ich schaltete aufs Erste, weil da jetzt eine Soap anfing. Und so wie ich Jürgen kennengelernt hatte, würde der sofort den Raum verlassen, statt sich so etwas Seichtes anzugucken.
    Â»Musst du das sehen?«, fragte er dann auch.
    Â»Allerdings, das muss ich. Sonst weiß ich ja nicht, wie es weitergeht, kapiert?«
    Â»Na gut«, gab er zurück. »Dann guckst du eben deine Soap, und danach bin ich dran.«
    Mist, nun durften wir also gemeinsam verfolgen, wie ein eigentlich schon vor einem Jahr gestorbener Cousin wieder auftauchte. Der Gute war gar nicht tot, er war nur im Urwald verschollen und hatte da bei einem noch unerforschten Naturvolk gelebt. Und brachte aus dem Urwald eine Pflanze mit, die alle Krankheiten heilen könnte. Der Cousin wäre ein gemachter Mann, so viel stand fest.
    Viel zu schnell war die Folge vorbei, und Jürgen schnappte sich die Fernbedienung. Ich war sicher, dass wir jetzt eine dieser schrecklichen Wissenssendungen zu sehen bekämen. In denen komische Experimente gemacht wurden, die kein Mensch verstand. Aber stattdessen schaltete er auf Das perfekte Dinner . Das war super, das liebte ich auch. Wir guckten zu, wie der Tageskandidat Pfefferkörner im Mörser zerstieß,

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