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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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Was tue ich, wenn ich habe, was ich will ? Ich lobte mich selbst für meine tolle Liste und beschloss, dass ich mir jetzt erstmal eine Pause verdient hatte.
    Zu Jürgen sagte ich, dass ich mal kurz weg wäre, und holte noch schnell meine Handtasche. Da stand der schon vor der Tür.
    Â»Alice. Du kennst die Regeln, du darfst nirgendwo allein hin. Hast du vergessen, was das letzte Mal passiert ist? Also, wo willst du hin?«
    Â»Mann, nur mal kurz nach Olzendorf, zum Supermarkt und in die Apotheke. Da kidnappt mich schon keiner.«
    Â»Das weißt du nicht«, belehrte er mich. »Ich komme mit.«
    Ich fragte mich, was er wohl tun würde, wenn mir wirklich jemand zwischen Konserven und Cornflakes auflauern würde. Ihm mit seinem Buch eins über den Schädel ziehen? Oder ihn darauf hinweisen, dass das Betreten des Supermarktes ohne Einkaufswagen nicht gestattet wäre? Mittlerweile bezweifelte ich ernsthaft, dass er Polizist war. Schließlich hatte er bei Big Balls ja auch die Buchhaltung gemacht, das musste er ja irgendwo gelernt haben. Aber egal, sollte er eben mitkommen. Wir fuhren zum Supermarkt, wo ich beim Bäcker einen gefüllten Butterkuchen kaufte. Den wollte ich nachmittags mit zu Anneliese nehmen. Und wenn ich schon mal da war, konnte ich auch noch mal durch den Supermarkt schlendern. Ich war gefühlte Monate nicht mehr shoppen gewesen, da war ein Edeka -Markt zwar ein schwacher Ersatz, aber besser als nichts. Ich kaufte Mengen an Chips, Süßigkeiten und Zeitschriften. Und zwei Flaschen Sekt, man musste sich Trost dort holen, wo man ihn bekommen konnte.
    Als ich meinen Einkauf bezahlt hatte und mit einer Plastiktüte in jeder Hand aus dem Laden kam, wandte ich mich an Jürgen. »Jetzt muss ich noch in die Apotheke, und da gehe ich alleine rein.« Da die Apotheke genau gegenüber dem Supermarkt lag, würde er wohl nicht darauf bestehen, auch dort noch hinter mir herzutrotten. Glücklicherweise sah er das auch so.
    Ich wollte gerade die Apotheke betreten, als ich im letzten Moment eine kleine Stufe davor bemerkte. Allerdings war »letzter Moment« relativ, denn in dem Moment, in dem ich die Stufe sah, war ich auch schon darüber gestolpert und regelrecht in die Apotheke geflogen. Meine Tüten fielen mir aus den Händen, und der Inhalt ergoss sich durch den ganzen Laden. Ich hatte keine Ahnung, was mich dazu bewegte, aber als ich lag, hob ich den Kopf und sagte freundlich »Guten Tag«.
    Die Angestellte sah mich erschrocken an und eilte zu mir. »Ach du meine Güte, ist Ihnen etwas passiert? Haben Sie sich verletzt?«
    Verletzt war zum Glück nur mein Stolz, denn wer ist schon so blöd, erst in eine Apotheke zu fallen und dann »Guten Tag« zu sagen? Ich rappelte mich auf und versicherte ihr, dass alles okay war. Sie half mir, meine Tüten wieder einzupacken, und fragte noch ein weiteres Mal, ob wirklich alles in Ordnung war. Entweder war sie einfach ein sehr freundlicher Mensch, oder aber sie hatte begriffen, dass eine Stufe vor einer Apotheke nicht die beste Idee war.
    Â»Danke, alles gut«, beruhigte ich sie. »Haben Sie hier auch Pflegeprodukte?«
    Die hatten sie sogar in großer Auswahl. Auch wenn Jürgen nicht mitmachen wollte, ich hielt einen Beauty-Tag für eine großartige Idee. Nick hatte mich schon viel zu oft viel zu natürlich gesehen. Ich kaufte ein Bodypeeling, duftende Bodylotion, eine Gesichtsmaske und einen Faltenauffüller. Gut, wirklich Falten hatte ich noch nicht, aber bei meinem Lebenswandel in der letzten Zeit wollte ich vorbereitet sein. Mit dem, was der kleine Edeka -Markt an Make-up vorrätig hatte, hatte ich mich dort schon eingedeckt. Das war nicht viel gewesen, aber ich wurde bescheiden nach so langer Zeit auf dem Land.
    Wieder zurück am Auto, sah ich Jürgen hinter dem Lenkrad sitzen und eine Zeitung lesen. Er lachte mich weder aus, noch hielt er mir einen Vortrag, dass man immer genau hinschauen müsste, wo man langging, also hatte er nichts gesehen. Das war gleichermaßen beruhigend wie auch beunruhigend. Beruhigend, weil er Nick nicht erzählen konnte, was für ein Paddel ich war. Und beunruhigend, weil das mein Gefühl von Sicherheit in seiner Gegenwart nicht gerade erhöhte.
    Zu Hause packte ich erst meine Lebensmittel und den Sekt aus. Es war alles heil geblieben, nur der Butterkuchen war etwas angematscht. Meine Tüte aus der Apotheke brachte ich in mein

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