Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
Vom Netzwerk:
Küche, sobald ich aufgelegt hatte. Der Mann wusste, wie man eine Frau scharfmachte. Ich freute mich jetzt schon ganz furchtbar auf Donnerstag. Aber halt – Donnerstag? Was für ein blödes Timing. Jürgen, dem langweiligen Frühschläfer, wäre es gar nicht aufgefallen, wenn ich mich abends aus dem Haus schlich. Mit Nick sähe das ganz anders aus.
    Aber mit dem Problem würde ich mich beschäftigen, wenn es so weit war.
    Jetzt wartete erstmal Anneliese auf mich. Ich nahm meinen Matschkuchen und sagte Jürgen Bescheid. Ich kam mir vor, als wäre ich wieder acht Jahre alt. Zum Glück verzichtete er darauf, mich zu begleiten.
    Anneliese riss über das ganze Gesicht strahlend die Haustür auf. Sie war zwar nicht die Hellste, aber dafür wirklich nett, das hätte ich zuerst gar nicht gedacht. Auch hier kam ein kleines Mädchen die Treppe hinunter, als ich in den Flur trat. Aber wenigstens starrte es mich nicht an.
    Â»Jacqueline, das ist die Alice, sag ›Guten Tag‹«, forderte Anneliese sie auf. Jacqueline starrte den Butterkuchen an und sah aus, als würde ihr gleich der Speichel aus dem Mund laufen. Und sie sah aus, als ob sie zu keinem Kuchen nein sagen würde, sie war ein wenig, nun ja, korpulent. Einmal weniger ins Butterbrot beißen, würde ihr vermutlich nicht schaden. Aber, Himmel, wer war ich, dass ich anderen Leuten ihr Essverhalten vorwerfen durfte. Heute Mittag war es bei mir natürlich auch nicht bei der Weight Watchers -Suppe geblieben. Wozu hatte ich schließlich tütenweise Chips eingekauft?
    Â»Ich will Kuchen«, informierte Jacqueline ihre Mutter mitten in meine Überlegungen hinein.
    Â»Später, jetzt gehst du erstmal zu Rieke spielen«, gab Anneliese zurück und schob sie energisch aus dem Haus. »Mach dir nichts draus, sie ist ein bisschen schüchtern«, wandte sie sich an mich, als die Tür hinter dem Mädchen zu war.
    So eine Information hatte ich auch schon von Susi über ihre Tochter erhalten. Entweder waren also alle Mädchen in dem Alter schüchtern oder eben einfach merkwürdig.
    Wir gingen in Annelieses Küche, die aussah, als wären hier täglich drei Profiköche am Werk. So viele Küchengeräte hatte ich noch nie gesehen, nicht mal bei meiner Mutter, und bei wenigstens der Hälfte hatte ich keine Ahnung, was sie darstellen sollten oder wofür man sie brauchte.
    Â»Sieh mal, mein neuer Dampfgarer. Habe ich zum Geburtstag bekommen. Benutzt du auch einen?«
    Also, ich wüsste nicht, wofür. »Oh, nur manchmal«, flunkerte ich.
    Â»Du musst darin mal Pastinaken garen, die schmecken dann richtig toll.«
    Was, bitte schön, waren Pastinaken? Hier musste ganz schnell mal das Thema gewechselt werden. Warum musste Nick mich auch als Hausfrau auftreten lassen, viel lieber wäre ich eine toughe Karrierefrau gewesen, die ihre Angestellten den ganzen Tag herumscheucht.
    Â»Du«, sagte ich zu Anneliese, »Susi hat mir was erzählt.«
    Sofort war der Dampfgarer Schnee von gestern.
    Â»Ach, was denn, was hat sie denn gesagt?«
    Â»Dass sie im Supermarkt aufgehört hat, weil sie mehr Zeit für ihre Kinder haben wollte.«
    Â»Und das glaubst du?« Kopfschüttelnd schaute sie mich an. »Die haben sie rausgeschmissen, da halte ich jede Wette.«
    Â»Ach, mir kam das eigentlich ganz glaubhaft vor. Was arbeitest du denn eigentlich?«
    Â»Ich bin beim Roten Kreuz , in der mobilen Altenpflege. Das macht echt Spaß, und außerdem kann ich das gut mit den Kindern vereinbaren.«
    Spaß stellte ich mir persönlich zwar anders vor, aber trotzdem, Hut ab vor Anneliese. Das war sicher kein leichter Job, aber sie war bestimmt nett zu den alten Leuten, und wenn sie dann noch Spaß dabei hatte, umso besser. Wir saßen eine knappe Stunde in ihrer Küche und unterhielten uns über dies und das, bis mir etwas einfiel: »Sag mal, hast du mir nicht erzählt, dein Mann würde irgendwas mit Computern machen?«
    Â»Ja, er ist bei Walters Bürowelt und da zuständig für alles, was mit Computern zu tun hat.«
    Â»Ob er mir einen USB-Stick mitbringen könnte?«, bat ich sie. »Du weißt doch, meine Freundin ist zu Besuch, und die braucht einen.«
    Â»Ach ja, hat Susi mir ja erzählt. Die schreibt den ganzen Tag, oder? Aber mal muss sie doch auch an die frische Luft.«
    Â»Oh, ja, manchmal macht sie das auch, heute Morgen war

Weitere Kostenlose Bücher