Vollmondfieber: Roman (German Edition)
stark genug sei.
Ich hatte die Oberhand, ob es ihr gefiel oder nicht.
Okay, versuchen wir es. Eigentlich habe ich so oder so nichts zu verlieren.
Ich schälte mich rasch aus meinen Kleidern und legte mich ins Gras. Dabei bemühte ich mich, Rourke und den Kuss aus meiner Erinnerung zu vertreiben, was mich enorm viel Mühe kostete. Mein ganzer Körper wollte nichts anderes, als zu Rourke zurück.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf meine Wölfin. Das war nicht sonderlich schwer, da sie sich bereits in den Vordergrund gedrängt hatte und darauf wartete, dass ich das Programm durchzöge. Okay, es liegt alles bei dir. Ich verlasse mich darauf, dass du weißt, was zu tun ist. Sie knurrte, drängte mich weiterzumachen. Schon gut, schon gut, ich mache ja schon!
Reglos lag ich da, tastete nach ihr. Ich war nicht sicher, ob ich es richtig anpackte. Aber es fühlte sich gut an. Die Barriere zwischen uns schien sich zu biegen wie Holz oder Stahl unter Belastung, hielt aber stand. Energie durchflutete mich, übertrug sich durch die Barriere auf meine Wölfin. Sie heulte wild auf, als sie sie in sich aufnahm. Es schauderte mich, als meine Muskeln zu tanzen und zu zucken begannen. Erst langsam, dann immer schneller, als würde mein Körper der Wölfin aus eigenem Antrieb Platz machen.
Ich bog den Rücken durch. Meine Wirbelsäule löste sich vom Boden und veränderte sich unter mir. Weiches Fell wuchs an meinen Armen und Beinen. Meine Reißzähne wurden größer, und aus meinen Fingern wurden Klauen, bis alles seine volle Länge erreicht hatte. Ich wand mich, meine Beine zuckten, während sie sich wandelten.
Dieses Mal litt ich keinen Schmerz. Mein Vater hatte recht behalten.
Stattdessen war mir, als würde mein Blut unter großem Druck durch meine Adern gepresst und siede, so heiß kam es mir vor. Rohe Kräfte, reine Energie veränderte meinen Körper, formte mich, weckte ungeheuerliches, unbeherrschbares Verlangen danach in mir.
Mein Körper wollte es; er begrüßte es.
Als es vorbei war, lag ich schwer atmend flach auf dem Bauch. Meine Pfoten lagen direkt vor mir. Ich habe Pfoten! Ich lachte. Es war so komisch, etwas anders als Hände an mir zu sehen. Ich blinzelte einige Male, gewöhnte mich an das neue Gesichtsfeld, das neue Sehvermögen, das viel schärfer und exakter war als sonst. Dann tastete ich nach meiner Wölfin und stellte fest, dass sie gleich neben mir saß, dass sie mit mir hechelte und alles sah, was ich sah.
Wie kannst du gleichzeitig mit mir hier sein? Als sie bellte, öffnete sich unser Mund, und der Laut eines Wolfsrufs hallte durch die Luft. Du hast mir versprochen, du würdest nicht die Kontrolle übernehmen! Sie schnüffelte, und als sie das tat, absorbierte unsere Schnauze all die Gerüche um uns herum. Sogleich traf mich Rourkes Geruch. Er war in der Nähe. In meiner Wolfsform lockte mich sein Geruch sofort an und verdeutlichte die Verbindung zwischen uns. Es war unverkennbar und schrie Gefährte geradezu in die Welt hinaus. Kein Wunder, dass meine Wölfin es gewusst hatte. Ich wollte zu ihm, sofort, damit er mich trösten könnte, mich beruhigen. Aber ich gab diesem Impuls nicht nach.
Stattdessen sprang ich auf und stolperte ein paar Schritte vor mich hin. Ich war es nicht gewohnt, mich auf vier Beinen fortzubewegen. Ich musste hier weg. Ich musste irgendwo nachdenken, wo ich meinen Gefährten nicht wittern konnte. Ich kapier das nicht. Warum geht das nicht? Meine Wölfin tat in meinem Verstand einen Schritt nach vorn, und ich fühlte, wie etwas an meinen Beinen zog, wie sich meine Pfote wie von selbst vom Boden hob. Nein! Mein Vorderbein erstarrte mitten in der Bewegung. Ich konzentrierte mich mit aller Kraft, und die Pfote senkte sich wieder, und als sie das tat, begriff ich.
Die Kontrolle hatte ich. Aber in dieser Gestalt hing die Veränderung der Energien vom kleinsten Gedankenfragment ab. Die Wölfin und ich waren miteinander verschmolzen, beinahe eins, ganz anders als in meinem menschlichen Körper. In meinem Kopf schnappte sie nach der Luft. Aber meine Schnauze blieb in der physischen Form geschlossen. Ich hab’s kapiert. Lass mir etwas Zeit, mich daran zu gewöhnen! Sie schnaubte, setzte sich aber auf die Hinterbeine. Ich bewegte mich vorwärts, vorsichtig, erfühlte meinen neuen Körper ganz für mich allein. Beim letzten Mal hatte ich unter Schock gestanden, und meine Wölfin hatte übernommen. Daher war dies mein erstes Mal.
Ich schlich mich von der
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