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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Eudoxias Stimmung zu machen.
    Ich spürte zunehmend Druck auf meinen Schläfen. Aber mehr kam nicht durch, so sehr mein Vater auch versuchte, mit mir zu kommunizieren. Der Raum musste irgendwie verzaubert sein. Die Königin konnte kaum wollen, dass ihre Jünger sich unterhielten, ohne dass sie es hören konnte. Die Chancen standen nämlich gut, dass etliche der Vampire über die Gabe des Gedankenlesens verfügten. Diese Fähigkeit war unter Übernatürlichen weit verbreitet. Ich versuchte, die Verbindung von meiner Seite aufzubauen, aber es funktionierte nicht. Ich fand nur leeren Raum.
    Mein Vater sprach weiter: »Die Hexe hat die Katze geschnappt, kurz nachdem meine Tochter von deiner Drohne entführt worden ist. Und kaum waren sie weg, haben sich die übrigen Wölfe zerstreut wie Diebe in der Nacht.«
    »Entführung ist so ein böse klingendes Wort, findest du nicht?«, entgegnete die Königin sorglos, stellte sich ans Ende des Altars und strich in einer geradezu liebevollen Weise mit den Fingern über den Stein. »Ich sage lieber, ich habe sie mir nur für eine kurze Weile ausgeliehen . Ihr ist kein Leid geschehen, wie du deutlich sehen kannst. Schuld ist natürlich meine Neugier auf alles Unbekannte , und ein weiblicherWolf ist einzigartig. Meinst du nicht … Callum?« Zum ersten Mal begegnete sie offen dem Blick meines Vaters. Diese direkte Konfrontation erfüllte den ganzen Raum mit einer Energie, die geeignet war, Schrecken unter allen Anwesenden zu verbreiten. Niemand konnte meinen Vater längere Zeit anstarren. Aber die Königin verfügte ganz offensichtlich über einen ähnlich machtvollen Blick wie er.
    Dennoch gab sie zuerst auf, und ich lächelte in mich hinein.
    Jetzt bist du nicht mehr so stark, was?
    Mein Vater starrte sie weiter wortlos an. Sie tat, als wäre nichts passiert, und sagte: »Sie ist ein Diamant in einem Haufen Kohle, sollte man annehmen.« Sie wedelte mit der Hand, verwarf ihren nächsten Gedanken, während sie auf ihren Thron glitt. »Valdov hat überreagiert, weißt du? Er hat mein Bedürfnis, Kuriosa zu sammeln, wörtlich genommen. Aber ich verspreche dir, er wird angemessen bestraft. Genau genommen beginnt seine Marter gerade jetzt.«
    »Mich führst du nicht hinters Licht, Eudoxia!«, erwiderte mein Vater und tat ein paar Schritte, um den Abstand zu verringern. Es hätte mich nicht überrascht, wäre er auf das Podest gesprungen, um Eudoxia auf Augenhöhe gegenüberzustehen. Zuzusehen, wie sie vor ihm zurückwich, wäre einfach herrlich. Die Instinkte diktieren einem Alphawolf, all seine Feinde unterzuordnen. Dass Eudoxia eine Position über ihm einnahm, musste ihn zur Weißglut treiben. Doch statt zu springen, knurrte er: »Ich weiß noch nicht, was für ein Spiel du spielst. Aber ich verspreche dir, du wirst es nicht gewinnen! Die bloße Tatsache, dass dein Gefolgsmann, mit oder ohne deine Zustimmung, meine Tochter entführt hat, gibt mir das Recht, allen Vampiren den Krieg zu erklären. Wäre ich an deiner Stelle, würde ich mich glücklich schätzen, dass ich heute in überaus großmütiger Stimmung bin. Ich werde dir nicht den Krieg erklären. Dieses Mal. « Damit drehte er sich zu mir um und streckte die Hand aus. »Jessica, es ist Zeit zu gehen.«
    Ich setzte mich in Bewegung, keineswegs erpicht darauf, irgendetwas zu dieser explosiven Mixtur aus Energie und Macht beizutragen. Mein Brustkorb brannte immer noch, und ich wusste, es wäre ein Fehler, mich jetzt da hineinziehen zu lassen,umso mehr, da wir anscheinend Oberwasser genug hatten, um unbehelligt abziehen zu können.
    »Es ist ja so schade, dass deine Tochter ihren Gefährten nie mehr wiedersehen wird«, ertönte die Stimme der Königin in gelangweiltem Tonfall, als ich gerade vor meinen Vater trat. »Meinst du nicht auch? Wie war doch gleich sein Name?« Sie hielt inne und tippte sich mit einem langen, silbern glänzenden Fingernagel an die Lippen. »Ach ja, richtig … wie dumm von mir … Rourke , nicht wahr?«
    Hinter mir flippten die Wölfe aus, und mir rutschte das Herz in die Hose.
    Die Königin lächelte, und ihre kränklich roten Lippen wirkten erstaunlich lebendig. »Ja, du hast richtig gehört, kleines Wolfsmädchen«, sagte sie. »Deine wahre Liebe wird Selenes Lager nicht lebend verlassen. Gegen sie hat er keine Chance. Dieses Mal ist sie gut vorbereitet.« Dieses Mal? Nun kicherte die Königin. »Wahrscheinlich vergnügt sich Selene gerade jetzt bei einem netten Katz-und-Maus-Spielchen mit ihm.

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