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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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nie gesehen. Aber es hieß, dass Teile der Texte fehlten und einige Seiten bis zur Unkenntlichkeit verkohlt waren.
    Ein grundlegendes Gesetz besagte, dass kein Werwolf mit Ausnahme des Alphas einen anderen Werwolf ohne triftigen Grund angreifen durfe, es sei denn, das Rudel wurde herausgefordert oder er handelte im Auftrag des Alphas. Eine Rudelherausforderung war ein besonderes Ereignis, das äußerst feierlich begangen wurde. Unprovozierte Angriffe wurden mit dem Tod bestraft. Ohne Aufschub und ohne Ausnahme. Brach ein Wolf dieses Gesetz, so erhielt er seine Strafe durch den Alpha oder einen vom Alpha dazu bestimmten Wolf.
    James hatte also im Grunde einem ganzen Saal voller Wölfe, alles Rudelkameraden, gerade erklärt, er werde jeden töten, der auf die Idee komme, mich grundlos anzugreifen. Das war eine schwerwiegende Drohung, da James der zweitmächtigste Wolf des ganzen Rudels war. Seine Stärke und seine tödliche Effizienz waren legendär.
    Mein Vater nickte James kurz zu, um ihm seine Zustimmung zu signalisieren. »Es wird keine Rudelherausforderungen gegen meine Tochter geben, bis die Angelegenheit bezüglich des toten Einzelgängers aufgeklärt ist. Ausnahmen werden nicht gemacht. Die direkte Bedrohung meiner Tochter durch diesen Einzelgänger wird so behandelt, wie es sein sollte – als Bedrohung des Rudels.«
    Das Raunen, das durch den Raum ging, erreichte einen fiebrigen Höhepunkt. Wölfe hassten Veränderungen, und ihre Körpersprache verriet das klar und deutlich. Viele waren angespannt, knurrten tonlos vor sich hin, traten von einem Bein auf das andere. Sie würden sich nicht leicht überzeugen lassen – wenn überhaupt.
    Etwas streifte mein Bewusstsein. Keine Sorge, Jess , sagte Tyler leise. Selbst wenn es nicht so aussieht, die Mehrzahl von uns steht hinter dir und wird dich beschützen, ganz gleich, was es kostet.
    Könnte es nicht vielleicht zu viel kosten, Tyler? Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, meinem Bruder oder meinem Vateroder sonst irgendjemandem könnte meinetwegen etwas zustoßen.
    Es ist das, was die Rudelgesetze verlangen, Jess. Und es ist das, was wir tun werden.
    Dann hat wohl jemand vergessen, das dem Wolf zu sagen, der mich letzte Nacht angegriffen hat!
    Das war keiner aus unseren Reihen. Wir wissen noch nicht, wer er ist. Devon arbeitet schon daran. Der Angreifer war definitiv ein Einzelgänger. Aber es besteht durchaus die Chance, dass er von jemandem angeheuert wurde, der keinem Rudel angehört.
    Das war neu. Erst jetzt fiel mir Devon auf, der mit seinem Laptop an einer Ecke des Tisches saß. Devon Lee war das Computergenie im Rudel und einer der beiden Berater meines Vaters. Er war kein Wolf, sondern Reinmensch. Ich zweifelte nicht daran, dass er, wenn er nur genug Zeit bekäme, die Identität des Einzelgängers aufdecken würde. Als Problemlöser war er einfach brillant.
    Einzelgänger waren extrem gefährlich. Diese Wölfe waren aus ihrem früheren Rudel ausgestoßen worden, weil sie nicht gut mit anderen konnten oder ein Gesetz gebrochen hatten – was im Grunde bedeutete, dass sie nicht gut mit anderen konnten. Ein paar Einzelgänger, wie Hank etwa, zogen sofort weiter zum nächsten Rudel. Das war gestattet, soweit der Alpha sie für würdig befand. Wurden sie aufgenommen, erhielten sie eine neue Chance, die Regeln zu befolgen.
    Die Sammlung der Rechte und Gesetze gebot, dass jedem Einzelgänger eine Frist von einem Jahr eingeräumt werden musste, damit er sich in einem Rudel, in das er besser hineinpasste, rehabilitieren konnte. Die meisten Einzelgänger suchten sich ein neues Rudel. Denn taten sie das nicht, hing nach Ablauf dieses Jahres ein Tötungsbefehl wie ein Damoklesschwert über ihren Köpfen. Ich wusste nicht, wie viele Einzelgänger genau derzeit auf der Flucht waren. Aber ich nahm an, dass die Anzahl mindestens zweistellig war. In der alten Zeit hatte die Assimilation in ein neues Rudel problemlos funktioniert; heute war das nicht mehr so sicher. Ein Einzelgänger, der freiwillig Einzelgänger blieb, besaß nur wenige Eigenschaften, die eine Assimilation erleichterten.
    Jemand, der einen Einzelgänger für die Schmutzarbeit anheuerte, war dem Gesetz nach ebenfalls kein Freund des Rudels. In unserer Welt war das ein schweres Verbrechen, schlimm genug, der verantwortlichen Gemeinde den Krieg zu erklären.
    Mein Vater übernahm wieder das Kommando im Raum. Wirkungsvoll erstickte er jeglichen Widerspruch und beendete auch das interne Gespräch mit

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