Handgelenke und blickte ihr nun direkt ins Gesicht. »Ich hatte das Fenster geöffnet, um mal richtig durchzulüften. Die Fledermaus ist mir direkt auf die Brust gefallen.« Paula schloss die Augen und seufzte leise. »Ich hab mich wahnsinnig erschrocken und sie sofort heruntergeschlagen. Das war ein Reflex. Zuerst sah es so aus, als ob sie davonflattern wollte, aber ...«
»Aber was?«, fragte Jolin.
Paula öffnete die Augen und senkte den Kopf wieder. »Na ja, es war ja helllichter Tag. Sie hat so laut gekreischt. Ich wusste gar nicht, dass die das können ...«
»Und dann?«, drängte Jolin.
»Dann ist sie einfach dort auf den Boden gefallen und war tot.«
»Du hast den ganzen Tag hier gesessen und dir die tote Fledermaus angesehen?«, fragte Jolin ungläubig.
»Ja.« Paula zuckte die Achseln. »Es klingt vielleicht töricht, aber ich habe das ungute Gefühl, etwas getan zu haben, das man nicht wieder rückgängig machen kann.«
Natürlich hast du das, lag es Jolin auf der Zunge zu sagen. Der Tod ist niemals umkehrbar. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass die Worte ihrer Mutter eine andere Bedeutung hatten. Es war ungewöhnlich, dass eine Fledermaus sich in die Mitte einer Großstadt verirrte. Sie brauchte kein Licht, um ihre Opfer zu finden, sie brauchte Dunkelheit. Die Fledermaus war sicher nicht ohne Grund ein dermaßen großes Risiko eingegangen. Jolin wurde übel, denn in diesem Moment fiel ihr nur ein einziger Grund ein. Plötzlich wusste sie, dass es ein Fehler gewesen war, dass sie das schwarze Buch ins Antiquariat zurückgebracht hatte.
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nun ist es doch passiert, Ich kann nicht mehr zurück,
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das ist auch nicht nötig,
antonin
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und wo soll ich schlafen?
r. v.
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am besten, du übernachtest bei uns in der bürg, das kostet zwar zeit, aber zum glück werden die nächte ja immer länger, außerdem ist es sehr viel angenehmer bei uns und viel weniger gefährlich ... du könntest natürlich auch …
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was?
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bei ihr im haus bleiben ...
5
Ich verstehe es nicht«, sagt Harro Greims.
»Warum haben sie eine solche Macht über dich1« »Weil ich zu ihnen gehöre«, sagt Ramalia. »Du darfst nicht vergessen, dass ich eine von ihnen bin.« »Aber du hast mich gewählt und nicht einen von ihnen«, wendet er ein. »Mir will nicht in den Kopf, was daran so verkehrt sein soll.« »Du bist ein Wesen des Lichts und ich eines der Dunkelheit«, erwidert Ramalia. »Wir ernähren uns von eurem Blut. Wir passen nicht zusammen. Und deshalb muss ich zurück.«
Jolin und ihre Mutter warteten stumm in ihrem Zimmer, bis Gunnar nach Hause kam. Er nahm die Fledermaus vom Boden auf und legte sie in eine Plastiktüte.
»Was hast du mit ihr vor?«, fragte Paula.
»Ich bringe sie in den Keller und werfe sie dort in den Müll«, sagte Gunnar. Ein spitzbübisches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Um einen exotischen Festschmaus aus ihr zu bereiten, ist sie inzwischen leider schon etwas zu steif. Du hättest ihr die Halsschlagader aufschneiden und das Blut ablassen müssen.«
Paula schüttelte sich, und Jolin glaubte einen kalten Hauch zu spüren, der vom Boden her in ihre Hosenbeine kroch. »Wir dürfen sie nicht einfach wegwerfen«, sagte sie aus einer plötzlichen Eingebung heraus. »Wir sollten sie beerdigen.«
Ihr Vater lachte. »Wie stellst du dir das vor? Soll ich etwa in den Rackeberger Forst hinausfahren? Oder auf den Friedhof?«
»Natürlich nicht«, sagte Paula. »Bring sie in den Keller hinunter. Ich mache uns derweil ein paar Schnitten, und dann essen wir gemütlich vor dem Fernseher zu Abend.«
»Ich habe keinen Hunger«, sagte Jolin.
»Aber du musst etwas essen«, wandte Paula sofort ein. »Nach deiner Grippe musst du doch wieder richtig zu Kräften kommen.«
»Es geht mir gut, Ma.« Jolin sah ihre Mutter entschlos-sen an. Du würdest auch nicht tun, was ein anderer dir sagt, dachte sie. Nicht wenn du damit gegen dein eigenes Empfinden