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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Fahrer die Adresse, und der Wagen glitt los. »Ich glaube, ich kann noch nicht heim. Ich muss noch ...«
    »Was?«
    »Ach nichts. Nicht so wichtig.«
    »Das sagst du immer.«
    »Es ist meine Sache, okay?« Sein Tonfall war wieder schärfer geworden. Er lehnte seinen Kopf zurück und blickte gegen den hellgrauen Autohimmel. »Ich werde Anna bitten, mir den Film zu geben.«
    »Anna? Warum sollte sie das tun?«
    »Warum nicht? Wenn ich es will?«
    Jolin musterte ihn verstohlen von der Seite. Ja, Anna würde es tun. Jede tat, was er wollte. Sie selbst stellte diesbezüglich keine Ausnahme dar und genauso wenig würde Anna eine sein.
    »Wieso bittest du nicht gleich Klarisse darum?«
    »Sie wird ihn mir nicht geben«, erwiderte Rouben schlicht.
    »Ja, weil sie in dich verknallt ist«, sagte Jolin. »Ist doch logisch.«
    Rouben blickte sie erstaunt an. »Was meinst du damit?«
    Jolin stieß ein wenig Luft durch die Nase und schüttelte verständnislos den Kopf. »Das muss ich dir doch wohl nicht erklären.«
    Rouben schwieg. »Klarisse wird nicht tun, was ich will«, sagte er schließlich.
    »Da irrst du dich aber gewaltig«, erwiderte Jolin. »Im Gegenteil, sie wird alles tun ... Alles«, betonte sie, »wenn du sie nur einmal berührst.«
    »Ich berühre sie nicht«, sagte Rouben. »Jedenfalls nicht jetzt. Und vielleicht auch überhaupt nicht.«
    Jolin starrte ihn an. »Was soll das heißen?«, stieß sie hervor.
    »Nichts.« Er verschränkte die Arme über der Brust und wandte sein Gesicht wieder dem Autohimmel zu. »Ich habe es nur so dahergesagt.«
    »Nur so daher ...?«, wiederholte Jolin.
    Das Begreifen tat unsagbar weh. Es krampfte Jolins Herz zusammen und trieb ihr die Tränen in die Augen. Rasch wandte sie sich ab, starrte durchs Seitenfenster auf die Straße hinaus und kämpfte gegen sie an. Sie wollte nicht, dass Rouben sie weinen sah. Nein, diese Genugtuung würde sie ihm nicht auch noch verschaffen. Warum nur hatte sie nicht von Anfang an auf ihre innere Stimme gehört? Weshalb hatte sie seinen Wünschen immer wieder nachgegeben? Sie war vielleicht eine knochige Weltverbesserin, aber dafür war sie noch lange nicht so töricht wie die anderen. Nie und nimmer konnte sie sich in einen wie Rouben verlieben, sich womöglich einbilden, dass er sie ebenfalls mochte, geschweige denn irgendwie begehrte.
    Er wollte Klarisse, das hatte er zugegeben. Sie wollte er berühren, irgendwann, vielleicht, wenn sein Spiel zu seiner vollen Zufriedenheit verlief. Rouben musste krank sein, womöglich ein Psychopath, und sie war auf ihn hereingefallen.
    Mit zitternden Fingern nestelte sie an dem Armband mit den blauen Steinen. Sie ertastete den Verschluss, öffnete ihn und warf es neben Rouben auf die lederne Sitzbank. »Hier, das kannst du ja der Nächsten geben, die du für dein krankes Spiel brauchst — Sohn von Harro Greims!«
    Roubens Kopf wirbelte herum. »Was redest du da?«
    »Jetzt tu mal nicht so«, stieß Jolin hervor. Sie hatte die Finger ineinandergekrallt und fixierte die Rückenlehne des Beifahrersitzes. »Du musst schließlich am besten wissen, wer dein Vater ist. Er hat dir von mir erzählt, stimmt’s?« Während sie redete, fügte sich ein Bild passgenau in das nächste, und allmählich wurde ihr alles klar. »Dass ich ein nettes harmloses Mädchen bin, das keine Vorurteile hat und sich gerne um andere kümmert. Und da hast du wohl gedacht, dass du dich an mich hängen und mich für dein abartiges Spiel mit Klarisse benutzen kannst. Aber da hast du dich geschnitten, Rouben Greims«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Ich mache nicht mehr mit. Früher war ich vielleicht ein naives, nettes Kind und habe blauäugig den schrägen Geschichten deines verrückten Vaters gelauscht, aber jetzt lasse ich mich nicht mehr so einfach benutzen!«
    Rouben schwieg. Sein Gesicht war wachsbleich, noch heller als sonst. Siehst du, dachte Jolin, da hab ich wohl ins Schwarze getroffen. Ein Blick aus dem Seitenfenster zeigte ihr, dass sie nur noch wenige hundert Meter von ihrem Haus entfernt war. Sie beugte sich nach vorn und tippte dem Fahrer auf die Schulter. »Bitte halten Sie, ich gehe den Rest der Strecke zu Fuß.«
    Doch der Fahrer schaute völlig ungerührt geradeaus durch die Windschutzscheibe und machte keinerlei Anstalten, den Wagen zu stoppen.
    »Er hört dich nicht«, sagte Rouben.
    »Wie bitte?« Jolin schnappte nach Luft. »Was soll das heißen?«
    »Dass nur ich ihm Befehle erteilen kann«, sagte Rouben.
    »Du

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