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Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra M Klikovits
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Kaffee und es geht ihr so weit gut.«
    »Also, nur so weit gut«, warf Rosa ein.
    »Gut, halt. Jetzt sei nicht so. Man könnte glauben, du magst sie nicht. Was ist los?«
    »Sie hat mich verschlissen!« Rosa war selbst erstaunt über ihre Wortwahl, hielt sie aber für angemessen. Sie geriet in Fahrt: »Alles, was ich gesagt habe, war nicht gut. Alles, was ich probiert habe, hat sie ignoriert. Sie wollte nichts ändern, sie hat mich als ihren Mülleimer benutzt.« Nach einer kurzen Atempause ergänzte sie: »Ich sag ihr das, keine Sorge!«
    »Nein, bitte nicht, jetzt, wo es ihr doch so einigermaßen gut geht.« Marias Stimme klang flehend.
    »Eh klar, dann sind wieder die anderen schuld. Passive Aggression nennt man das, meine Liebe!«
    »Ich weiß, aber trotzdem, sie ist halt so arm.«
    Rosa konnte sich nicht erinnern, die Neigung, derart vorsichtig zu agieren, jemals an Maria bemerkt zu haben. »So arm ist sie auch nicht. Ist sie ernsthaft krank? Nein. Sie tyrannisiert uns damit. Und, sei ehrlich, sie war immer die Arme. Von Anfang an. Irgendwo war sie immer so: ›Noli me tangere!‹ Da nicht hinschauen und dort nicht, aber Psychotherapeutin, Hauptsache!«
    »Na, weißt, Rosi, das war die Zeit, wo nicht alles sauber lief in der Ausbildung«, antwortete Maria, ein wenig gefasster.
    »Ich weiß, ich war dabei.«
    »Das hast du mir nie erzählt.«
    »Da bin ich auch nicht stolz drauf.«
    »Auf was?«
    »Wir waren beide auf dem Aufnahmeseminar in Salzburg damals, vor 20 Jahren. Sie haben sie genommen, mich nicht – weil ich gesagt hab, dass ich’s nicht richtig finde, dass man sich dafür abtatschen lassen muss!«
    »War das der Grund, dass du so lange keine Fortbildungen machen wolltest?«
    »Na klar, was glaubst du. Ich war damals noch Studentin und hatte eine handfeste Krise. Ich hab mir gesagt: Wenn ich das tun muss, dann werd ich nicht Psychotherapeutin!« Rosa hatte noch nie mit ihrer Freundin über das Thema gesprochen.
    »Und Nasti? Was war mit der?«, wollte Maria wissen.
    »Die ging das ganze Szenario durch.«
    »Und?« Marias Stimme klang alarmiert.
    »Was weiß ich, ich mag jetzt nicht mehr. Also, es geht ihr gut«, diesmal zog Rosa das letzte Wort betont in die Länge.
    »Wir sollten uns einmal zu dritt zusammensetzen«, schlug Maria vor.
    »Von mir aus. Und gut, dass du angerufen hast, du bist da weniger involviert als ich. Hab dich lieb.«
    »Ja, mach’s gut, ich hab dich auch lieb«, antwortete Maria noch.

13
    »Schön, dass du noch auf bist, Schatz.« Marti küsste Rosa auf die Stirn, sie strich ihm dabei über das helle Haar. Er schmiegt sich an wie eine hungrige Katze, dachte Rosa. Sie hatte es sich schon vor einer Stunde, samt Katzen und Krimi, im Bett gemütlich eingerichtet und legte jetzt ihr Buch aus der Hand. Marti hatte sich vors Bett gekniet.
    »Ich hab auf dich gewartet, weil wir uns gestern nicht mehr gesehen haben«, begann sie. »Wie lief es auf der Probe?«
    »Ach, am Anfang war es hart. Ich hab schon lange nicht mehr geübt, du weißt, aber im Lauf des Abends habe ich guten Spaß bekommen.«
    Manchmal ließ Marti hören, dass Deutsch nicht seine Muttersprache war, und selbst Rosa war dann überrascht, so sehr hatte sie sich an seine gute Aussprache gewöhnt. Solch kleine ›Daneben-Griffe‹ in der Wortwahl fand sie süß. Es erinnerte sie daran, dass ihr großer Wikinger von weit her ausgezogen war, um sie zu erobern. Ein guter Grund, ihn zärtlich zurückzuküssen.
    »Du weißt, wie sehr ich es liebe, wenn du spielst.« Rosa begann, eine Strähne seines Haares um ihren Zeigefinger zu wickeln.
    »Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag eine halbe Stunde zu üben. Das ist am Anfang zwar anstrengend, besonders für dich als Zuhörerin, aber es ist wichtig zum Hineinkommen in die Materie, verstehst du?« Marti stand auf und schenkte sich ein Glas Wasser ein.
    »Hubi und Klausi haben sich solche Mühe gegeben bei der Songauswahl, es war der Hammer. Die sind nach der Probe noch weggegangen, obwohl der Hubi schon einiges getankt hatte während des Spielens. Mit seiner Anja, das scheint nicht so gut zu laufen, glaub ich. Hast du etwas gehört?«
    »Ich hab Anja schon lang nicht mehr gesehen. Ein paar Mal habe ich angerufen, da hat der Kleine ins Telefon geschrien. Von ihr kam nichts zurück. Als eigenständiges Wesen ist die Anja, glaub ich, gar nicht mehr existent.«
    »Wie alt ist denn das Kind?«
    »Vier müsste der Amadeus jetzt sein. Er kennt mich von Geburt an, aber ignoriert mich

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