Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra M Klikovits
Vom Netzwerk:
der Hölle gefürchtet hast, wenn schon nicht vor den lieben Schwestern?«
    »Das war eben mein persönliches Wunder!«, entgegnete Maria. »Was hätte ich tun sollen? Wenn’s nach der Kathi-Oma gegangen wäre, hätte sie mich aufnehmen lassen in die Kongregation, am Tag meiner Erstkommunion!«
    »So gesehen, hat es dich stärker gemacht!« Rosa lächelte.
    »Danke, Schwester!«
    »Was wohl aus den anderen Studenten geworden ist? Dem Korkut aus Istanbul, der mit seiner Familie im Heim gewohnt hat, im sechsten Stock?«
    Rosa und Maria waren dabei, Erinnerungen aufzufrischen, da durften die Freunde aus dem Studentenheim nicht fehlen.
    »Und der Kleine ist am Topf gesessen und hat gerufen ›Gaga dischte!‹«
    »Die Kacke ist gefallen!«
    »Der muss jetzt auch schon erwachsen sein, der Kleine!«
    »Ich würde mich nicht trauen zu wetten, ihn wiederzuerkennen. 25 Jahre! Der hat sicher selber schon ein Kind am Topf sitzen, das schreit.«
    »Na, hoffentlich kann der noch Türkisch.«
    »Wieso, die Türken sind doch sehr traditionsbewusst!«
    »Wenn der Marti und ich ein Kind hätten, würde das Kleine wohl auch Finnisch lernen. Aber in der Generation danach, da wäre ich nicht so sicher«, überlegte Rosa.
    »So meinst du das«, antwortete Maria.
    Rosa blickte ins Leere. »Weißt du, wenn du die Sprache weglässt, dann bleibt im Herzen nur die Sentimentalität, dort, wo du dich heimisch gefühlt hast.«
    »Wie du das formulierst …«
    »Über Heimat habe ich viel nachgedacht in der letzten Zeit«, sinnierte Rosa weiter, »und seit gestern weiß ich: Österreich ist das Land, wo ich Heimweh hab’ nach woanders.«
    »Ist das von Thomas Bernhard?«
    »… du meinst, nach einer Therapie?« Rosa lachte laut auf. »Nein, ist nur von mir.«

32
    Rosa und Marti saßen beim Abendessen. Caprese und frisches Brot. Die Blumen am Tisch gaben dem Essen etwas Festliches.
    »Du überrascht mich immer wieder!« Marti warf Rosa einen zärtlichen Blick zu. »Dass du jetzt doch mitkommen willst nach Marrakesch, das freut mich ehrlich! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Gut, aber zu meinen Bedingungen!«, antwortete Rosa. »Ich hab einen Flug gefunden, über Mailand beim Hin- und Zürich beim Rückflug, der ist nicht teuer. Und – ich kann erst in zwei Wochen!«
    »Fein, das lässt sich einrichten!« Marti schien zufrieden. »Eine Frage hab ich allerdings: Wieso hast du deine Meinung geändert?« Er schenkte sich ein Glas Wasser ein.
    »Weil du gesagt hast, dass es dich glücklich machen würde, und ich dich gerne glücklich sehe?«, antwortete Rosa zögerlich.
    »Schön. Du wirst es nicht bereuen, ich verspreche es dir.« Marti legte kurz seine Hand auf die ihre, dann aßen sie weiter.
    »Nächste Woche hab ich meinen ersten Malkurs bei Maria«, begann Rosa, während sie die Teller abräumten. »Ich hab’s ihr versprochen. Gott sei Dank heißt der ›Abstraktion – von innen nach außen‹ und nicht ›Hasen auf der Flucht‹ oder ›Wasserhunde im Britannien des ausgehenden 18. Jahrhunderts‹. Damit hätte ich rein technisch ein Problem. Einen Beagle naturalistisch niederzunageln? Da halt ich mich lieber an die Freiheit in der Kunst. Und, wie schon Andy Warhol sagte, kann jeder ein Künstler sein, zumindest für 15 Minuten.«
    »Das schaffst du auch!«
    »Was ich schon alles gemacht hab in meinem Leben!«, überlegte Rosa laut. »Schwitzhütte gebaut mit der Frauengruppe im Waldviertel, Gecoacht-Werden am Pferderücken in Ungarn, gemeinsames Menstruieren bei Vollmond – nein –, das nicht! Das kann ich noch allein! So viele irre Dinge habe ich überlebt.
    Da schaff ich das auch!«

33
    »Rosalie«, es war ihre Mutter, die den Namen so schön und vollständig aussprach, »denkst du bitte an unser Familientreffen am Sonntag? Ich hoffe, ihr kommt.«
    Mutters Geburtstag, dachte Rosa und klappte das Handy zu. Direkt vergessen hatte sie nicht, nur nicht daran gedacht, dass so bald Sonntag sein würde. Es lief auf dasselbe hinaus: Sie hatte kein Geschenk.
    »Wo bekomm ich Samstag zu Mittag einen schönen Strauß Blumen her?«
    »Wieso schenkst du ihr nicht etwas anderes?«, fragte Marti zurück.
    »Guter Einfall, aber was ›anderes‹?«
    »Opernkarten oder Operettenkarten oder einen Gutschein für die neue Therme?« Für Marti war das offenbar kein Problem.
    »Guter Plan, nur, wie komm’ ich so schnell an Gutscheine?« Rosa blieb hartnäckig.
    »Un moment, mon amour!«, hauchte Marti und verschwand im Bad.
    Mit den Worten

Weitere Kostenlose Bücher