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Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra M Klikovits
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»Alors, vite vite!« kam er wenig später wieder.
    Er hatte seine Badehose mit den lilafarbenen Flamingos über die Jeans gezogen und schwang das farblich passende Badetuch über seinem Kopf.
    »Komm, lass uns fahren. Morgen Mittag sind wir längst wieder da!«, erklärte er und zog sich bereits die Schuhe an.
    Es waren Momente wie diese, die sie verbanden. In ihrer Brust schlug das gleiche, bunte Abenteurerherz!
    Giorgio, Rosas früherer Freund, war froh, wenn er nicht das Haus verlassen musste. Er bestellte sogar die Güter des täglichen Bedarfs, wie das so schön heißt, übers Internet.
    »Um was zu tun mit der gewonnenen Zeit?«, überlegte Rosa. »Um noch länger am Internet zu sitzen.«
    Es war die Zeit gewesen, wo sie sich eingesperrt gefühlt und mit 23 gedacht hatte: So läuft das jetzt bis ans Ende deiner Tage! Nicht direkt schlecht, aber auch nicht gut.
    Bevor sie sich zu einer Trennung durchringen konnte, hatte Giorgio eine andere Frau kennengelernt, im Internet. Wo sonst …
    Als sich die Gute in der Folge ›doch als anders, als im Netz beschrieben‹ herausstellte, musste Giorgio mit der Erkenntnis leben, dass man vieles umtauschen konnte, Gefühle aber nicht.

34
    Der Dampf des heißen Wassers legte sich besänftigend um Rosas Gemüt. Sie liebte das Pritscheln in warmem Thermalwasser. Einfach daliegen und nichts tun, und der Nebel legte einen Weichzeichner ums Herz. Dass Marti diese Erfahrung mitmachte, verwunderte sie. Er war der sportliche Typ. Schlapfen und Bademantel erinnerten ihn mehr an Krankenhausaufenthalte denn an Sich-Wohlfühlen.
    Nebeneinander in der körperangepassten Sprudelliege abzuhängen, um nur zu sprudeln, wie herrlich war das! Was konnte da noch wirklich wichtig sein?
    Abschalten kann ich, dachte Rosa nach einer kleinen Ewigkeit. Alles, was du dir erarbeitest, worum du kämpfen musst, schmeckt süßer!
    Was für ein ›aufgescheuchtes Hendl‹ sie in ihrer Jugend gewesen war. Empfindsam, so würde sie es heute nennen. Sie hatte erst lernen müssen, ihre eigene Melodie zu bewahren, auch wenn die Menschen um sie herum etwas anderes spielten.
    Hatte sie deshalb diesen Beruf gewählt, weil sie so gut ›mitschwingen‹ konnte?
    Und jetzt, wollte sie vielleicht nur noch ihre eigene Melodie spielen?
    Mit 40 kommt der große Umbruch, sagen die Sterndeuter. Der Planet der Aufmüpfigkeit kommt sich selbst in die Quere und fordert das bislang Verborgene heraus, nun in Erscheinung zu treten. Zwei Herzkammern und zwei Hände, vielleicht hatte man als Mensch auch zwei Lebensentwürfe?
    Rosa überlegte. Sollte sie doch Mutter werden – solange das überhaupt noch möglich war? Ein Kind würde ihrem Leben neuen Sinn geben, bestimmt, aber würde sie sich dann nicht eher nach der Melodie des kleinen Hosenscheißers richten als nach ihrer eigenen? Die Atemgeräusche eines Säuglings konnten zum Taktgeber für das eigene Leben werden. Rosa wusste das, nicht zuletzt aus den Erzählungen ihrer Klientinnen.
    Was, wenn sie erst dazu käme, ihre eigene Melodie zu spielen, nachdem der Sprössling bereits ausgezogen war? Vermutlich also zwischen 60 und 70. Konnte sie so lang warten? Besser noch: Wollte sie so lang warten? Oder sollte sie sich blindlings in ein Projekt mit ungewissem Ausgang stürzen?
    Maria hatte ihr vor Jahren anvertraut, als der kleine Michi gerade gehen gelernt hatte: »Kinder verändern alles! Wenn du geglaubt hast, du kannst noch selbst bestimmen, wann du aufs Klo gehst, isst oder schläfst, dann irrst du dich. Von anderen Freuden ganz zu schweigen, die interessieren dich sowieso nicht, solang du herumrennst wie ferngesteuert!«
    Sollte sie sich das antun? In ihrem Alter?
    Aber wohin dann mit dieser Sehnsucht?
    Sie hatte es schon bemerkt, Marti noch nicht: Wenn sie irgendwo ein Baby sah, auf der Straße, im Fernsehen, im Zug – dann stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie konnte nichts dagegen tun.
    Sollte sie zu ihren Träumen stehen, wie Marti ihr das oft vorgeschlagen hatte?
    Einfach drauflos?
    Marti hatte ihr vorgelebt, wie es gehen konnte. Marti war ein Unikat.
    Er machte nur Dinge, von denen er überzeugt war.
    Oder aus Liebe.
    In diesem Fall ließ er sich überzeugen, manchmal … Nur, war sie dazu bereit?

35
    »Schön, dass ihr auch schon da seid!«
    Rosas Mutter erhob sich langsam von ihrem Vorsitz, um die Zu-spät-Gekommenen zu begrüßen. »Wir sind schon bei der Suppe«, ergänzte sie.
    »Entschuldige bitte, es war so viel Verkehr«, warf Rosa ein und küsste die

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