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Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra M Klikovits
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ausgemacht.«
    »Das ist eine lange Geschichte, aber ich kann wirklich nicht.«
    »Mh, schade. Wieso hast du dann nicht abgesagt?«
    »Ja, es ist mir etwas dazwischengekommen, eigentlich jemand dazwischengekommen, hihi!« Jugendliches, ein wenig beschämtes Gekicher drang an Rosas Ohr. Nach einer kleinen Pause fuhr Anastasia fort: »Ich kann’s dir ja sagen. Gestern Abend ist mir jemand über den Weg gelaufen, du verstehst?«
    »Und da kannst du dich heute nicht mit uns treffen?«
    »Das verstehst du doch, Rosa, wenn ich heute Abend schön essen gehen will, muss ich vorher zum Friseur!«
    »Viel Spaß beim Haar-Coach!« Rosa legte auf. Das war ja wieder typisch Anastasia. Einmal musste sie einen Abend mit Wagner-Opern verbringen, das brauchte sie gerade. Ein andermal wollte sie beim Telefonieren die Leitung nicht blockiert haben, nur für den Fall, dass er anrufen würde. Und das in Zeiten, wo angeklopft und geroamt werden konnte.
    »Vielleicht wollen wir mehr als sie?«, hatte Maria einmal angedacht. Im Augenblick brauchte sie offenbar niemanden, dem sie ihr Unglück umhängen konnte. Sie hatte keines. Aber genau darüber hatten sie ja sprechen wollen!
    »Sie spürt das«, meinte Maria später am Abend in der Vinothek.
    »Klar, deshalb blockt sie ab. Nur wenn sie uns braucht, dann will sie uns sehen. Im Moment könnte es ungemütlich für sie werden. Das sieht sie durchaus richtig!«
    »Lass uns von etwas anderem reden. Ich hab ein Bild von dir im Auto! Es ist schon trocken.«
    »Wow, ich freu mich, danke!«
    »Wo wirst du es hinhängen?«
    »Ach, da finde ich schon ein Plätzchen …«
    »Hola chicas!« Die restlichen Frauen trafen ein und gruppierten sich um den Tisch in der Weinbar.
    »Und, morgen geht’s ab zu den Maximal-Pigmentierten?«
    »Die sind nicht maximal in Marokko!«
    »Wie heißen die dort, 50-Prozent-Pigmentierte?«
    »Keine Ahnung, ruf an im Gymnasium Rahlgasse.«
    »… und frag, ob es politisch korrekt ist, wenn man Inländer sagt.«
    »Das darfst du nicht sagen …«
    »Das steht aber am Rum!«
    »Ja, aber auf den Mehlspeiskarten lese ich neuerdings ›Schokokuchen mit Schlagobers‹!«
    »Wenigstens nicht ›Maximal-Pigmentierter im Hemd‹.«
    »Was ist, wenn ich hier geboren bin, was bin ich dann?«
    »Ist doch egal, wie es heißt!«
    » Nein, ist es nicht. Schließlich will ich es richtig machen und Respekt zeigen.«
    »Gebürtige Österreicherin?«
    »Nein, gebürtig heißt nur, dass du die Staatsbürgerschaft hast.«
    »Österreicherin ohne Migrationshintergrund kann nicht falsch sein.«

55
    Rosa fuhr gern weg, aber nicht zu oft. Sie bekam leicht ein schlechtes Gewissen. Vielleicht war das die Nebenwirkung ihres Berufs. Sich den ganzen Arbeitstag lang damit beschäftigen, was alles passieren konnte und geschah, wer ging da schon raus und rief: Juhu, ich hau aber jetzt auf den Putz, weil mir geht’s gut und alles andere ist mir so was von egal!
    Bis zu einem gewissen Grad tu ich das, dachte sie überrascht. Wenn sich das Gute allerdings häufte, dann war es schwer zu ertragen!
    So wie Marrakesch.
    So wie ein Haus am Meer.
    ›Man darf das Schicksal nicht herausfordern‹ war ein Satz aus ihrer Kindheit.
    Was heißt das, hatte sie ihre Mutter gefragt, und zur Antwort bekommen: »Du musst bescheiden sein!«
    Sie hatte auch ihren Vater gefragt. »Wenn du zu viel riskierst, stehst du am Ende mit leeren Händen da!«
    Das hieß also: Ruhig sein, brav sein, nur nicht aus der Norm ausbrechen.
    Die Norm waren zwei Wochen Urlaub im Sommer und eine Semesterwoche Schifahren.
    Dazwischen Hackeln bis zum Umfallen und Warten auf die Pension. Und warum? Weil man es so machte.
    Es gab auch Leute, die arbeiteten, weil sie es gern taten. Die waren irgendwie suspekt. Oder schwerreich. Oder beides.
    Vorhersehbare Leben deprimierten Rosa.
    In ihrer Praxis konnte sie erleben, wie sehr Menschen Sicherheit suchten. Wenn sie sich einbetonieren könnten, manche würden es tun: Die Beziehung, auf immer soll sie so bleiben – ab in den Beton. Die Kinder, auf immer sollen sie klein und putzig bleiben – ab in den Beton. Das schmucke Häuschen, na, das war schon aus Beton!
    »Weißt du noch, Maria, was wir uns geschworen haben, nach dem Studium: Sollten wir uns jemals einbetoniert fühlen, ziehen wir die Notbremse.«
    »… und vertschüssen uns mit einem Billasackerl«, antwortete diese wie aus der Pistole geschossen.
    »Hast du schon einmal daran gedacht, es wirklich zu tun?« Rosa blickte die Freundin neugierig

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