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Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra M Klikovits
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inzwischen raus?«
    »Ja, aber ohne Küssen!«
    »Na, du bist mir ein prüder Arzt. Aber ich werde mich zusammennehmen«, versprach Rosa und verabschiedete sich.
    Na bum. Das auch noch. Manchmal kam einfach alles zusammen.
    An diesem Abend hatte Rosa keine Lust auf Gesellschaft. Marti war sowieso weg, wo genau, wusste sie nicht. Sie schaltete das Telefon ab und setzte sich zu den Katzen aufs Sofa. Eine Tasse Thymian­tee stand bereit.
    Irgendetwas gefiel ihr nicht an der Atmosphäre im Raum. Sie stand auf und löschte alle Lichter bis auf eine Stehlampe. Es war ungewöhnlich düster, nur ein kleiner Lichtkegel war auf die Decke gerichtet.
    Was, wenn sie ernstlich krank war? Hatte sich ihr Unzufrieden-Sein etwa schon in einer Ecke ihres Körpers eingenistet? Sie nahm einen Schluck Tee. Und, wie würde sie weiterleben als Kranke? Aus der Praxis kannte sie verschiedene Möglichkeiten, wie Menschen reagierten, nachdem sie erfahren hatten, schwer krank zu sein. Die meisten blieben in ihrem Lebensraum, wollten es nicht anders. Sie überlegte. Nein, das würde sie nicht wollen …
    So verloren hatte sie sich schon lang nicht mehr gefühlt. Wochenlange Schonung, ein Witz, dachte sie. Das kann ich mir nicht leisten! Sie musste schleunigst einen Weg finden, damit sich alles wieder in Wohlgefallen auflösen konnte. Schließlich war sie ja auch Vorbild für ihre Patienten! Ach, dieser Gedanke schon wieder …
    Sie griff sich an den Hals, ein stechender Schmerz war zu spüren. Da wird’s wieder losgehen, dachte sie, wissend, wie gern die Leute allerlei herumtratschten. Sie waren am Land und nicht in der Anonymität der Großstadt! In den meisten Fällen war es ihr egal, ob und was die Leute über sie redeten. Manchmal war es direkt amüsant zu erfahren, was sich Menschen alles zusammenreimen konnten.
    An Tagen wie heute aber, wo sie sich dünnhäutig und verletzlich fühlte, fiel ihr so manche fiese Geschichte wieder ein. Etwa, dass sie nicht verheiratet seien, weil sie Marti zu anstrengend sei oder dass sie in Wahrheit eine Scheinbeziehung führten … Ja, manche Geschichten gingen unter die Gürtellinie.
    Zimperlich durfte man nicht sein, wenn man kursierende Tratschgeschichten nicht weitererzählte. Das ließ einen suspekt erscheinen.
    Rosa war bislang der Meinung, dass nur über Leute geredet wurde, die von Interesse waren. Über uninteressante Menschen wollte schließlich keiner etwas hören! Aber heute, heute spürte sie, wie weh ihr die Bosheit dahinter tat.
    Müde schlich sie die Stufen hinauf. Die Katzen liefen voraus. Ich sollte mir selbst tiefe Entspannung gönnen, dachte sie und kroch ins Bett.

51
    Rosa war unterwegs zur letzten Malstunde. Welche Farbe sie wohl heute ansprechen würde?
    Am Weg hörte sie die Mailbox ab. Eine Nachricht von Marti, sie solle sich bei Markus melden. Das konnte interessant werden, dachte sie, während sie die Nummer eintippte.
    »Hi, Markus, was gibt es Neues?«
    »Gut, dass du anrufst, Rosa. Ich kann dir Entwarnung geben für ›Kissing Disease‹ … Und die anderen Werte sind auch nicht schlecht. Aber es ist wohl irgendwas am Laufen bei dir.«
    »Ja, Markus, passt schon, ich weiß.« Stammelte Rosa und blies die Luft aus den Wangen.
    »Sei gut zu dir! Das muss ich dir als dein Arzt sagen. Und übernimm dich nicht! Was soll ich dir sagen? Gesundheit ist nicht allein die Abwesenheit von Krankheit, das weißt du bestimmt selbst!«
    »Passt. Bussi, schönen Abend noch.«
    Rosa ließ in Gedanken die müden Spaziergänge und die wärmenden Hühnersuppen los. Da hatte sie Glück gehabt, nur irgendwie nicht ganz gesund zu sein. Sie betrat Marias Wohnung und malte sich in der Folge die Erleichterung von der Seele. In Gold, Rosa und Grasgrün. Der letzte Abend mit Malen war damit vorbei.
    »Ich will wollen dürfen und nicht müssen, oder wie?« Maria hielt kurz inne. »Das hat Marti zu dir gesagt?« Sie sortierte die Farben zurück ins Regal. Die anderen Kursteilnehmer waren bereits gegangen.
    »Deshalb seid ihr wohl nicht verheiratet«, stellte sie fest.
    »Nein, das liegt an mir. Ich wollte nicht heiraten«, antwortete Rosa und begann, ihr beim Einräumen zu helfen.
    »Na, da passt ihr ja prima zusammen, ihr zwei!«
    »Maria, was soll ich jetzt tun?« Rosa wurde zögerlich und schnappte sich Königsblau.
    »Mit jemand anders das Haus kaufen. – Scherz!«

52
    Es läutete. Es war schon gegen zehn Uhr und Rosa hatte es sich mit den Bubbas bereits gemütlich eingerichtet. Sie war erstaunt, ihre

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