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Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra M Klikovits
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an. Nur sie beide waren noch im Lokal.
    »Nein, du?«
    »Ich bin mir nicht sicher. An dem Tag, an dem ich von der Insel zurückgekommen bin, heuer, hatte ich das Gefühl, mir würde am Flughafen jemand eine Bleiweste anziehen! Warte, nein, ich hatte es zuvor schon, als ich mir das Unvermeidliche vorgestellt habe.«
    »Das Unvermeidliche?«
    »Zu Hause bei der Tür reinzukommen.«
    »Dich hat es ja ganz schön erwischt!« Der Ernst der Lage wurde Maria immer deutlicher. »Was wirst du jetzt tun, Rosa Talbot?« Sie nahm ihre Hand.
    »Sobald ich es weiß, ruf ich dich an, Süße!«
    Still saßen sie eine Weile, dann nahm Maria den Gesprächsfaden wieder auf: »Weiß Marti, wie es dir geht?«
    »Ich habe es ihm gesagt.«
    »Und, nimmt er es ernst?«
    »Ich weiß nicht, oh ja, schon.« Rosa zögerte.
    »Wahrscheinlich weiß er nicht, was er tun soll, oder?«, antwortete Maria.
    »Seine Welt ist ja in Ordnung. Vielleicht denkt er, meine wird sich auch wieder einrenken!«
    »An seiner Stelle würde ich auch einfach abwarten. Nimm dir mehr Zeit für dich, und …«
    »Das mache ich schon, Maria, lieb von dir. Das Malen, das hast du mir nahegebracht. Ich möchte Farbpigmente mitnehmen von meiner orientalischen Reise. Und, was wünscht du dir?«
    »Och, einen Duft wie aus Tausendundeiner Nacht, ein Klimperrockerl zum Bauchtanzen, Ayurvedischen Kajal – nein, den gibt’s in Indien, sorry – und einen glutäugigen Semi-Pigmentierten!«
    »Zum Genießen in dieser Reihenfolge?« Ein Lächeln huschte über Rosas Gesicht.
    »Exakt. Dafür würde ich von nun an auf Eseln reiten!«
    »Verschleiert?«
    »So weit geht mein Integrationswille nun auch wieder nicht.«
    »Marrakesch ist angeblich voll westlich.«
    »Wozu fahr ich dann nach Afrika? Da kann ich gleich in einen Welt-Erlebnispark gehen.«
    »So etwas gibt’s sicher in Orlando!«

56
    Florida war Rosas und Martis erste gemeinsame Reise. Miami und davor drei Tage Big Apple. Das war noch die wilde Zeit, damals war es nicht angebracht, nachts mit der U-Bahn zu fahren oder allein durch den Central Park zu spazieren. Das war ein wenig bunter und aufregender als jetzt. Und gefährlicher.
    Einen Abend hatten sie in einer entsakrifizierten Kirche verbracht, die zu einer Disko umgebaut worden war. So etwas gab es in Europa nicht. Das spezielle Essen aber auch nicht. Für einen Restaurantbesuch hatte das Reisebudget nicht gereicht. Gegessen wurde im Vorbeigehen. In New York in netten Imbissen mit internationalen Gerichten, in Florida hauptsächlich in amerikanischen Fast-Food-Läden.
    In Sarasota, der alten Künstler-Enklave, hatte Tante Trude schon darauf gewartet, die jungen Studenten auffüttern zu können. Sie war Zirkusartistin a. D. und war seinerzeit auf dem Seil über die Manege spaziert. Ohne Netz, versteht sich. Sie war eine kluge Frau und kochte noch selbst. Bei ihr hieß das nicht, dass sie Backmischungen mit Wasser anrührte! Vielleicht war sie eine der Letzten im Land, die wusste, dass Chicken Nuggets weder von Hühnern gelegt noch von Schatzgräbern entdeckt wurden? Tante Trude war im Herzen Europäerin geblieben. Obwohl sie nicht so aussah, aber das war eine andere Geschichte.
    »Ich muss an Tante Trude denken«, flüsterte Rosa Marti ins Ohr. Sie saßen bereits im Flieger nach Mailand. »Kannst du dich noch an ihre flamingofarbenen Haare erinnern?«
    »Sie waren lavendel!«
    »Wie es ihr wohl geht?«
    »Alt ist sie geworden, sagt Mutter. Und die Zeit des Herumtingelns spürt sie jetzt auch. Sie hat es an den Gelenken.«
    »Weißt du noch, als wir auf dem Highway gefahren sind, die Alligatoren am Straßenrand?«
    »Das glaubt uns heute keiner mehr.«
    »Und die illustre Runde an Künstlern aus Sarasota, die sie für uns eingeladen hatte.«
    »Die Klaviervirtuosin und der Clown, die Opernsängerin …«
    »Jeder musste etwas zum Besten geben.«
    »Sogar du hast gesungen, auf Deutsch!«
    »Quantana mera: I steh auf zehn nackte Weiber … Mein Sax hatte ich ja nicht dabei.«
    »Und ich hab meinen Bauch hergezeigt beim Tanzen.«
    »Gute Idee. Hast du den heute auch mit?«
    »Marti, wir sind nicht allein.«
    »Na und, ein bisschen Adrenalin in der Höhe tut gut! Ich habe auch extra die große Zeitung mitgenommen!«
    »Den Standard?«, fragte Rosa erstaunt. »Na, wenn der wüsste, der würde noch röter werden!«

57
    Mein Gott, ich wollte noch zum Friseur gehen, fiel Rosa ein, als sie in Mailand den Flieger verließen. Das war sich nicht mehr ausgegangen, der Mädels­abend

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