Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
wusste, dass mir der Name ›von Falkenstein‹ bekannt ist. Er betreibt eine Privatpraxis für Psychoanalyse und seine Steuererklärung hat er bisher immer von Haases Steuerbüro erledigen lassen.«
8. Kapitel
Da sie das Licht nicht eingeschaltet hatte, tauchte die einsetzende Dämmerung ihr Zimmer in eine silbriggraue Farbe. Sie saß, die Gliedmaßen fest an ihren Körper gedrückt, auf einem Sessel. Trotz der umgelegten Decke und der auf höchster Stufe laufenden Heizung, hatte sich die Kälte in ihrem Körper festgesetzt. Auch der dampfende Tee, den sie sich gebrüht hatte, konnte den Frost in ihrem Blut nicht verjagen. Da die Wirkung der Psychopharmaka nachließ, rebellierten ihre Nerven erneut. Sie bereute ihre Tat nicht, aber ihr graute vor ihr. Da war etwas wach geworden in ihr. Da war ein Dämon aufgestanden, von dem sie bisher nichts ahnte. Sie hatte früher nie einem lebenden Wesen etwas zuleide getan. Und jetzt war sie zur Henkerin geworden. Auch die Entschuldigung, die sie für sich selbst formulierte, dass sie es werden musste, damit die Schuldigen ihre Strafe fanden, vertrieben die Gräuel nicht gänzlich
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Eigentlich war heute alles ganz einfach gewesen. Sie hatte mit Komplikationen gerechnet, aber nicht das geringste Hindernis hatte sie aufgehalten
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Als sie auf dem Feldweg angekommen war, hatte sie ihr Haar unter einer fest schließenden Plastikkappe versteckt. Damit dies nicht bemerkt wurde, hatte sie die Kapuze ihrer Windjacke über den Kopf gezogen. Plastikhandschuhe, die bis zum Unterarm reichten, hatten ihre Schutzmaßnahmen vervollständigt. Der Weg der Postbotin war ihr bereits von ihrem gestrigen Kundschaftsgang bekannt gewesen
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An dem Feldrain hatte sie sich auf die Lauer gelegt. Das Gras war vom Morgentau kalt und nass gewesen, doch zu ihrem Glück hatte sich die Frau nicht verspätet
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Als sie die Postbotin narkotisiert hatte, hatte sie diese in den mitgebrachten neuen Schlafsack gebettet und ihr ein Kopfkissen unter den Kopf geschoben. Sie war sehr froh gewesen, dass es sich bei der Zustellerin um die zierliche Person gehandelt hatte, die sie bereits am Vortag beobachtet hatte. Wenn heute Morgen ein zwei Zentner schwerer Postbote die Route gefahren wäre, hätte sie ihr Vorhaben verschieben müssen
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In der Dienstkleidung der Briefbotin und auf deren Fahrrad war sie zu Schlotts Haus gefahren
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Als er ihr geöffnet hatte, hatte sie ihm ein großes Paket gereicht, welches sie gestern gepackt und mit Steinen und Zeitungspapier gefüllt hatte. Das Paket sollte schwer, aber nicht zu schwer sein. Sie wollte bei Schlott keinen Verdacht aufkommen lassen. Durch das Paket war seine Bewegungsfähigkeit eingeschränkt gewesen und es hatte ihr keine Mühe bereitet, ihm das Narkotikum intramuskulär zu injizieren. Er war nach einem Stoß, den sie ihm versetzt hatte, erschrocken ins Haus zurückgetaumelt. Er hatte geschimpft, doch sie hatte es seiner Aussprache angehört, dass das Mittel zu wirken begann. So hatte sie genügend Zeit, sorgfältig die Tür zu schließen. Bevor sie sich zu ihm umgewandt hatte, konnte sie den Knall vernehmen, den das fallende Paket auf dem Boden verursachte. Er hatte es noch bis zu einem Sessel geschafft, um gleich darauf seine Reise ins Traumland anzutreten
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Als Erstes hatte sie alle Schlüssel, die ordentlich der Größe nach am Schlüsselbrett hingen, an sich genommen. Sie hatte die Eingangstür verschlossen, bevor sie ihren Rundgang durch das Haus begonnen hatte. Zuerst hatte sie sich vergewissert, dass es keinen zweiten Eingang gab. Danach hatte sie alle Räume inspiziert, um sicher zu stellen, dass keine weiteren Personen anwesend waren. Als sie die Kellertreppe im Haus entdeckt hatte, war ihr ein Stein vom Herzen gefallen. Denn der Zugang zum Keller war die einzige Schwachstelle in ihrem Plan gewesen
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Sie musste Schlott im Keller verhören, um zu verhindern, dass seine Schreie außerhalb des Hauses gehört wurden. Ihn um das Haus herum zu schleifen, hätte wegen der möglichen Entdeckung eine zu große Gefahr dargestellt. Durch die Kellertreppe im Haus war es ihr möglich gewesen, Schlott in den Keller zu schaffen, ohne das Haus zu verlassen
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Schlott war nicht schwer gewesen. Sie hatte den bewusstlosen Mann unter die Arme gefasst und ihn durch den Flur zur Kellertreppe und dann weiter bis in den Keller hinab gezogen. Der schwere Eisenstuhl, der im Keller stand, war ihr wie gerufen gekommen
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Sie hatte den narkotisierten Mann mit Klebeband so fest
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