Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
sich durch das Wiederaufleben von Sarahs Qualen weit geöffnet hatte, schloss sich nicht
.
Still weinend saß sie da und erlebte von Neuem, wie Sarah sich Trost suchend an sie schmiegte, spürte erneut, wie auch sie nicht helfen konnte, spürte wieder, wie die Lebenskraft Sarah langsam verließ. Vor drei Jahren starb nicht nur Sarah, auch in ihr war etwas gestorben
.
Für Sarahs Tod wollte sie Vergeltung. Nicht nur für sich. Sie wollte auch, dass diese Ungeheuer kein weiteres Opfer für ihre perversen Gelüste fanden
.
Zwei waren bestraft
.
Der Dritte stellte sie vor ein Problem. Allein konnte sie es nicht lösen. Doch sie wusste, wo sie Hilfe finden würde, am einzigen Ort auf der Welt, den sie Heimat nannte. Und sie musste sich beeilen. Der dritte Mann erkannte nun mit Sicherheit, dass sie ihn jagte
.
Er würde kämpfen. Sie wurde nun von der Jägerin zur Gejagten
.
Karin traute ihren Ohren nicht: »Wie bitte, unser Psychologe kannte Haase?«
Sandra knusperte genießerisch an einem Keks und nickte nur.
»Na der kann sich morgen etwas anhören.« Karin war sichtlich sauer. »Aber warum informierte er uns nicht von dieser Tatsache?«
»Frag ihn doch«, meinte Sandra und pustete einen Kekskrümel von ihrem Ärmel. »Vielleicht hat er etwas zu verbergen.«
»Am Sonnabend sind wir schlauer.« Damit erhob sich Karin und begann ihren Rucksack zu packen.
Sandra rutschte verlegen auf ihrem Stuhl herum und fragte leise: »Was hast du denn heute zum Freitagabend vor?«
Karin blickte Sandra prüfend an. Sie merkte, dass ihrer Partnerin etwas auf der Seele lag. Sie ahnte auch, was. Sie nahm wieder Platz und sagte betont gleichgültig: »Oh, nichts Besonderes. Ein paar Einkäufe erledigen und dann habe ich noch eine Verabredung.«
Sandra konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. »Mit wem triffst du dich denn? Oh, darf ich das überhaupt fragen?«
Karin grinste frech: »Na ja, zuerst wollte ich mich mit einem Whisky-Tonic treffen und später habe ich noch ein leidenschaftliches Date mit einem Schoppen Rotwein.« Als sie Sandras Miene sah, hielt sie es nicht länger aus. Karin wieherte los, dass es an den Bürowänden widerhallte. Sandra, die ihrer Kollegin den Spaß nicht übel nahm, ließ sich von dem Gelächter anstecken.
»Uff, dass tat gut«, stöhnte Karin, vor Lachen ganz außer Atem. Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, dann sah sie Sandra an und sagte nur: »Danke.«
»Wofür denn?«, fragte Sandra erstaunt.
»Das ist nun schon das zweite Mal, dass ich mit dir zusammen lachen konnte. So oft habe ich im gesamten letzten Jahr nicht gelacht.«
Dann sah sie Sandra nachdenklich an und fragte nach einer kurzen Pause: »Ärger im Paradies?«
Sandra atmete tief durch, gab sich einen Ruck und nickte: »Ja, ich hatte Streit mit der Mutter meines Freundes. Er war gestern Abend wie üblich nicht da und ich war mit seinen Eltern allein. Seine Mutter besteht darauf, dass alle Bewohner ihres Hauses in angemessener Kleidung auftreten.« Als Sandra ›angemessene Kleidung‹ sagte, malten ihre Finger Gänsefüße in die Luft. »Sie selbst erscheint im Kostüm zum Abendbrot. Das gemeinsame Essen ist auch so eine ausgewählte Tortur für mich. Steifer geht es auch auf einem Diplomatenball nicht zu. Jedenfalls erdreistete ich mich, in legerer Hose und Sweatshirt anzutreten. Die gesamte Zeit stichelte sie daraufhin herum. In mir brodelte es schon lange. Nichts kann ich dieser Frau recht machen: Ich wasche die Wäsche nicht richtig, beim Kochen mache ich alles falsch und so weiter. Gestern nun brannte mir endlich die Sicherung durch. Also sagte ich ihr, dass solange ich nicht mit freiem Oberkörper bei Tisch säße und mir die Titten auf den Teller fallen, ja wohl alles in Ordnung sei …«
Weiter kam Sandra mit der Erzählung ihres persönlichen Leides nicht.
Karin gab einen pfeifenden Ton von sich und schnappte krampfhaft nach Luft, dann hielt sie drei Finger in die Luft und prustete los. Als sie sich wieder beruhigt hatte, keuchte sie: »Das dritte Mal schon. Sandra, du bist Spitze. Aber bei deinen Mäusefäustchen könnte es mit dem auf den Teller fallen doch etwas schwierig werden.«
Sandra sah kritisch an sich herunter: »So klein sind sie auch nicht«, schmollte sie. »Und überhaupt, da klage ich dir mein Leid, hoffe auf Verständnis und du machst dich noch über mich lustig.«
Karin stand auf, trat zu Sandra, streichelte ihr übers Haar und sagte entschuldigend: »Es tut mir leid. Aber das mit
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