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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M. Sturm
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an allen Veranstaltungen, die im Lehrerkollegium so durchgeführt wurden teil, aber sie hielt sich bedeckt, was ihre Privatsphäre betraf. Sie war zwar bei allen Kollegen beliebt, feste Freundschaften pflegte sie allerdings nicht.«
    »Könnte uns eventuell ein Lehrer oder eine andere hier tätige Person detaillierter Auskunft über Frau Leforts Privatleben geben?«, unterbrach ihn Karin.
    »Bei jedem anderen Kollegen wäre dies sicherlich möglich. Bei Sarah dagegen nicht.«
    Sandra, die bereits längere Zeit Mitglied in Karins Hüstelchor war, zog ein skeptisches Gesicht, sah den Schulleiter verwundert an und fragte: »Weshalb sind Sie sich da so sicher?«
    »Nach den schrecklichen Ereignissen um Sarah standen alle Kollegen unter Schock. Wir versuchten uns gegenseitig zu helfen und verarbeiteten die grausamen Vorfälle, indem wir über Sarah sprachen. Es gab zu jener Zeit wohl kein Detail aus Sarahs Leben und ihrer Arbeit am Gymnasium, welches nicht besprochen wurde.«
    »Das leuchtet mir ein«, sagte Sandra und kam gleich auf das nächste Anliegen zu sprechen. »Sarah war über den Zeitraum von zwei Jahren mit einem gewissen Lothar Pfeffer befreundet. War ihnen dieser Umstand bekannt?«
    »Vor mehreren Jahren hatte Sarah eine feste Beziehung zu einem jungen Mann. Er hat sie auch ab und an abgeholt und bei einer dieser Gelegenheiten hat sie ihn mir vorgestellt, aber an seinen Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass die Beziehung später in die Brüche ging.«
    »Wissen Sie, weshalb?«, fragte Sandra hoffnungsvoll.
    »Ich muss kurz nachdenken.« Um sich die zurückliegenden Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen, benötigte Herr Brendler einen weiteren Nikotinschub. Trotz böser Blicke aus vier Augen wurde eine weitere Zigarette entflammt. »Ich besinne mich. Sarah hat es mir sogar selbst erzählt. Sie hat das Verhältnis beendet, weil sie mit gewissen Handlungsweisen ihres Freundes nicht konform gehen konnte. Fragen Sie mich jetzt aber nicht, welche Eigenarten das waren. Ich weiß es nicht, weil Sarah es nicht erzählt hat.«
    »Die nächste Frage ist ein wenig heikel. Ich muss Sie ihnen trotzdem stellen.« Karin gefiel es gar nicht, dass sie bei Ermittlungen oft sehr tief im Privatleben von ihr fremden Menschen wühlen musste. »Hatten Sie Kenntnis über Frau Leforts Sexualleben? Ich weiß, das muss jetzt unangenehm für Sie sein, aber für uns ist es das auch.«
    »Glücklicherweise nicht.«, antwortete Herr Brendler kurz und direkt.
    Zwei Augenpaare sahen ihn verwundert an. Karin sprach die Frage dann aus. »Weshalb ist das für Sie ein Glück?«
    »Schulleiter zu sein hat auch seine Schattenseiten. Die sexuellen Neigungen der Lehrer gehören dazu. Damit Sie das verstehen, muss ich ein wenig ausholen. Mir persönlich ist es vollkommen egal, mit wem ein Lehrer ins Bett steigt, solange er keine Gesetze verletzt. Wenn ich nichts über das Sexleben eines Lehrers oder einer Lehrerin weiß, dann ist das gut, weil es entweder nichts zu wissen gibt, oder derjenige diskret ist. Vor Jahren lehrte hier ein sehr fähiger, junger Mann, der das ›Pech‹ hatte, homosexuell zu sein. Er lebte es offen aus und es kam, wie es kommen musste. Es wurde bekannt und sprach sich herum. Weder ich noch die Kollegen hatten damit ein Problem. Er war ja nicht pädophil veranlagt und stellte somit nicht die geringste Gefahr für Schüler dar. Aber es gab leider Eltern und Schüler, die nicht so tolerant waren. Diese an und für sich harmlose Geschichte steigerte sich zu einer unglaublichen Hetzjagd. Wenn ich an diese Ereignisse zurückdenke, muss ich aufpassen, dass ich nicht verbittert werde. Menschen, die ich bis dahin als weltoffen und intelligent eingeschätzt hatte, offenbarten mir, dass sie bisher eine heuchlerische Maske vor ihrem wahren Gesicht getragen hatten. Toleranz ja! Aber nur, solange man nicht mit diesen Dingen persönlich in Berührung gerät.« Herrn Brendler schüttelte es noch immer bei diesen Gedanken. »Trotzdem ich mich vor den jungen Lehrer stellte, war das Ende vom Lied, dass er die Schule verlassen musste. Seit dieser Zeit lege ich jedem Lehrer, der neu anfängt, ans Herz, eventuelle Vorlieben für sich zu behalten. Ich komme mir dabei immer ganz schön blöd vor, aber das können Sie sich sicher denken.«
    Karin nickte und ihr Blick war traurig. »Es ist furchtbar, wie engherzig Menschen sein können.«
    Herr Brendler sah Karin verwundert an. »Ich habe Sie zu Beginn unseres Gesprächs total

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