Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
kalter Stimme sprach, stand sie vollkommen entspannt da. Mit ihrer linken Hand hielt sie ihre Jacke weiterhin geöffnet, während ihr rechter Arm locker an ihrer
Seite herabhing. Es war nicht erforderlich, dass sie den Revolver zog, jeder der Anwesenden spürte, dass Sandra nicht zögern würde, ihre Waffe auf der Stelle einzusetzen.
Karin nutzte die Situation sofort. »Also überlegt es euch!«, sagte sie scharf, »ihr könnt den Raum zwar verhaftet, aber gesund verlassen oder ihr zieht für den Rest eures Lebens ein Bein nach.«
Im wüsten Gesicht des großen Mannes stritten die Emotionen. Er trat einen Schritt zurück und sah abwechselnd von Karin zu Sandra. Seine Knöchel wurden weiß, so fest umklammerten seine Finger die Metallstange. Dann gab er mit einem hörbaren Seufzer auf. Klirrend fiel die Eisenstange auf den Betonboden. Der große Mann trat zu Pfeffer zurück und schlug diesem hart ins Gesicht. »Idiot!«, knurrte er dabei, dann verschränkte er die Hände auf dem Rücken und sah die beiden Beamtinnen giftig an.
Sandra rührte sich nicht von der Stelle. Mit einem fast gleichgültigen Gesichtsausdruck beobachtete sie wachsam die Szene. Sie stand da wie eine Katze, die vor einem Mäuseloch lauert.
Karin schob mit dem Fuß den im Wege liegenden Pfeffer zur Seite und trat hinter den großen Mann. Sekunden später schnappten die Handschellen zu. »Da du das Innere meines Autos nicht kennst, nehme ich dir die Schlampe übel. Zu deinen bisherigen Vergehen kommt somit auch Beamtenbeleidigung hinzu«, zischte sie ihn wütend an. Inzwischen hatte sich Pfeffer mühsam aufgerappelt und presste stöhnend ein Taschentuch vor seine blutende Nase. Karin nahm darauf keine Rücksicht. Sie holte sich Sandras Handschellen, riss mitleidlos Pfeffers Arme auf dessen Rücken und fesselte ihn. Dann befahl sie den beiden verhafteten Autodieben, sich auf den Fußboden zu setzen. Sandra fischte sich einen Schemel heran und nahm vor den beiden Männern Platz, dabei achtete sie darauf, dass der Griff ihres Revolvers immer sichtbar blieb. Karin verständigte die Einsatzzentrale und orderte Verstärkung herbei.
Es dauerte kaum zehn Minuten, bis zwei Streifenwagen vor der Werkhalle vorfuhren und die Beamten die zwei Verbrecher in Empfang nahmen.
Sowie die beiden Männer abgeführt waren, sackten Sandras Schultern nach vorn und sie stieß pustend die Luft aus. Karin eilte sofort besorgt zu ihrer Partnerin und stützte diese. Sandra lehnte dankbar ihren Kopf an Karins Körper und sagte: »Lange hätte ich diese Anspannung nicht mehr ausgehalten.«
Karin nickte mitfühlend: »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir auf einen so gewaltbereiten Mann stoßen. Wenn du nicht gewesen wärst, hätte die Angelegenheit leicht ins Auge gehen können.«
Nach Karins Worten schaute Sandra nach oben in deren Gesicht und las sehr viel Anerkennung in Karins Augen. Gleich darauf lachte Sandra wieder und meinte: »Ich glaube es wäre nicht in die Augen, sondern eher auf den Kopf gegangen.« Sie erhob sich von ihrem Hocker, stützte sich aber dabei bei Karin ab. »Meine Knie fühlen sich wie Pudding an. Komm wir verschwinden hier, von diesem Lackgestank bekomme ich auch langsam Kopfschmerzen.«
Karin sprach noch mit den Streifenpolizisten, die ihr versicherten, dass sie sich um alles Notwendige kümmern würden, und stieg danach zu Sandra in deren Seat. Sandra hatte sich in den Beifahrersitz sinken lassen und sagte: »Mir wäre es lieb, wenn du fahren würdest. Mich hat die Situation eben doch ganz schön geschlaucht.« Und mit einem bittenden Blick setzte sie hinzu: »Darf ich den Rest der Nacht bei dir schlafen? Wenn ich jetzt noch auf die Mutter meines Freundes treffe, erschieße ich die statt der Verbrecher.«
Karin nickte lachend und war froh, dass Sandra ihre gute Laune nicht eingebüßt hatte.
19. Kapitel
Die Stunden vergingen ihr quälend langsam. Schmiere konnte nicht träger aus einer umgestoßenen Büchse quellen
.
Der Raum, in dem sie seit zwei Tagen wartete, offenbarte nur noch wenige Spuren seiner letzten Bewohner. Die an vielen Stellen zerfetzte Tapete zeigte ihre ursprüngliche Farbe nur noch an den Stellen, wo einst Bilder das Zimmer schmückten. Auch die Konturen der Möbel zeichneten sich an den Tapetenresten ab. Doch außer diesen Geisterschemen an den Wänden war nichts von dem Leben, welches einst in diesem Raum herrschte, geblieben
.
Sie bewegte sich vorsichtig, da auf dem Boden eine dicke Schicht von trockenem und
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