Vom Alptraum verfolgt
hier ist der versprochene Autopsiebericht .«
» Jedesmal ,
wenn hier jemand das tut, wofür er bezahlt wird«, bemerkte Lavers angewidert, »erwartet er, daß er dafür eine Ehrenmedaille kriegt .«
»Sie würden sich großartig in
einer Striptease-Revue ausnehmen, Doc«, sagte ich bewundernd. »Die Routine, mit
der Sie von der Tür zum Schreibtisch hereingefegt kamen, das hatte Schwung und Schmiß , wissen Sie .«
»Die reine Therapie, wenn es
Sie interessiert«, sagte Murphy sehr von oben herab. »Das muntert mich nach all
diesen Leichen wieder auf .«
Ich schauderte. »Bleiben Sie
bei den leichtgeschürzten Girls, Kumpel. Zum Komiker haben Sie nicht das Zeug .«
In seinen dunklen Mephistoaugen lag ein verletzter Ausdruck. »Bitte«, sagte
er in eisigem Ton, »enthalten Sie sich in meiner Gegenwart solcher Ausdrücke
wie >nicht das Zeug haben<. Nach einem im Leichenschauhaus verbrachten
Tag bin ich empfindlich .«
Der Sheriff blätterte lässig in
den Seiten des Berichts und brummte dann: »Erzählen Sie uns von der Sache,
Doktor, das spart Zeit .«
»Er wurde erschossen«, sagte
Murphy und blickte uns beide erwartungsvoll an. »Das ist eine große
Überraschung, nicht ?«
»Ich kann neunmalkluge Doktoren
nicht ausstehen«, vertraute mir Lavers in donnerndem
Geflüster an. »Ich bekomme es dann immer mit der Angst zu tun, ich könnte eines
Tages krank werden und der Betreffende wäre dann der einzige, der gerade zur
Verfügung steht .«
»Was, glauben Sie, empfinde
ich, wenn ich Sie ansehe und mir vorstelle, mein Wagen könnte morgen gestohlen
werden ?« fragte Murphy in entrüstetem Ton. »Na schön,
ich werde mich in einfachen Worten ausdrücken, sozusagen wie sie im
volkstümlichen Sprachgebrauch üblich sind, und hoffe, daß Sie dann das
Wesentliche erfassen, Sheriff .«
»Vielen Dank, Doktor Murphy«,
krächzte Lavers .
»Er wurde erschossen«,
wiederholte der Doktor vergnügt. »Eine Kugel Kaliber achtunddreißig — und
allmählich habe ich genügend von dieser Sorte aus Leuten herausgeholt, um sie
zu identifizieren, wenn ich sie sehe, ohne auf den Bericht der Ballistiker
warten zu müssen. Sie wurde aus nächster Nähe abgeschossen, aus anderthalb bis
zwei Meter Entfernung, schätze ich. Die Kugel drang geradewegs ins Gehirn, so
daß der Tod unmittelbar eingetreten sein muß .«
»Wann ?« sagte ich.
»Nicht vor Mitternacht, würde
ich sagen, und nicht später als ein Uhr dreißig morgens. Was halten Sie davon ?«
»Eine weitere beziehungslose
Tatsache, die uns nicht weiterbringt«, stöhnte ich. »Wir fanden ihn in einem
Sarg — «
»Ich schwärme für Mörder mit
Ordnungssinn«, sagte Murphy begeistert. »Sie nicht?«
»Glauben Sie, daß er bereits im
Sarg lag, als er erschossen wurde, oder erst später hineingelegt wurde ?« beendete ich mit verbissener Entschlossenheit meine
Frage.
»Das zu beantworten ist für
mich zu schwierig«, sagte er vorsichtig. »Aber ich kann Ihnen die Frage
teilweise beantworten. Er muß gelegen haben, als er erschossen wurde, denn aus
der Wunde ist kein Blut geflossen. Aber wenn seine Leiche ein paar Stunden
liegengelassen wurde, bis das Blut geronnen war, so konnte ihn jemand von dem
Ort, wo der Mord geschehen war, in diesen Sarg gestopft haben .«
»Danke«, sagte ich. »Es nützt
zwar gar nichts, aber trotzdem vielen Dank .«
»Er war Mediziner, nicht wahr ?« Murphys Stimme bekam einen kalten und nüchternen
Unterton. »Ich verlasse mich darauf, daß Sie diesen Mörder erwischen, Wheeler,
um die Ehre meines Beruf es zu schützen. Ich möchte
nicht, daß jemand, der einen Arzt umgebracht hat, mit heiler Haut davonkommt — das
Beispiel könnte Schule machen !«
»Er hat bei der
Landau-Forschungsstiftung mitgearbeitet«, sagte ich. »Kennen Sie sie ?«
»Ich habe davon gehört«, sagte
Murphy und nickte. »LSD und solches Zeug?«
»Landau hat mir heute vormittag davon erzählt«, sagte ich. »Wissen Sie
persönlich irgend etwas über ihn ?«
»Jedermann kennt Max Landau«,
sagte er langsam. »Ein phantastischer Mann — und auch ein phantastischer
Doktor. Bis vor zehn Jahren war er einer der vier Spitzenpsychiater im ganzen
Land. Dann wurde er von diesem psychopharmazeutischen Affen gebissen —«
»Bitte wie ?« erkundigte sich Lavers .
»Die Anwendung von Leib und
Seele beeinflussenden Drogen als Therapie für Geisteskranke«, erklärte Murphy.
»Damals heiratete Landau außerdem eine sehr reiche Frau, so daß er nicht mehr
wegen des Einkommens
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