Vom Alptraum verfolgt
und dann mit ihr
verschwunden sein !«
»Annabelle Jackson ?« erkundigte ich mich zaghaft.
»Wer sonst, Lieutenant?« Er
blickte mich verstohlen an, ob ich vielleicht nicht ganz bei Troste wäre.
»Annabelle ist noch immer im
Vorzimmer .« Ich holte tief Luft. »Sie sind derjenige,
der entführt worden ist, Sergeant. Ich mußte Sie im Vorübergehen packen und
mitnehmen, weil ich keine Zeit hatte, Ihnen irgend etwas zu erklären, bevor wir im Wagen saßen .«
Wieder spürte ich, wie sein
verstohlener Blick über mein ganzes Gesicht glitt. »Lieutenant?« Am Ton seiner
Stimme merkte ich, daß er versuchte, gütig zu mir zu sein. »Wenn ich entführt
worden bin und nicht Annabelle Jackson, wie kommt es dann, daß ich noch immer
hiersitze und sie verschwunden ist ?«
»So !« sagte ich eine Weile später. »Ich glaube, das dort vorn ist die Bank .«
»Sie sollten die Finger davon
lassen, Lieutenant !« sagte Polnik leidenschaftlich. »Es ist nicht recht! Sie wissen genau, der FBI wird es nicht
recht sein !«
Spinnwebartige Finger schienen
mir übers Gesicht zu streichen, während ich den Wagen mit äußerster Vorsicht
gut dreiviertel Meter vom Straßenrand entfernt parkte. »Der FBI wird es nicht
recht sein ?« murmelte ich.
»Man soll bei einer Entführung
nie Lösegeld zahlen — nie !« grollte er.
»Ich glaube, Sie haben recht,
Sergeant«, sagte ich sachlich. »Wir warten noch eine Weile. Inzwischen können
Sie etwas für mich erledigen. Nehmen Sie den Wagen und fahren Sie in die
unmittelbare Nähe dieses Beerdigungsinstituts, in dem wir gestern
morgen den Toten gefunden haben .«
»Die Kerle werden sie nicht
dorthin bringen, Lieutenant«, sagte er überzeugt.
»Ich habe den Leichenbestatter
im Verdacht«, flüsterte ich. »Ich möchte, daß Sie herausfinden, was für ein Typ
er ist — wieviel er arbeitet — wann er für gewöhnlich
morgens anfängt — wann er aufhört. Alle diese Dinge.«
»Ja, Sir, Lieutenant.« Polnik zwängte sich auf meinen soeben freigewordenen Sitz.
»Ich fahre los .«
Als ich eben auf dem Gehsteig
angelangt war, gab der gefolterte Motor meines Wagens ein gequältes Aufheulen
von sich. Ich warf einen zögernden Blick zurück und sah den Sergeant mit
besorgtem Gesicht zu mir heraufspähen.
»He, Lieutenant!« Er schüttelte
trübselig den Kopf. »Das Getriebe in Ihrem Schlitten scheint kaputt zu sein .«
»Eins muß ich Ihnen noch sagen,
Sergeant .« Ich ließ ihm ein glasiges Lächeln zukommen.
»Der Wagen ist nicht vollsynchronisiert — man muß mit der Hand schalten .«
»Ach so!« Er winkte vergnügt,
und dann schoß der Healey mit einem Satz in den Verkehrsstrom wie ein
verwundeter Büffel. Als ich die Bank betrat, hörte ich den inzwischen vier
Häuserblocks weit entfernten Wagen noch immer. Vielleicht hätte ich Polnik auch noch sagen müssen, daß es außer dem ersten Gang
noch drei weitere Gänge gab, überlegte ich finster.
Gleich als ich Mr. Castles Büro
betrat, vermißte ich etwas bei ihm — nämlich das
warme freundliche Lächeln meines gutnachbarlich gesinnten Freundes, des
Bankdirektors.
»Dem Himmel sei Dank,
Lieutenant Wheeler, daß Sie hier sind !« Er warf mir
einen vergrämten Blick zu. »Daß uns das passieren muß! Eine Viertelmillion — aus
unserer eigenen Stahlkammer gestohlen !«
»Vielleicht könnten wir zuerst
einen Blick auf die Stahlkammer werfen ?« schlug ich
höflich vor.
»Sie ist unüberwindlich«,
murmelte Castle. »Unüberwindlich!«
Und das war sie noch immer, als
ich sie ein paar Minuten später betrachtete. Ich befolgte die Anweisungen des
Sheriffs wortgetreu, indem ich die nächste Stunde damit verbrachte, Fragen zu
stellen und bei den Antworten klug dreinzuschauen, bis schließlich die beiden
Beamten von der FBI eintrafen.
Ich führte sie in Castles Büro
und schlug taktvoll vor, erst einmal eine Kaffeepause einzulegen. Der große,
fette, gerissen aussehende FBI-Agent, der beinahe gar
nichts sagte, hieß Peters, soviel brachte ich heraus. Während der Name des
großen, dünnen gerissen aussehenden, der ebenfalls fast gar nichts sagte, Kardos lautete.
»Die Stahlkammer ist nicht
berührt worden«, teilte ich ihnen mit. »Der Zeitmechanismus wurde gestern nachmittag wie üblich
eingestellt, und zwar auf neun Uhr dreißig heute morgen .
Als die Stahlkammer heute morgen um diese Zeit
geöffnet wurde, stellte man fest, daß beinahe eine Viertelmillion Dollar fehlte .«
»Und niemand hat sich an
Türschlössern oder Fenstern
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