Vom Alptraum verfolgt
vorn an. Ich
verstehe kein Wort, verdammt noch mal! So ist es besser, viel besser! Sie... Was ?«
Ich empfand ein gewisses
Vergnügen, während ich sein Gesicht beobachtete, das sich von seinem üblichen
Rosarot in ein galliges Grün verwandelte. »Natürlich«, krächzte er. »Sofort!«
Er legte auf und starrte mich ein paar Sekunden lang wie geblendet an.
»Gute Nachrichten, Sir ?« sagte ich vergnügt.
»Die Pine City Bank and Trust hat heute
morgen wie gewöhnlich ihre Stahlkammer geöffnet«, sagte er heiser. »Der
Zeitmechanismus war wie gewöhnlich auf neun Uhr dreißig eingestellt. Aber
nachdem sie die Kammer geöffnet hatten, stellten sie etwas höchst
Ungewöhnliches fest .«
»Ich bin ganz atemlos vor
Spannung«, versicherte ich ihm.
»Es fehlt ihnen ein bißchen
Geld, das sich in der Stahlkammer befand«, sagte er schwerfällig. »Der ersten
Berechnung nach handelt es sich um etwa zweihunderttausendundvierzig Dollar, es wird sich aber erst bei einer zweiten Zählung mit Sicherheit
herausstellen, wieviel es wirklich ist .«
»Sheriff—.« Ich schluckte
mühsam. »Ich bin beeindruckt .«
»Nun...« Die normale Farbe
kehrte in sein Gesicht zurück. »Sitzen Sie hier nicht einfach herum, Wheeler!
Fahren Sie zur Bank hinüber !«
»Und was wird aus meiner Mordermittlung?
Soll ich sie ad acta legen ?« knurrte ich. »Warum
ziehen Sie hier nicht die FBI zu? Die Pine City Bank ist doch staatlich versichert. Nicht? Damit
fällt die Sache ins Ressort der FBI .«
»Tausend Dank, Lieutenant
Wheeler, für die Erinnerung daran, daß es sich hier um ein Verbrechen gegen
bundesstaatliche Belange handelt! Zufällig bin ich mir dieser Tatsache
ebenfalls bewußt und wollte eigentlich gleich die hiesige FBI anrufen. Nun möchte ich Sie aber auf ein paar Fakten aufmerksam machen,
Lieutenant .« Seine Stimme erhob sich zu einem
plötzlichen donnernden Crescendo. »Die Bank steht in Pine City — und wimmelt von Angestellten, die alle hier wählen! Deshalb werden Sie
jetzt gleich hinüberstürzen und dort als Vertreter des Sheriffs einen gewaltigen
Eindruck machen — ich meine natürlich einen vorteilhaften — , durch die
Schnelligkeit und Tüchtigkeit, mit der die Aufklärung in Angriff genommen
wird!« Sein dicker Zeigefinger fuhr durch die Luft auf mich zu. »Sie treiben
sich dort auf der Bank herum und stellen tausend Fragen und machen bei jeder
Antwort ein kluges Gesicht, so lange, bis die FBI-Agenten eingetroffen sind.
Verstanden? Ich brauche diese Stimmen bei der nächsten Wahl !«
»Ja, Sir«, sagte ich
respektvoll. »Ich gehe schon .«
Sergeant Polnik unterhielt sich angeregt mit Annabelle Jackson, als ich ins Vorzimmer trat, Es
war einfacher, ihn am Arm zu packen und mitzuziehen, als stehenzubleiben und
ihm erst alles zu erklären. Ich schob ihn auf den Sitz neben mir, stieg auf der
anderen Seite ein und fuhr in größter Eile mit dem Healey davon.
»Wir fahren in die Pine City Bank and Trust«, teilte
ich dem Sergeant kurz mit.
»Vielleicht finden Sie das
okay, Annabelle«, sagte Polnik und grinste albern,
»aber meine Alte hält Shorties für unanständig,
selbst wenn sie bloß mit mir zusammen schläft .«
»Und was hält Ihre Alte von
einem Bankraub, bei dem nahezu eine Viertelmillion Dollar flöten gegangen sind,
Sergeant ?« knurrte ich.
»Wie — was?« Polnik schüttelte ein paarmal heftig den Kopf und blickte
dann ungläubig durch die Windschutzscheibe.
»Ich glaube, das ist der erste
Fall von Entführung, den wir je im County hatten,
Lieutenant. Was?« brummte er.
Auch stärkere Intelligenzen als
meine waren schon bei dem Versuch, der Logik des Sergeanten zu folgen, in Staub
und Asche zerfallen. Ich überlegte, daß das sicherste sei, diese Logik völlig
zu ignorieren und einfach Fragen zu stellen.
»Entführung ?« sagte ich beiläufig.
»Und auch noch ein Mädchen!« Er
runzelte heftig die Stirn. »Aber sie tun gut daran, sie nicht anzurühren, das
kann ich bloß sagen .«
»Klar«, sagte ich. »Mädchen?«
»Ich möchte wissen, wie sie das
geschafft haben«, sagte er düster. »Ich habe direkt danebengesessen, als es
passiert ist. Eben sprach sie noch von diesen — «, sein Stirnrunzeln bekam
vorübergehend etwas Verschämtes, »nun, diesen Rüschendingern, die die
Frauenzimmer tragen — und sie kann sich ruhig mit mir darüber unterhalten, weil
ich ja verheiratet bin — und in der nächsten Sekunde — ssst !
Sie müssen sie geradewegs aus ihrem Stuhl weggeschnappt haben
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