Vom Alptraum verfolgt
zu schaffen gemacht ?« fragte Kardos mit sanfter Stimme.
»Nein«, sagte ich.
»Ich finde immer, es
vereinfacht die Sache, wenn es sich um jemanden, der im Haus war, handelt«,
sagte Peters zufrieden.
»Hm«, sagte ich vorsichtig. »Es
gibt nur zwei Leute, die die Kombination kennen und wissen, wie der
Zeitmechanismus funktioniert: Castle, der Präsident, und McPhail ,
der Vizepräsident. Castle gibt an, bis nach Mitternacht bei einem
Klassentreffen seiner ehemaligen Schule gewesen zu sein. Danach seien er, seine
Frau und drei alte Schulkameraden, die bei ihm übernachteten, nach Hause
gefahren. Seine Frau ging sofort ins Bett. Die Schulfreunde unterhielten sich
über die alten Zeiten und spielten Poker bis sieben Uhr heute früh .«
»Und McPhail ?« sagte Kardos heiser.
»Ist bis übermorgen in Seattle
bei einer Bankierskonferenz«, sagte ich ungerührt.
»Kein Grund zur Nervosität, bis
wir Castles Alibi nachgeprüft haben«, brummte Peters, aber sein Tonfall ließ
kein Zweifel darüber, daß er bereits nervös war.
»Tut mir schrecklich leid für
Sie«, sagte ich in entschuldigendem Ton. »Aber da ist noch etwas .«
»Ich möchte es lieber nicht
hören«, knurrte Kardos . »Aber vermutlich bleibt mir
nichts anderes übrig ?«
»Der Nachtwächter muß während
der Nacht jede Stunde seine Kontrollkarte lochen lassen«, sagte ich. »Genau das
hat er letzte Nacht getan, und er schwört, er hätte während der ganzen Zeit
nichts Ungewöhnliches gesehen oder gehört .«
Die beiden Beamten blickten
einander etwa zehn Sekunden lang an und begannen dann gleichzeitig zu reden.
»Ich mische mich sowieso ungern
ein«, sagte Kardos mit breitem, leutseligem Grinsen
auf dem Gesicht. »Schließlich fällt es in die Zuständigkeit des County-Sheriffs
und...«
»Sie haben ohnehin schon den
schwierigsten Teil der Arbeit erledigt, Lieutenant«, sagte Peters mit einem
Ausdruck offener Bewunderung auf dem Gesicht. »Es wäre nicht recht, wenn wir
uns einmischen und Sie um den ganzen Ruhm bringen würden — «
»Leben Sie wohl, Gentlemen«,
sagte ich schnell. »Und darf ich Ihnen viel Glück wünschen ?«
NEUNTES KAPITEL
W ar das nicht ein glücklicher
Zufall, daß ich gerade zurückgekommen bin und Sie draußen vor der Bank habe
stehen sehen, Lieutenant, wie ?« sagte Polnik .
»Doch«, sagte ich nachdenklich.
»Und ich bin auch bloß eine halbe Stunde in der Bank gewesen .«
»Und ob das Glück war«,
wiederholte er vergnügt. Er starrte ein paar Sekunden lang durch die
Windschutzscheibe auf die Straße und zuckte dann die massiven Schultern. »Sie
können mit diesem alten Schlitten schneller fahren als ich, Lieutenant .«
»Vielleicht weil ich
gelegentlich in einem anderen als dem ersten Gang fahre ?« gab ich zu bedenken.
»Möglich«, antwortete er
zerstreut. »Wie ich Ihnen schon sagte, Lieutenant, da ist doch diese Tankstelle
fast gegenüber dem Beerdigungsinstitut. Und der Bursche, dem sie gehört, kann
den Leichenbestatter nicht ausstehen. Er sagt, Brenner käme bestenfalls morgens
um neun Uhr und mache nach drei Uhr nachmittags schon wieder Schluß .«
»Sie haben gute Arbeit
geleistet, Sergeant«, sagte ich. »Wir wollen hinfahren und nachsehen, ob er
inzwischen vielleicht wieder ein paar unbekannte Tote gefunden hat .«
Der winzige Leichenbestatter
sah keineswegs entzückt aus, als er uns zehn Minuten später in sein Büro
eintreten sah.
»Das ist ja Lieutenant — äh — Wheeler .« Er strengte sich gewaltig an und brachte fast ein
Willkommenslächeln zustande. »Und Sergeant — äh...«
»Wie geht’s, Mr. Brenner ?« sagte ich heiter. »Haben Sie inzwischen ein paar neue
unbekannte Leichen entdeckt ?«
»Lieber Himmel, nein!« Er
betupfte sich mit einem feinen Leinentaschentuch die Stirn. »Hoffentlich
geschieht das auch nie wieder! Eine solche Erfahrung genügt auf Lebenszeit.
Finden Sie nicht, Lieutenant ?«
»Ich weiß nicht«, sagte ich
zweifelnd. »Wenn man dabei jeweils zweihundert Dollar verdient, wäre eine
Leiche pro Woche nicht schlecht. Was meinen Sie, Sergeant ?«
Polnik fixierte den kleinen
Leichenbestatter mit einem Fischaugenblick, den er einem mittelalterlichen
Folterknecht abgeschaut haben mußte. »Ich halte ihn für eine miese Kruke «, sagte er gleichmütig.
»Nein, wirklich«, sagte Brenner
und betupfte sich noch heftiger die Stirn. »Ich lasse mich nicht wieder auf
diese Weise beleidigen !«
»Das nächste Mal besorge ich’s
besser«, sagte Polnik und seine
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