Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vom Aussteigen und Ankommen

Titel: Vom Aussteigen und Ankommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Grossarth
Vom Netzwerk:
die Bürger von Damanhur bewusst ein neues Volk gründen. Sie taten dies aus der Not heraus, ihrem Leben wieder Sinn zu geben. Sie wollten einen Qualitätssprung machen, um jedem Einzelnen zu ermöglichen, sich als Teil von etwas viel Größerem zu sehen, um eine Wirklichkeit zu schaffen, die an die Träume eines jeden Einzelnen heranreicht, und so immer neue und größere Ziele erreichen. (…) Ein Teil der Gemeinschaft zu sein bedeutet auch, die Werte, Kultur, Kunst, Lebensart und Gedanken der Gemeinschaft zu teilen. [Und wenn man mal einen Wert nicht teilte? Und wo ließ sich der Volksempfänger etwas leiser stellen?]
    Durch die Integration der Individuen und Gruppen, die durch dieselben Absichten und Ziele geeint sind, können wir den Prozess der Bildung einer neuen Gemeinschaft beginnen. Sie ist mehr als die Summe der gesamten Individuen. [Ja?]
    Jedes Individuum ist mit ihr verbunden in einem symbiotischen Prozess. Ihre Entwicklung geht schneller voran als die Entwicklung der Individuen. Es kann viel schneller wachsen. Gleichzeitig kann sie auch Vorteile vom Wachstum seiner Elemente generieren und so wiederum eine viel komplexere Gestalt annehmen. Wie jeder lebende Organismus wächst sie und entwickelt sich, bis die menschliche Vereinigung sie in magische Dimensionen erhöht. Die Gemeinschaft ist ein sich entwickelnder Organismus, bereichert von der Gegenwart der vielen Menschen, auch derer, die nicht selbst in ihr leben, aber die den Wunsch hegen, an der außergewöhnlichen Möglichkeit teilzuhaben, am gemeinsamen spirituellen Wachstum aller mitzuarbeiten. Auch Sie können ein Mitglied der spirituellen Gemeinschaft Damanhur werden, auch wenn Sie außerhalb leben und an den gesellschaftlichen Aktivitäten nicht teilnehmen können. [Musste man sich dann auch diese Bilder von Falco aufhängen?]
    Der Gemeinschaft anzugehören, diesem außergewöhnlichen Organismus, wie es ihn auf unserem Planeten seit Jahrtausenden nicht gegeben hat, steht allen spirituellen Forschern frei (…) [Warum war Damanhur außergewöhnlicher als das Römische Reich, als August Engelhardts Kokosnusssekte, als die Jesuitenreduktionen in Paraguay, als die Kommune eins oder die kalabrische Mafia?]
    Zur Gemeinschaft zu gehören bedeutet, fast unmerklich und telepathisch mit all ihren Teilen verbunden zu sein, und ermöglicht es, ein gemeinsames Reservoir an Erfahrungen, Fähigkeiten und Wissen anzuzapfen. [Om shalei. Wo musste man den Aufnahmeantrag unterschreiben?]
    Die Intensität dieser Verbundenheit wächst mit der Zeit (…). Die Gemeinschaft ist eine Verbindung der menschlichen und der göttlichen Dimension, sie ist eine Brücke hin zu höheren Kräften.
    Die Sprache kam mir vor wie im Faschismus: alle. Gemeinsam. Jeder. Immer. Der Inhalt aber war zweifelsfrei liberalen Geistes. Ein postmodernes Sammelsurium. Göttliches Orakel, antworte mir: Wieso eigentlich war ausgerechnet im Jahr 1986 die Menschlichkeit verlorengegangen? Vielleicht hatte die Menschlichkeit mit ihrem Untergang genau auf den Zeitpunkt gewartet, an dem die New-Age-Bewegung bereitstand, um sie wieder in die Welt zurückzubringen? Und wieso hatte das Fernsehen nicht darüber berichtet?
    Ich war total erschöpft, die Spinne, die über mein Bettlaken lief, war mir, frei nach dem Waldmenschen, egal, und ich schlief schnell ein. Wenn Damanhur nicht für eine Sekte gehalten werden wollte, dürfte es seinen Gästen nicht solche Texte als Bettlektüre hinlegen.
    Am nächsten Morgen sagte Macaco: »Wir sind eine Gemeinschaft von Individualisten. Es scheint so zu sein, dass hier keine Militarisierung stattfindet, keine Plattmachung des Einzelnen, sondern dass man in der Gruppe stärker wird, stärker und freier.« Ich glaubte es ihr. Sie empfand es so.
    Ich empfand es nicht so. Ich wollte eigentlich auch nie ein Individualist werden, das war ja wieder so ein Ismus, sondern mir so weit, wie ich konnte, eine innere Unabhängigkeit bewahren, was ja wenige konsequent durchhielten, vielleicht nur Jesus; und man weiß, wie es mit ihm endete. So musste es ja angeblich sein, und die wenigen anderen Unabhängigen wurden im Lauf der bisherigen Menschheitsgeschichte früher oder später von den anderen eingesperrt. In der Demokratie hatte diese Grausamkeit ein Ende gefunden. Dafür sperrten sich die Freigeister selbst aus, zum Beispiel in einen Bauwagen im Westerwald.
    Die Begriffe und Werte der Esoteriker und Religiösen waren ähnlich: Humanität, Gebet, Spiritualität. Der wesentliche

Weitere Kostenlose Bücher