Vom Buch zum Byte. Kurze Geschichte des E-Books (German Edition)
seitdem 2010 der Google Bookstore an den Start ging. Ganz so fremd wäre den französischen Aufklärern eine solche Verquickung von Wissenschaft und Wirtschaft aber wohl nicht gewesen. Denn wie Robert Darnton selbst in seinem Klassiker „The Business of Enlightenment“ gezeigt hat, war schon im 18. Jahrhundert die Verbreitung von Diderots berühmter „Encyclopédie“ für Verleger und Autoren ein sehr gutes Geschäft. Das meiste Geld verdiente allerdings der Pariser Buchhändler Charles-Joseph Pankoucke, dank königlichem Privileg ein Quasi-Monopolist. Honi soit, qui mal y pense…
Die Amazon-Story, Teil 2
Mehr als ein Jahrzehnt lang hatte Amazon seit dem Gründungsjahr 1994 die Buchbranche auf ihrem eigenen Territorium angegriffen – dem Handel mit gedruckten Büchern. Das Medium war identisch, nur die Logistik besser organisiert. Die Kosten für das Lagern und den Vertrieb der Ware Buch waren jedoch auch für Amazon beträchtlich. Umso verlockender erschien deswegen der Online-Handel mit digitalen Gütern – sprich E-Books. Schon im Jahr 2000 waren die ersten elektronischen Bücher auf Amazon.com im Angebot. Außerdem hatte Amazon begonnen, viele lieferbare Print-Titel einzuscannen, um auf der Website einen Service namens „Search Inside“ anzubieten – also eine Volltext-Recherche. Was jedoch zum Durchbruch des elektronischen Lesens noch fehlte, waren geeignete Lesegeräte. Schon im Jahr 1997 hatte Bezos während eines Deutschland-Trips gegenüber der taz prophezeit:
„Möglicherweise werden die Bücher aus Papier [zukünftig] durch elektronische Bücher ersetzt, wie sie am MIT schon jetzt entwickelt werden. Das sind Bücher, die ständig mit neuen Texten aufgeladen werden können. Wenn es einmal so etwas geben wird, werden die Bücher, die wir heute kennen, langsam verschwinden.“
Soweit sei es aber noch lange nicht, beschwichtigte Bezos. Denn während der Verkauf von Videofilmen über das Netz an zu niedriger Bandbreite scheitern würde, sei es bei Büchern der fehlende Lesekomfort:
„Die Verbreitung von Büchern wäre kein Problem, aber sie scheitert am Bildschirm, dessen Technik noch sehr primitiv ist. Auf Papier gedruckt ist ein Text unendlich viel besser zu lesen als am Computer. Auch das wird sich mit der Zeit ändern.“
Die Technik, um die es dabei ging, war das elektronische Papier. In den Forschungslaboren der großen Display-Hersteller hatte längst der Wettlauf nach einer stromsparenden, kontraststarken Bildschirmtechnologie begonnen. Ausgangspunkt war dabei eine scheinbar banale Beobachtung: Ist eine Buch- oder Zeitungsseite einmal mit farbigen Pigmenten bedruckt, muss keine Energie mehr aufgewandt werden, um das Druckbild sichtbar zu machen. Das reflektierte Licht einer künstlichen Lichtquelle oder Sonnenlicht reicht aus. Eine reflexive Bildschirmtechnologie würde somit nur Strom verbrauchen, wenn ein neues Bild entstehen soll, also die farbigen Pigmente auf einer Seite neu angeordnet werden.
Weil letztlich nicht der Untergrund entscheidend ist, sondern die Partikel, aus denen sich das Schriftbild zusammensetzt, spricht man mittlerweile auch von elektronischer Tinte („Electronic Ink“ bzw. „E-Ink“). Prototypen gab es bereits seit den 1970er Jahren – beim sogenannten „Gyricon“-Verfahren etwa setzte man bei XEROX im Palo Alto Research Center (PARC) auf winzige Plastikpartikel, die in einer öligen Schicht schwammen Sie wiesen eine helle und eine dunkle Seite auf, und besaßen zugleich auf den beiden Seiten eine unterschiedliche elektronische Ladung. Je nach der angelegten Spannung konnte man somit an einem bestimmten Punkt des Displays einen weißen oder einen schwarzen Punkt erscheinen lassen, der nach dem Abschalten des Stroms erhalten blieb.
Das heute gängige Verfahren ist die sogenannte Elektrophorese – hier werden zwei unterschiedliche Substanzen genutzt, zum einen dunkle Farbpigmente, zum anderen helle Titaniumdioxid-Partikel. Die Tianiumdioxid-Partikel befinden sich je nach angelegter Spannung entweder an der Display-Oberfläche – dann erscheint der jeweilige Abschnitt weiß – oder sie tauchen ab, so dass die Farbpigmente den jeweiligen Abschnitt dunkel erscheinen lassen. Neben dem führenden Hersteller E-Ink Corporation (gegründet 1997) setzen mittlerweile auch Hersteller wie SiPix oder Bridgestone auf solche elektrophoretischen Displays.
Konitchiwa, Librié: Der erste E-Ink-Reader
Um E-Ink fit für den Massenmarkt zu machen, musste vor allem der
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