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Vom Buch zum Byte. Kurze Geschichte des E-Books (German Edition)

Vom Buch zum Byte. Kurze Geschichte des E-Books (German Edition)

Titel: Vom Buch zum Byte. Kurze Geschichte des E-Books (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Warner
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ein Low-Cost-Netbook weitaus vielversprechender? Nicht ganz zufällig konkretisierten sich die Gedankenspiele bei Apple in Sachen Tablet ausgerechnet im Jahr 2007, also genau in dem Jahr, als Amazon mit dem Kindle an den Start ging. Denn das zeigte, dass zwischen PC und Smartphone offenbar ein breiter Spalt für völlig neue Geräteklassen klaffte.
    Das iPad, genau wie das Kindle, war dabei von Anfang an Chefsache. Als Perfektionist stand Steve Jobs dem Amazon-Chef Bezos in nichts nach: „Wie immer drängte Jobs auf die größt mögliche Einfachkeit. Dafür musste man aber wissen, worin die Essenz des Gerätes bestand. Die Antwort: der Bildschirm. So wurde es zum Leitprinzip, das alles, was mit dem Gerät angestellt wurde, über den Bildschirm passieren sollte.“ (Walter Isaacson)
    Im Unterschied zu früheren Konzepten – etwa beim Konkurrenten Microsoft – sollte man also bei der Benutzung deswegen auch ohne einen Eingabestift auskommen. Beim Innenleben des neuen Gadgets ging Apple ebensowenig Kompromisse ein. Nachdem man mit dem Chipfabrikanten Intel nicht handelseinig werden konnte, ließ man mit dem A4-Prozessor kurzerhand ein hochintegriertes „System-on-a-Chip“ designen. Es enthält neben der eigentlichen CPU auch die Komponenten zur Grafik- und Audiowiedergabe sowie den Speicher. Die Chip-Architektur basiert dabei auf der stromsparenden ARM-Technologie, die auch bei E-Readern genauso wie bei Smartphones zum Einsatz kommt.
    Ein Bild vom iPhone leitete dann auch das große Apple-Event am 27. Januar 2010 ein. Daneben war ein Laptop zu sehen. Dazwischen ein Fragezeichen. „Gibt es genug Platz für etwas dazwischen?“, rief Steve Jobs. An dieser Stelle hätte natürlich jemand im Publikum antworten können: „Ja, zum Beispiel für einen E-Reader!“. Doch darum ging es hier nicht. Der Lückenfüller namens iPad war als Multifunktionsgerät gedacht – mit seinem 9-Zoll großen Farb-Display war es perfekt zum Browsen oder emailen, zum Anschauen von Fotos und Videos, zum Anhören von Musik, zum Spielen, und last not least zum Lesen von E-Books und elektronischen Zeitungen. Mit einem Einstiegspreis von 500 Dollar für die Basisversion (WiFi plus 16 Gigabyte Speicher) schien das iPad zudem stärker auf den Massenmarkt ausgerichtete zu sein als andere Apple-Produkte.
    Doch war das iPad wirklich ein Lesegerät? Steve Jobs jedenfalls schien dieser Ansicht zu sein. Ausführlich stellte er während der Präsentation eine neue Lese-App namens iBooks vor. Sie unterstützte den Branchen-Standard epub und machte aus dem iPad einen vollwertigen E-Reader. Siegesbewusst wie immer warf Jobs dem größten Konkurrenten im E-Book-Business den Fehdehandschuh hin: „Amazon hat hier großartige Pionierarbeit geleistet. Wir werden uns aber jetzt auf ihre Schultern stellen.“ Schon rein optisch hatte iBooks einiges zu bieten. Ein virtuelles Bücherregal zeigte die Cover der bereits geshoppten E-Books. Das Umblättern der Seiten war animiert und sorgte zusammen mit der Doppelseiten-Ansicht für ein Buch-ähnliches Ambiente.
    Den Content selbst lieferte nicht mehr iTunes bzw. der App Store, sondern eine in iBooks integrierte E-Commerce-Plattform namens iBook Store. Apples neuer Service sollte von Anfang an gut bestückt sein. Das war die zweite große Überraschung des Tages. Parallel zur iPad-Premiere verkündete Steve Jobs einen Big Deal mit fünf großen Verlagen: Macmillan, Harper Collins, Hachette Book Group, Penguin sowie Simon&Schuster. Die prominenten Buchmacher hatten einen sehr guten Grund für die Kooperation mit Apple – denn iBooks versprach höhere Endkundenpreise als der Kindle-Store. Seinem Biografen Walter Isaacson gegenüber begründete Steve Jobs diese Strategie so:
    „Amazon hat es vermasselt. Sie haben die Bücher nach dem Wholesale-Modell eingekauft, selbst aber unter Preis für 9,99 wieder verkauft. Die Verlage haben das gehasst, denn sie dachten, dass würde ihre Chancen schmälern, jetzt noch Hardcover für 28 Dollar zu verkaufen. Deswegen haben schon vor einiger Zeit manche Verlage begonnen, Amazon manche Titel vorzuenthalten. Wir haben ihnen dann gesagt: ‘Wir bieten euch das Agency-Modell an, bei dem ihr den Endverkaufspreis bestimmt, dafür erhalten wir 30 Prozent Provision, und, zugegeben, die Kunden zahlen dabei ein bisschen drauf, aber das wollt ihr doch sowieso.“
    Allerdings rechnete Jobs nicht damit, dass es für längere Zeit ein Preisgefälle zwischen iBooks und Amazon geben würde. Denn

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