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Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Fremden
auf einer Cocktailparty unterhielte. »Naomi fand Larry immer gräßlich, und mein
Plan, ihn zu heiraten, war ihrer Ansicht nach auch gräßlich .«
    »Vielleicht
gehe ich am besten hinunter und lasse die Haustür offen, damit Helga nicht
aufwacht, wenn die beiden eintreffen«, schlug ich vor.
    »Naomi
hat noch immer ihren eigenen Schlüssel«, sagte sie träge. »Ich wollte die
Schlösser umändern lassen, aber ich habe es vergessen .«
    »Damit
ist das Problem vermutlich gelöst«, stimmte ich zu. »Was für einen Wagen hat
Larry gefahren ?«
    »Einen
weißen Sportwagen«, antwortete sie vage. »Eine ausländische Marke —
italienisch, glaube ich — , irgend so ein komischer
Name.«
    »Maserati?«
    »Ja,
richtig.«
    Die
Stille lastete für ein paar Minuten schwer auf dem Zimmer, und ich begann,
unruhig zu werden. Lisa hatte Larry Gold nicht aus dem Haus gehen sehen, und
sein Sportwagen stand unverändert fünfzig Meter oberhalb des Hauses, wo er
schon den ganzen Abend über gestanden hatte. Es war also anzunehmen, daß er das
Haus überhaupt nicht verlassen, sondern sich irgendwo versteckt gehalten hatte,
bis Lisa und ich weg waren. Ich hätte gern einen Blick in die übrigen Zimmer
hier auf dem Stock geworfen, konnte aber das Mädchen nicht allein lassen.
    »Toni ?« sagte ich hoffnungsvoll, »wäre es Ihnen recht, wenn Helga
heraufkäme und sich ein Weilchen zu Ihnen setzte?« _
    Sie
überlegte mit einem Ausdruck ernster Konzentration auf dem Gesicht und
schüttelte dann langsam den Kopf. »Nein, danke. Helga ist nett — sie ist das,
was Naomi als >tüchtig< bezeichnet —, aber ich glaube, sie würde ein
bißchen gräßlich werden, wenn sie herausfände, was mit Larry passiert ist .«
    Damit
war mein Rundgang hinfällig, bevor er noch begonnen hatte. Ich zündete mir eine
Zigarette an und hoffte, daß Tyler Morgan sich nicht verirrt hatte und sich nun
auf einer einsamen Autostraße in Richtung Pasadena befand. Dann, wie die
Antwort auf das Stoßgebet einer unfreiwilligen Anstandsdame, hörte ich das
Geräusch von Schritten auf der Wendeltreppe. Gleich darauf traten die beiden
ins Zimmer, und ich konnte einen ersten Blick auf die ehrgeizige Dame mit dem
unwahrscheinlichen Namen Naomi Prostett werfen.
    Logischen
Berechnungen nach mußte sie, bei einer achtundzwanzig jährigen Tochter,
mindestens Ende Vierzig sein. Meine Augen stritten rundweg jede Logik ab,
behaupteten, sie sei vielleicht Vierzig, sähe aber wie Mitte Dreißig aus. Ein
Blick auf ihr Gesicht genügte, um in den kräftigen Zügen das Abbild ihrer
Tochter zu erkennen, aber damit endete die Ähnlichkeit auch abrupt. Während
Lisas Gesicht jene faszinierende Kombination von Intelligenz und animalischer
Anziehungskraft ausstrahlte, waren Naomis Züge von erbarmungslosem Ehrgeiz
geprägt. Er lag in dem berechnenden Blick der eiskalten blauen Augen und wurde
betont durch die dünne Nase und den beinahe wilden Zug um den großen Mund.
    Ihr
kurzgeschnittenes Haar war von der Sonne fast weißblond gebleicht und wirkte
auf eine attraktive Weise ungezwungen frisiert. Naomi trug einen
Kaschmirpullover und einen einfachen Rock, beides offensichtlich teuer, ohne
aufregend zu sein — die Standardkleidung der wohlhabenden Frau, die in Westwood Village einkauft — , und
beides offenbarte diskret eine schlanke Figur mit knabenhaften Formen. Manche
haben sie von Natur aus und manche nicht, das ist eine Frage des Stoffwechsels.
Ich nahm an, sie hatte diese knabenhafte Figur einfach dadurch erworben, daß
sie vor etwa zwanzig Jahren aufgehört hatte, richtig zu essen.
    »Toni!«
Ihre Stimme klang heiser und dramatisch. »Oh, mein armer Liebling! Was mußt du
für schreckliche Stunden durchgemacht haben !«
    Sie
rannte anmutig durchs Zimmer auf den weißen Satinstuhl zu, griff nach ihrer
Adoptivtochter und umarmte sie heftig.
    »Sie
sind wohl Rick Holman ?« sagte eine forsche Baßstimme .
    Heute
mußte der Tag sein, an dem ich nahezu alle Leute auf Anhieb nicht ausstehen
konnte, überlegte ich düster. Erst Ivan Massie, dann Vaughans Sekretärin,
Vaughan selbst, dazu sein stellvertretender Geschäftsführer — von Larry Gold
ganz zu schweigen, danach Naomi Prostett , und nun
Tyler Morgan.
    Er
war ein großer, äußerst elegant aussehender Bursche um Fünfzig herum, und er
entsprach genau der Vorstellung des Zeichners eines Gesellschaftsmagazins von
einem retirierten General — ein Vorbild, dem ein retirierter General notabene
nie entspricht. Sein lockiges

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