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Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet

Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet

Titel: Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Rowland
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überhaupt beschwören konnte, daher wusste ich auch so wenig über sie.
    »Du hast mir immer gesagt, dass Dämonen weder gut noch böse sind«, bemerkte ich und ließ meine Tante nicht aus den Augen.
    Tessa schüttelte den Kopf. »Versuch nicht, mir die Worte im Mund umzudrehen. Ich habe nicht behauptet, dass er böse ist. Ich habe gesagt, er ist verschlagen«, antwortete sie, während sie die Bücher zurück in die Regale räumte, ohne sich um solche Kleinigkeiten wie vorhandenen Platz oder die Gesetze der Physik zu kümmern. »Vergiss nicht, gut und böse sind menschliche Ausdrücke, die sich nur auf die menschliche Moral beziehen. Dämonen handeln vollkommen eigennützig und leben nur für ihre Ehre. Was gut ist, denn ohne diesen Ehrenkodex würde im Reich der Dämonen nichts vorangehen.« Sie warf mir einen durchdringenden Blick zu. »Und eine Beschwörung ist für einen Fürsten eine enorme Beleidigung. Jedes dämonische Wesen, das sich für eine solche Beleidigung nicht rächt, würde als schwach angesehen werden und seinen Status einbüßen. Einen Dämon – oder einen Fürsten – zu beleidigen, geschieht immer auf eigenes Risiko.«
    Ich schwieg. Tessa würde mir niemals glauben, dass Rhyzkahl mich einfach hatte gehen lassen. War es denn überhaupt so? Hat er mich einfach gehen lassen? Ich glaube schon, da ich hier bin und noch lebe, aber war die Sache wirklich so einfach?
    Tessa seufzte. »Geh. Du kannst mir später genau erzählen, was geschehen ist, da du im Moment offensichtlich noch nicht dazu in der Lage bist.« Sie rückte die Ketten um ihre Hüften zurecht, während sie den Kopf schüttelte. »Du lebst. Das ist das Einzige, was zählt.« Sie beugte sich vor, als ich aufstand, und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann nahm sie mich am Ellbogen und führte mich zur Tür. »Wir reden später weiter.« Und damit schob sie mich aus der Bibliothek und schloss die Tür hinter mir.
    Ich starrte auf die weiße Tür, während in mir Erleichterung und Verwirrung miteinander kämpften. Zumindest wusste ich jetzt, was Rhyzkahl war. Aber ich hatte das dumme Gefühl, dass ich es lieber gar nicht gewusst hätte.

 
    5
    Arbeit! Jetzt kann ich mich endlich in die Arbeit stürzen und ablenken. Ich war auf dem Weg zur Leichenhalle der Gemeinde. Der Besuch bei Tessa hatte mich nur wenig beruhigt. Zum Glück hatte ich eine Autopsie vor mir, und ich hoffte, sie würde mich davon abhalten, über die Ereignisse der vergangenen Nacht nachzugrübeln. Vielleicht konnte ich wieder einen klaren Gedanken fassen, sobald ich mich mit dem Fall beschäftigte anstatt mit meinem Besucher.
    Wenn nicht mal eine Autopsie mich davon abhielt, über den Sex mit einem Dämon nachzudenken, dann würde nichts dazu in der Lage sein.
    Ich betrat den Vorraum der Leichenhalle und rümpfte automatisch die Nase, als mir ihr unverwechselbarer Geruch entgegenschlug – obwohl ich mich noch gar nicht im Sektionssaal befand. Trotz der Tatsache, dass dies mein erster Fall war, hatte ich schon an einigen Autopsien teilgenommen. Captain Turnham wollte gern, dass seine Ermittler mit all den verschiedenen Verfahrensweisen der unterschiedlichen Ermittlungen vertraut waren, egal womit sich die Detectives jeweils beschäftigten. Viele schimpften und stöhnten darüber, aber niemals in Hörweite des Captains. Ich persönlich fand Sektionen unglaublich faszinierend und hatte mich nie darüber beschwert, selbst wenn meine eigenen Fälle dadurch liegen blieben.
    Der Pathologe Dr. Jonathan Lanza blickte vom Schreibtisch auf, als ich hereinkam. »Morgen, Kara. Lassen Sie die Tür offen.«
    Ich musste lächeln. Selbst für ihn war der Gestank ein bisschen viel. Es roch keineswegs nach Verwesung, wie man normalerweise hätte annehmen können, und das war Dr. Lanzas Sektionsgehilfen Carl zu verdanken, der von sich behauptete, einen zwanghaften Reinlichkeitsfimmel zu haben. Daher duftete es meistens nicht nach verwesendem Fleisch und Formalin, sondern oft geradezu penetrant nach Kiefernnadeln und Bleiche und sonstigen wirklich starken Reinigern aus der Industrie, die Carl irgendwo auftrieb. Doc sagte manchmal, er würde jeden Tag damit rechnen, dass er morgens in die Leichenhalle käme und Carl tot am Boden vorfände, vergiftet durch eine Kombination verschiedener Reinigungsdämpfe.
    »Guten Morgen, Doc«, erwiderte ich, während ich die Tür mit einem Stein, der dort für diesen Zweck lag, feststellte. »Ist es heute die einzige Sektion?«
    Er schüttelte den Kopf.

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