Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
dem Symbolmörder, sich seine Opfer zu holen, ohne dass jemand es mitbekam. Dann schaffte er sie an einen sicheren Ort, wo er sie mehrere Tage auf abscheulichste Weise folterte und schließlich rituell tötete. Manchmal litten sie bis zu einer Woche, bevor er sie erlöste. Und immer hinterließ er arkanische Spuren an ihren Leichen sowie das unbekannte Symbol.
Aber warum? Welche Verbindung hatte er zur arkanischen Welt? Es gab eine ganze Reihe von Dingen, zu denen Tod und Blut gehörten, aber leider – oder glücklicherweise – kannte sich Tante Tessa mit diesen Bereichen nicht besonders gut aus.
Ich griff nach dem Bild von dem Mädchen, das in der Kläranlage gefunden worden war, und sah mir noch einmal die parallelen Schnitte und das Symbol an, das ihr in die Brust geritzt worden war. Das muss verflucht wehgetan haben. Und das Messer musste unglaublich scharf gewesen sein, wenn man die Präzision der Schnitte betrachtete.
Ich seufzte und zog die Bilder von dem allerersten Opfer hervor, das vor sieben Jahren gefunden worden war. Ein junger farbiger Mann Mitte zwanzig, auf den drei der vier Voraussetzungen zugetroffen hatten: obdachlos, Stricher und drogenabhängig. Ich blätterte die Bilder schnell durch, bis ich eins von dem Symbol fand. Es war sorgfältig auf die Innenseite seines Oberschenkels gebrannt worden, direkt unter den Hodensack.
Ich legte die Akte zurück und nahm mir die nächste. Es war ein Weißer in seinen Sechzigern, obdachlos, keine Familie, psychisch krank. Ihm war das Symbol direkt auf die Genitalien gebrannt worden. Noch mehr Folter. Nicht nur ein Brandzeichen, sondern eins, das auch noch unglaubliche Schmerzen verursachen sollte.
Aber warum überraschte mich das? Es sagte mir nichts Neues über den Killer. Aber vielleicht verriet es mir etwas über das Symbol selbst. Wenn es ein arkanisches Zeichen war, dann war vielleicht der Schmerz, der mit der Stelle einherging, an der es angebracht wurde, durchaus wichtig. Vielleicht erzeugte es mehr Macht?
Ich legte die Akte wieder weg und zog dann jene heraus von dem Opfer, das ich als Streifenpolizistin gesehen hatte. Ich brauchte mir die Bilder gar nicht anzusehen. Ich erinnerte mich noch genau daran, wo sich das Symbol befunden hatte. Zuerst hatten die Ermittler nicht geglaubt, dass es sich um denselben Killer handelte, weil an der Leiche kein Symbol gefunden worden war. Erst als der Pathologe während der Autopsie Zunge und Luftröhre entfernte, wurde es entdeckt – es war auf den Ansatz ihrer Zunge gebrannt worden.
Ich zuckte zusammen, als es an meiner Tür klopfte, und biss mir auf die Zunge, um nicht aufzuschreien.
»Herein«, rief ich und hatte Mühe, meinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu bekommen, als Cory Crawford die Tür öffnete. Seine braunen Augen glitten kurz über die Akten und Bilder, die auf meinem Schreibtisch verstreut lagen, dann sah er mich an, einen mürrischen Zug um den Mund.
»Dr. Lanza hat angerufen, um Bescheid zu sagen, dass er morgen früh ins Gericht muss, daher wird er Ihre neueste Leiche erst am Nachmittag aufschneiden können.«
»Okay«, erwiderte ich wachsam. »Vielen Dank für die Warnung.«
Noch einmal glitt Corys Blick durch mein Büro. »Machen Sie irgendwelche Fortschritte?«
»Es ist … eine Menge durchzusehen. Im Moment versuche ich, irgendeine Verbindung zwischen den Opfern zu finden.«
Er nickte steif, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann schloss er ihn wieder und schüttelte den Kopf. Aber schließlich ließ er sich doch noch zu einer Bemerkung hinreißen: »Kara, ich hab mich neulich Abend wie ein Idiot benommen. Sie werden das wunderbar machen. Tut mir leid.«
Ich atmete aus. »Alles okay.«
Er nickte erneut, dann schloss er die Tür. Ich hörte, wie sich seine Schritte über den Gang entfernten, während ich mich in meinem Stuhl zurücklehnte und mir etwas leichter ums Herz wurde. Ja, jetzt ist alles besser. Und jetzt musst du dir nur noch Sorgen darum machen, dass der Chief dich für durchgeknallt hält, dass Agent Kristoff glaubt, du seiest inkompetent, um deinen One-Night-Stand mit einem Dämon … ach ja, und um einen Serienkiller, der immer noch frei herumläuft. Ich verzog das Gesicht, setzte mich wieder gerade hin, zog eins der Tatortfotos zu mir heran und wünschte mir zum hunderttausendsten Mal, dass es irgendeine Möglichkeit gäbe, diese arkanischen Spuren zu fotografieren.
Ich kann sie nicht fotografieren , dachte ich und fand mich damit ab, aber vielleicht
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