Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
Laut von sich. »Sie.«
Ich brauchte einen Moment, um die Bemerkung meiner Tante zu begreifen. »Warte mal, es ist mehr als ein Täter?«
»Ja. Zumindest stammen die Spuren an dieser Leiche von zwei verschiedenen Quellen.« Sie seufzte. »Aber über die zweite kann ich wirklich nichts sagen. Ich wüsste nicht mal das Geschlecht oder die Spezies.«
»Spezies?«, fragte ich verblüfft. Meine Tante wandte mir den Kopf zu.
»Ja, Liebes. Sie muss nicht unbedingt menschlich sein.«
Ich stöhnte. »Ach, du Scheiße! Der Kerl könnte sich also mit einem Dämon zusammengetan haben?«
»Du hast mir nicht zugehört«, tadelte sie. »Ich habe gesagt, ich weiß es nicht. Es kann ein Mensch sein, es kann ein Dämon sein. Es könnte auch ein Tintenfischwesen vom Mars sein.«
Ich schnaubte leise und lächelte. »Natürlich, liebstes Tantchen.«
»Ach bitte«, stöhnte sie. »Hör auf damit. Jetzt leuchte mal hierher, liebste Nichte.« Ich drehte die Taschenlampe wieder an, und Tessa nahm sie mir aus der Hand und leuchtete direkt auf das Symbol auf dem Unterkörper des Mannes. Sie starrte darauf und murmelte etwas vor sich hin. Schließlich seufzte sie und schüttelte den Kopf. »Ich habe absolut keine Ahnung, was das ist.« Sie gab mir die Taschenlampe wieder. »Da werden wir einen Dämon um Rat fragen müssen. Ich wünschte, wir wüssten, wie du die Beschwörung von Rysehl verpatzt hast.«
Meine Lippen wurden schmal. »Ich habe sie nicht verpatzt.«
Sie machte ein entschuldigendes Gesicht. »Tut mir leid, ich habe es nicht so schroff gemeint. Aber irgendwas ist schiefgegangen, und mir wäre wohler, wenn ich wüsste, was es gewesen ist.« Sie lächelte und tätschelte meine Wange. »Mach dir keine Sorgen, Süße, wir bekommen das noch raus.«
Ich schloss den Leichensack wieder, dann nahm ich eine neue Plastikschlinge aus meiner Tasche und versiegelte ihn erneut. »Gut. Wie auch immer. Gehen wir.«
Wir verließen die Kühlkammer, und ich verschloss sie, aber Tessa blieb kurz stehen, als ich aus der Leichenhalle hinausgehen wollte. »Ich bin nicht deine Feindin, Kara. Ich weiß, dass ich in der Vergangenheit einiges vermurkst habe, aber ich gebe mir hier wirklich Mühe.«
Ich ließ den Kopf hängen. Ich war eine Idiotin und ließ meinen eigenen Stress an ihr aus. »Du hast nichts vermurkst.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Der Monat, den ich mich in Japan herumgetrieben und dich der Pflegefamilie überlassen habe …«
»Das hast du richtig gemacht«, unterbrach ich sie. Meine Stimme war ein wenig rau. Ich blickte sie an und erkannte das schlechte Gewissen in ihrem Gesicht. »Tessa, das ist Vergangenheit. Du … hast genau das Richtige getan. Du hast es richtig gemacht«, wiederholte ich.
Sie holte tief Luft und nickte. »Ich hätte jedenfalls dafür sorgen sollen, dass du in der Highschool mehr Freunde hast. Dass du öfter ausgehst …«
»Okay, wollen wir jetzt die ganze Nacht hier herumstehen und uns in Schuldgefühlen suhlen?« Ich funkelte sie aufgesetzt an. »Denn wenn du das wirklich vorhast, würde ich es gern irgendwo tun, wo es nicht so verdammt stinkt.«
Sie lachte und umarmte mich. »Freche kleine Ziege. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich mich mit dir abgebe.«
»Ich auch nicht, aber du hast mich nun mal am Hals.« Ich drückte sie kurz. »Komm, lass uns hier verschwinden.«
9
Die nächsten paar Tage verbrachte ich mit der aufregendsten Polizeiarbeit, die ich mir je hätte vorstellen können.
Von wegen.
Ich seufzte und schob eine weitere Kassette in den Videorekorder, lehnte mich auf meinem Bett zurück und startete mit der Fernbedienung das Band. Im Fernsehen war so was niemals zu sehen, diese endlosen Stunden, die man damit verbrachte, Überwachungsvideos durchzuschauen in der Hoffnung, dass vielleicht möglicherweise irgendeine Kleinigkeit auftauchte, die unter Umständen den Ermittler auf eine vage Spur brachte. An dem Tag nachdem ich mit Tessa in die Leichenhalle eingebrochen war, war ich zu jedem Geschäft und jeder Tankstelle im Umkreis von einem Kilometer um beide Tatorte gefahren und hatte die Bänder aus den Überwachungskameras eingesammelt, auf denen die Zeit zwischen Sonnenuntergang und ein paar Stunden nach dem Auffinden der Leichen zu sehen war.
Dann hatte ich die Kiste mit den Kassetten mit nach Hause genommen, es mir bequem gemacht und sie mir nacheinander angesehen – bis ich zu schielen begann –, auf der verzweifelten Suche nach
Weitere Kostenlose Bücher