Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
Runen? Ich kenne sie nicht«, sagte er mit leichtem Unmut in der Stimme.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte ich aufrichtig. »Ich werde jemanden fragen müssen, der davon mehr versteht.«
Er nickte kurz. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich informieren würden, sobald Sie etwas erfahren.« Er gab mir mein Notizbuch zurück. »Und vielen Dank, dass Sie mir vertraut haben«, fügte er hinzu, als ich das Notizbuch wieder an mich nahm. Sein Lächeln wirkte aufrichtig, soweit ich es beurteilen konnte.
Vorsichtig erwiderte ich es. »Dann lassen Sie es mich nicht bereuen.«
Mein Handy klingelte, als ich auf dem Weg zu meinem Auto war. Dr. Lanzas Name erschien auf dem Display.
»Hi, Doc«, sagte ich, als ich das Gespräch annahm. »Wo haben Sie es gefunden? Sie haben es doch gefunden, oder?«
»Kara«, erwiderte der Doc mit seltsam rauer Stimme, »ich bin seit fast fünfzehn Jahren Pathologe, ich habe über fünftausend Sektionen durchgeführt, aber so etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Wovon reden Sie?«
»Wir haben das Symbol gefunden.«
»Okay, wo ist es?«
Stille.
»Doc?«, hakte ich nach. »Wo war es?«
»Gott, Kara. Sie werden es nicht glauben, und ich habe absolut keine Erklärung dafür, wie es dorthin gekommen ist.«
»Doc! Wo zum Teufel haben Sie es gefunden?«
»Es war … auf der Innenseite ihrer Gebärmutter, Kara. Nur um Himmels willen fragen Sie mich nicht, wie es dorthin gekommen ist.«
Nachdem ich aufgelegt hatte, saß ich in meinem Auto und starrte auf das Handy. Wenn ich jemals einen physischen Beweis dafür gebraucht hatte, dass diese Morde arkanischer Natur waren, dann hatte ich ihn gerade bekommen. Konnte ein Dämon das Symbol dort angebracht haben? Tessa hatte gesagt, dass es zwei Quellen für die Spuren gab. Konnte der Killer ein Beschwörer sein und einen Dämon benutzen, um ihm zu helfen? Wieder einmal war ich mit meinem Latein am Ende.
Erklär mir das mal, Harris.
13
Ich fuhr nach Hause, scannte die Skizzen der Runen und Sigillen in den Computer und hängte sie an eine E-Mail, die ich meiner Tante schickte, aber zu meiner Enttäuschung kamen sie Tessa in keiner Weise bekannt vor.
Ich muss mit einem Experten sprechen. Ich muss einen Dämon rufen. Allein bei dem Gedanken an eine Beschwörung breitete sich ein Gefühl der Unsicherheit in mir aus, was mich wiederum ärgerte. Ich konnte doch nicht jetzt plötzlich Angst davor haben, eine normale Beschwörung durchzuführen. Schließlich konnte ich nicht einfach aufhören, Beschwörerin zu sein. Gerade jetzt war es viel zu wichtig, dass ich eine war.
Die Kellertür sah mich geradezu flehentlich an, aber ich spürte, wie ich unwillkürlich zögerte. Ich wusste immer noch nicht, warum die letzte Beschwörung so fürchterlich schiefgegangen war. Ich war nur knapp einer Katastrophe entkommen, wie man sie als Beschwörer nicht schlimmer durchmachen konnte – und trotzdem war ich noch am Leben.
Und überlebt habe ich nur, weil … ja, warum? Habe ich Glück gehabt? Diese Frage quälte mich, obwohl ich versuchte, sie zu verdrängen. Ich fand mich wirklich nicht abstoßend, aber ich war auch keine umwerfende Schönheit voller Charme, die einen Dämonenfürsten interessieren würde. Ich trat auf der Stelle. Wenn ich heute Abend eine Beschwörung durchführte, war das gar kein schlechter Zeitpunkt. Wir hatten keinen Vollmond, wodurch das Ritual eine gewisse Stabilität bekam. Allerdings waren die Kräfte auch schwach. Am einfachsten konnte man bei Vollmond beschwören, besonders wenn es um höher gestellte Dämonen ging, aber ich wollte mich nicht damit verrückt machen. Vielleicht kann ich ja Kehlirik noch mal rufen? Er schuldete mir noch einen Gefallen, was bedeutete, es war eine ziemlich sichere Angelegenheit, ihn zu rufen. Und ein Reyza wäre bestimmt in der Lage, diese Runen zu entziffern.
Ich grübelte mehrere Minuten darüber nach, doch schließlich gab ich den Gedanken widerwillig auf. Es stimmte zwar, dass ich nicht allzu viel Energie für Schutzmaßnahmen und Schilde hätte aufwenden müssen, aber das Ritual, einen Dämon der zwölften Ebene zu beschwören, konnte Kräfte erforderlich machen, die mir während des abnehmenden Mondes nicht in dem Maße zur Verfügung standen. Ich musste bis zum nächsten Vollmond warten. Heute Abend musste ich mich mit einem niedrigeren Dämon der zweiten oder dritten Ebene begnügen – hoffentlich einem, der mir einen Hinweis geben konnte, welchem Zweck all diese Leichen dienen
Weitere Kostenlose Bücher